My­then und Am­men­mär­chen rund ums Stil­len

Mutter stillt ihr Baby
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Was die Leu­te nicht al­les über das Stil­len wis­sen! Kaum hat sich nach der Ge­burt al­les ein we­nig ein­ge­spielt, wer­den Sie auch schon mit ver­meint­lich gu­ten Rat­schlä­gen ein­ge­deckt - und dies na­tür­lich meis­tens un­ge­fragt. Hier ei­ni­ge My­then und Am­men­mär­chen rund ums Stil­len, die Sie ge­trost igno­rie­ren kön­nen.

Stil­len funk­tio­niert ganz von selbst


Mut­ter­milch ist die na­tür­lichs­te Er­näh­rung für ein Baby. Das heisst aber noch lan­ge nicht, dass al­les von An­fang an wie am Schnür­chen klappt. Stil­len muss erst ein­mal ge­lernt und ge­übt wer­den. Ge­ben Sie dar­um nicht zu schnell auf, wenn Ih­nen die An­fangs­schwie­rig­kei­ten zu schaf­fen ma­chen. 

Stil­len­de Müt­ter müs­sen viel trin­ken, um ge­nü­gend Milch zu pro­du­zie­ren


Die Milch­men­ge rich­tet sich da­nach, wie oft und wie lan­ge das Baby trinkt und nicht nach der Trink­men­ge der Mut­ter. Wenn Sie über Ih­ren Durst hin­aus trin­ken, kann dies die Milch­pro­duk­ti­on so­gar hem­men, da das An­ti­di­ure­ti­sche Hor­mon (ADH) de­ak­ti­viert wird und der Kör­per Was­ser aus­schwemmt. Rich­ten Sie sich ganz nach Ih­rem Durst­ge­fühl.

Wenn Sie un­si­cher sind, ob Sie ge­nü­gend trin­ken, ach­ten Sie auf die Far­be Ih­res Urins: So­lan­ge er nicht dun­kel­gelb ist, ist die Flüs­sig­keits­zu­fuhr aus­rei­chend. 

Vom Stil­len be­kommt man ei­nen Hän­ge­bu­sen


Es ist eine Tat­sa­che, dass die weib­li­che Brust sich im Lau­fe der Jah­re ver­än­dert. In der Pu­ber­tät nimmt sie ihre ge­ne­tisch vor­ge­ge­be­ne Form an, in der Schwan­ger­schaft be­rei­tet sie sich aufs Stil­len vor und mit zu­neh­men­dem Al­ter ver­liert sie an Straff­heit. Ob eine Frau stillt oder nicht, än­dert dar­an nichts. Dar­um wäre es scha­de, aus lau­ter Angst vor ei­nem Hän­ge­bu­sen auf die vie­len Vor­zü­ge des Stil­lens zu ver­zich­ten. 

Klei­ne Brüs­te ge­ben we­ni­ger Milch als gros­se Brüs­te


Für das Stil­len ist das Milch­drü­sen­ge­we­be ent­schei­dend. Grös­se­re Brüs­te ha­ben zwar mehr Fett­ge­we­be, nicht aber in je­dem Fall mehr Milch­drü­sen­ge­we­be. Die Grös­se der Brust hat also kei­nen Ein­fluss dar­auf, wie viel Milch pro­du­ziert wird.  

Frau­en, die stil­len, ver­lie­ren die über­schüs­si­gen Schwan­ger­schafts­pfun­de im Hand­um­dre­hen


Es gibt sie tat­säch­lich, die Frau­en, die in der Still­zeit schnell wie­der ihr ur­sprüng­li­ches Ge­wicht er­rei­chen. Man­che Frau­en ver­lie­ren aber trotz er­höh­tem Ka­lo­ri­en­ver­brauch nur lang­sam an Ge­wicht oder sie neh­men gar zu.

Ob Sie schnell ab­neh­men oder nicht, hängt von Ih­rem Stoff­wech­sel ab. Set­zen Sie sich auf kei­nen Fall un­ter Druck, wenn bei Ih­nen die Schwan­ger­schafts­pfun­de län­ger blei­ben. Ge­sun­de, aus­ge­wo­ge­ne Er­näh­rung ist jetzt wich­ti­ger als das Ide­al­ge­wicht. Eine Ra­di­kal­di­ät wür­de aus­ser­dem dazu füh­ren, dass im Fett­ge­we­be ein­ge­la­ger­te Schad­stof­fe frei­ge­setzt wer­den und in die Mut­ter­milch über­ge­hen.

Mit Rück­bil­dung und Sport soll­te man erst nach dem Ab­stil­len be­gin­nen


Dies stimmt na­tür­lich nicht. Be­reits eine Wo­che nach der Ge­burt kön­nen Sie mit sanf­ten An­span­nungs­übun­gen be­gin­nen und die In­ten­si­tät all­mäh­lich stei­gern, bis Sie nach 6 bis 8 Wo­chen ei­nen Rück­bil­dungs­kurs be­su­chen. Es spricht nichts da­ge­gen, da­nach wie­der mit ei­nem sanf­ten Sport­pro­gramm zu be­gin­nen.

