Stilltipps: So regen Sie die Milchbildung an

Die Milchproduktion muss beim Stillen erst einmal richtig in Gang kommen. Was ausser häufigem Anlegen, Geduld und Gelassenheit sonst noch hilft...

Neugeboborenes trinkt an der Brust
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Beim Stillen regelt die Nachfrage das Angebot. Je mehr das Baby trinkt, umso mehr Milch wird gebildet. In den ersten ein bis zwei Tagen steigert sich die Milchmenge nur langsam - das ist ganz normal und kein Grund zur Sorge. Danach werden die Brüste deutlich grösser (Milcheinschuss) und die Milchmenge legt kräftig zu. Nach Komplikationen in der Schwangerschaft oder während der Geburt kann der Milcheinschuss verzögert einsetzen.

Am Anfang braucht es Geduld


Bis sich die Milchproduktion eingespielt hat, kann es zuweilen dauern. Wenn das Baby bei jeder Mahlzeit nur ganz kurz trinkt, nicht kräftig saugen mag oder nach kurzer Zeit schläfrig wird und nur noch an der Brust nuckelt, wird die Brust nicht richtig entleert. Dies führt dazu, dass nur wenig Milch nachgebildet wird. Aus Furcht, das Baby könnte nicht satt werden, beginnen viele Mütter zuzufüttern oder stillen gar ganz ab. Doch dies wäre in vielen Fällen nicht nötig, denn es gibt einiges, das Sie tun können, um die Milchbildung anzuregen, so dass auch bei Ihnen Angebot und Nachfrage bald ins Lot kommen.

Das Allerwichtigste: Stress vermeiden


Stress wirkt sich ungüngstig auf die Milchbildung aus. Gesellt sich dazu noch die Angst, dass Ihr Baby nicht satt wird, kann dies den Milchspendereflex hemmen und das Stillen klappt erst recht nicht. Es ist leicht gesagt, Sie sollten sich keine Sorgen machen und sich nicht stressen lassen -  wo doch das Wohlergehen Ihres Kindes für Sie an erster Stelle steht. Damit Sie sich ganz Ihrem Baby widmen und in Ruhe das Stillen üben können, brauchen Sie nicht Ratschläge, sondern viel Unterstützung. Zum einen ganz praktisch, indem man Ihnen Arbeit abnimmt, damit Sie sich nicht um alltägliche Aufgaben kümmern müssen. Zum anderen durch die Stillberaterin oder die Hebamme, die Ihnen zeigt, was Sie tun können, damit es Ihrem Baby und Ihnen gut geht. Und schliesslich auch durch Menschen, die Sie zum Dranbleiben ermutigen und Sie nicht zum Aufgeben drängen, wenn die Milch erst mal nur spärlich fliesst. 

Stillen nach Bedarf


Häufiges Anlegen ist der beste Weg, um die Milchbildung anzuregen. Acht bis zwölf Stillmahlzeiten innerhalb von 24 Stunden sind in den ersten Wochen vollkommen normal, es können aber durchaus auch mehr sein. Zögern Sie also das Stillen nicht hinaus, um die Abstände zwischen den Mahlzeiten möglichst gross zu halten, in der Hoffnung, dass dann mehr Milch vorhanden ist. Legen Sie das Baby an, sobald es Hunger signalisiert, beispielsweise, indem es an den Fingerchen saugt, saugende Lippenbewegungen macht oder nach der Brust sucht. Schläft das Baby, können Sie es durchaus sanft wecken. 

Hausmittel zur Unterstützung der Milchbildung


Falls die Milch gerade so ausreicht und Sie die Milchbildung sanft anregen möchten, stehen Ihnen diverse Hausmittel zur Auswahl. Zwar ist die Wirksamkeit längst nicht bei jedem Hausmittel wissenschaftlich erwiesen, stillende Mütter machen jedoch oftmals gute Erfahrungen damit:

  • Trinken Sie täglich 2 grosse Tassen Stilltee. Fertige Teemischungen sind in Apotheken, Drogerien und Reformhäusern erhältlich, Sie können aber auch eine Teemischung nach Ihrem eigenen Geschmack mischen.

  • Grundsätzlich sollten Sie viel trinken: Leitungswasser oder Mineralwasser mit wenig Kohlensäure sowie ungesüsste Tees und verdünnte Säfte.

  • Den folgenden Kräutern und Gewürzen wird  eine milchbildende Wirkung zugeschrieben: Anis, Basilikum, Bockshornklee, Brennnessel, Dill, Fenchelfrüchte, Eisenkraut, Geissrautenkraut, Kümmel, Koriander, Kreuzkümmel, Majoran, Melisse und Sternanis. Meiden sollten Sie Petersilie, Pfefferminze und Salbei, denn diese hemmen die Milchbildung.