Be­we­gung hilft, über­schüs­si­ge Pfun­de ab­zu­bau­en, bringt den Kreis­lauf in Schwung, stärkt das Im­mun­sys­tem und hebt die Stim­mung. Das Ge­rücht, die Milch wer­de beim Sport sau­er, stimmt na­tür­lich nicht. Un­ter­su­chun­gen ha­ben le­dig­lich ge­zeigt, dass sich der Ge­schmack der Milch bei sehr in­ten­si­vem Trai­ning ge­ring­fü­gig ver­än­dert. 

Stil­len ist ein gu­tes Ver­hü­tungs­mit­tel


Stil­len bie­tet zwar ei­nen ge­wis­sen Schutz vor ei­ner zu kur­zen Schwan­ger­schafts­fol­ge, ist je­doch nie­mals so zu­ver­läs­sig wie mo­der­ne Ver­hü­tungs­me­tho­den. Da die ers­te Mens­trua­ti­on nach der Ge­burt erst nach dem Ei­sprung er­folgt, ist den meis­ten Frau­en gar nicht be­wusst, dass der Zy­klus wie­der in Gang ge­kom­men ist. Be­fas­sen Sie sich des­halb früh­zei­tig mit der Fra­ge, wie Sie die Ver­hü­tung in der Still­zeit hand­ha­ben wol­len.

Kof­fe­in ist un­be­denk­lich


Ein Kof­fe­in­schub in Zei­ten des Schlaf­man­gels ist na­tür­lich der Mut­ter sehr will­kom­men. Lei­der geht das Kof­fe­in auch in die Mut­ter­milch über. Mehr als drei Tage braucht ein Baby, um den Stoff in sei­nem Kör­per ab­zu­bau­en. Aus­ser­dem kann das Kof­fe­in Bauch­weh und Blä­hun­gen ver­ur­sa­chen. Wenn Sie trotz­dem nicht ganz auf Kaf­fee ver­zich­ten möch­ten, soll­ten Sie ihn gleich nach der Still­mahl­zeit trin­ken, da­mit ein Gross­teil des Kof­fe­ins be­reits ab­ge­baut ist, wenn das Baby wie­der Hun­ger hat.

Bloss kei­ne blä­hen­den Le­bens­mit­tel es­sen!


Ko­li­ken ma­chen dem Baby und den El­tern ganz schön zu schaf­fen. Kein Wun­der, dass man nach We­gen sucht, sie zu ver­mei­den. Dass blä­hen­de Nah­rungs­mit­tel wie z. B. Hül­sen­früch­te, Kohl und Lauch die Ver­dau­ungs­pro­ble­me ver­ur­sa­chen, ist je­doch nicht er­wie­sen. Zu Blä­hun­gen kommt es beim Baby ver­mut­lich auf­grund der Un­rei­fe des Ver­dau­ungs­trak­tes und des Ner­ven­sys­tems.

Schrän­ken Sie sich beim Es­sen nicht zum Vorn­her­ein un­nö­tig ein, son­dern es­sen Sie das, was Ih­nen schmeckt. Wenn Sie den Ein­druck ha­ben, Ihr Baby lei­de im­mer dann an Bauch­krämp­fen, wenn Sie et­was Be­stimm­tes ge­ges­sen ha­ben, ver­zich­ten Sie ver­suchs­wei­se für eine Wo­che auf das Le­bens­mit­tel. 

Das Baby muss die Brust leer trin­ken


Eine Schop­pen­fla­sche ist ir­gend­wann leer - die Brust nicht, denn im Milch­drü­sen­ge­we­be wird lau­fend Milch ge­bil­det. Wenn sich die Brust weich an­fühlt und die Milch nicht mehr so reich­lich fliesst, kön­nen Sie das Baby auf der an­de­ren Sei­te an­le­gen. 

Bei ei­ner Brust­ent­zün­dung muss man ab­stil­len


Frü­her wur­de dies oft so ge­hand­habt, heu­te wer­den Müt­ter aber er­mu­tigt, bei ei­ner Brust­ent­zün­dung wei­ter zu stil­len. Wich­tig ist je­doch, dass Sie sich viel Ruhe gön­nen, sich von der Still­be­ra­te­rin zei­gen las­sen, wie die Be­schwer­den ge­lin­dert wer­den kön­nen und sich in ärzt­li­che Be­hand­lung be­ge­ben, wenn die Be­schwer­den nach ein bis zwei Ta­gen nicht ab­ge­klun­gen sind. Falls Sie Me­di­ka­men­te ein­neh­men müs­sen, wird dar­auf ge­ach­tet, dass die­se für stil­len­de Müt­ter ge­eig­net sind.