  • Auch alkoholfreies Bier und Malzbier fördern die Milchbildung. Ob es tatsächlich hilft, regelmässig Rivella zu trinken, ist nicht erwiesen - viele Mütter schwören aber trotzdem auf die Wirkung des Milchserum-Getränks.

  • Zur Steigerung der Milchmenge werden oft auch Stillkugeln empfohlen. Der nahrhafte Snack ist schnell hergestellt und ein guter Energielieferant, wenn Ihnen wenig Zeit zum Essen bleibt.

  • Eine günstige Wirkung auf den Milchfluss sollen Lebensmittel wie Griess, Malz, Gerste, Hafer und Spargel haben. Dies ist allerdings nicht wissenschaftlich bewiesen. 

Wechselstillen


Lassen Sie das Baby bei jeder Mahlzeit auf beiden Seiten trinken, damit die Milchbildung besser in Gang kommt. Wechseln Sie zur anderen Brust, wenn das Baby nur noch saugt und nicht mehr schluckt, wenn es unruhig wird oder eindöst. Um die Brust noch besser zu entleeren und somit die Milchmenge zu steigern, können Sie danach noch einmal die erste Brust anbieten. Für eine noch bessere Entleerung beider Brüste wechseln Sie mehrmals zwischen beiden Seiten. Auch wenn das Baby dann vielleicht nur noch ein paar wenige Schlucke auf jeder Seite trinkt, wird die Milchbildung doch zusätzlich angeregt. 

Viel Hautkontakt fürs Baby


Sorgen Sie für möglichst viel Hautkontakt mit dem Baby. Es hat so den ungehinderten Zugang zur Brust, wann immer es gestillt werden möchte. Das Baby trinkt häufiger und oft auch besser, weil es sich im direkten Hautkontakt mit der Mutter sicher und geborgen fühlt. Zudem wird die Bildung der Hormone Prolaktin und Oxytocin gefördert, was die Milchbildung zusätzlich begünstigt.

Wärme und Massagen


Wärmende Auflagen (ein warmes Kirschkernkissen oder ein feuchtwarmes Tuch) direkt vor dem Stillen und Abpumpen fördert den Milchfluss und regt die Milchbildung ganz natürlich an. Auch eine Massage der Brüste kann eine positive Wirkung auf die Milchproduktion haben.

Abpumpen nach dem Stillen


Für eine gründlichere Entleerung der Brust können Sie gleich im Anschluss an die Stillmahlzeit mit einer elektrischen Doppelmilchpumpe auf beiden Seiten gleichzeitig abpumpen. Dadurch wird mehr Milch nachgebildet. Das Pumpen geht leichter, wenn Sie vorgängig die Brust wärmen. Dazu eignet sich ein warmes Traubenkernkissen, ein in warmem Wasser getränkter Umschlag oder eine warme Brustkompresse. Auch Brustmassagen vor und während des Abpumpens sorgen dafür, dass die Milch reichlicher fliesst. 

Power-Pumping


Mütter von sehr früh geborenen Babys, die noch nicht stillen können, halten die Milchbildung oft durch sogenanntes Power-Pumping aufrecht. Dabei wird ein- oder mehrmals täglich nach dem folgenden Muster abgepumpt: 20 Minuten pumpen, 10 Minuten Pause, 10 Minuten pumpen, 10 Minuten Pause, 10 Minuten pumpen. Während der Pausen wird eine Brustmassage durchgeführt. Mit dem Power-Pumping wird das sogenannte Clusterfeeding imitiert, bei dem das Baby gegen Abend sehr viel häufiger nach der Brust verlangt und dadurch die Milchproduktion anregt.

Diese Methode kann auch hilfreich sein, wenn es Ihrem Baby noch nicht gelingt, kräftig zu saugen und die Brust gut zu entleeren. In diesem Fall können Sie sich mindestens einmal täglich am Ende einer Stillmahlzeit eine zusätzliche Stunde Zeit nehmen zum Abpumpen. Sie können dann zum Beispiel nach folgendem Muster pumpen: 15 Minuten pumpen, 10 Minuten Pause, 15 Minuten pumpen, 10 Minuten Pause, 15 Minuten pumpen. Manche Mütter machen die Erfahrung, dass bei ihnen die Milchproduktion besser angeregt wird, wenn sie das Power-Pumping mehrmals täglich durchführen, dafür aber nach dem Muster 5 Minuten pumpen, 5 Minuten Pause, 5 Minuten pumpen, etc. Manchen Müttern gelingt es sehr schnell, mithilfe von Power-Pumping die Milchmenge zu steigern, bei anderen dauert es bis zu zwei Wochen, ehe sie eine deutliche Veränderung feststellen. Wichtig ist, dass Sie einen Weg finden, der für Sie gangbar und angenehm ist, denn wenn Sie vor lauter Pumpen nur noch gestresst sind, wird es Ihnen kaum gelingen, die Milchmenge zu steigern.

Letzte Aktualisierung: 24.04.2022, TV