Eine Frau, die Flach- oder Hohl­war­zen hat, kann nicht stil­len


Mit et­was Vor­be­rei­tung und ei­ner Por­ti­on Ge­duld klappt das Stil­len auch bei Frau­en, die Flach­war­zen oder Hohl­war­zen ha­ben. Le­sen Sie un­se­re hilf­rei­chen Tipps und las­sen Sie sich von Ih­rer Heb­am­me zei­gen, wie Sie Ihr Baby trotz­dem stil­len kön­nen. 

Die Milch reicht nicht


Eben noch hat­te das Baby ei­nen gut ein­ge­spiel­ten Still­rhyth­mus – und auf ein­mal ver­langt es an­dau­ernd die Brust. Dies be­deu­tet nicht, dass Sie zu we­nig Milch ha­ben. Ver­mut­lich macht Ihr Baby ge­ra­de ei­nen Wachs­tums­schub durch. Durch häu­fi­ge­res An­le­gen wird die Milch­pro­duk­ti­on ge­stei­gert und schon bald wird Ihr Baby wie­der we­ni­ger Mahl­zei­ten brau­chen, um rich­tig satt zu wer­den. Beim Stil­len re­gelt näm­lich die Nach­fra­ge das An­ge­bot. 

Die Mut­ter­milch ist zu dünn, dar­um wird das Baby nicht satt


Mut­ter­milch sieht dün­ner und fett­ar­mer aus als Kuh­milch. Dies be­deu­tet aber kei­nes­falls, dass sie we­ni­ger nahr­haft ist. In ih­rer Zu­sam­men­set­zung ist sie ge­nau auf die Be­dürf­nis­se des Ba­bys ab­ge­stimmt. So ent­hält zum Bei­spiel das Ko­los­trum, die "Vor­milch", ei­nen hö­he­ren An­teil an Pro­te­in, zu­sätz­li­che Vit­ami­ne so­wie An­ti­kör­per, die das Neu­ge­bo­re­ne vor In­fek­tio­nen schüt­zen und Ma­gen-Darm-Er­kran­kun­gen vor­beu­gen.

Nur wenn ein Baby rich­tig satt ist, schläft es durch


Es gibt zahl­rei­che Grün­de, war­um ein Baby nachts wach wird. Mal ist es der Hun­ger, mal ist es eine vol­le Win­del, mal möch­te es sich ein­fach ver­ge­wis­sern, dass al­les in Ord­nung ist. Wenn das Baby nicht durch­schläft, be­deu­tet dies nicht, dass es von der Mut­ter­milch nicht satt wird und des­halb abends bes­ser ei­nen Schop­pen be­kom­men soll­te. Durch­schla­fen wird das Baby erst, wenn es ge­lernt hat, ohne die Hil­fe der El­tern wie­der in den Schlaf zu fin­den, nach­dem es kurz auf­ge­wacht ist. 

Nach dem 6. Mo­nat ist Mut­ter­milch nicht mehr nahr­haft ge­nug


Ab dem 5. bis 6. Le­bens­mo­nat sind das Ver­dau­ungs­sys­tem, die Nie­ren­funk­ti­on und der Stoff­wech­sel so­weit ent­wi­ckelt, dass das Baby Bei­kost ver­tra­gen kann. Die meis­ten Ba­bys si­gna­li­sie­ren jetzt ein deut­li­ches In­ter­es­se am Es­sen.

Die Mut­ter­milch hat da­mit aber nicht aus­ge­dient, denn sie passt sich den Be­dürf­nis­sen des Kin­des an. Die in ihr ent­hal­te­nen An­ti­kör­per sind jetzt, wo es zu krab­beln be­ginnt und al­les in den Mund steckt, be­son­ders wich­tig. Zu­dem ist Stil­len mehr als nur Nah­rungs­auf­nah­me. Die Nähe und Ge­bor­gen­heit an der Brust schätzt das Baby auch noch, wenn es be­reits auf al­len vie­ren sei­ne Welt er­kun­det.

Schwan­ge­re dür­fen nicht stil­len


Wenn ein Ge­schwis­ter­kind un­ter­wegs ist, be­deu­tet dies nicht au­to­ma­tisch, dass Sie ab­stil­len müs­sen. Sie kön­nen Ihr grös­se­res Kind ge­trost wei­ter stil­len, so­lan­ge es Ih­ren Kör­per nicht zu stark be­las­tet. Mög­li­cher­wei­se ver­liert Ihr Kind je­doch von sich aus das In­ter­es­se am Stil­len, weil sich der Ge­schmack der Mut­ter­milch in der Schwan­ger­schaft ver­än­dert.

Falls ein Ri­si­ko für Fehl- oder Früh­ge­burt be­steht, soll­ten Sie si­cher­heits­hal­ber ab­stil­len.

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