Zuschöppeln (Zwiemilch-Ernährung)

Vater füttert Baby mit Schoppen

Die Ernährung mit Muttermilch ist unbestreitbar das Beste für Ihr Baby. Nicht immer geht das direkt über das alleinige Stillen an der Brust. Aber wenn es mit dem Stillen Probleme gibt, muss das nicht gleich zum Abstillen führen. Manchmal ist die Milchproduktion nur kurzzeitig zu gering für den Bedarf, zum Beispiel bei Stress oder einem Wachstumsschub des Babys.

So brauchen manche Babys aus medizinischen Gründen in den ersten Lebenstagen kurzfristig eine Zufütterung von abgepumpter Muttermilch oder sogar Zusatznahrung oder -flüssigkeit, z.B. Traubenzuckerlösung, Maltodextrinlösung, Tee oder hypoallergene Anfangsnahrung. Nur so ist sichergestellt, dass sie genug Energie haben, um kräftig an der Brust zu saugen und nicht zuviel Gewicht verlieren. Gründe für zeitweiliges Zuschöppeln können sein: räumliche Trennung von der Mutter, Blutzuckerstabilisierung, Flüssigkeitsmangel, grösserer Gewichtsverlust, verzögerter Milcheinschuss. Auch Frühgeborene brauchen häufig Zusatznahrung, bis sie kräftig genug zum Saugen sind bzw. Muttermilch verdauen können.

Ein Versuch mit Zuschöppeln ist gerechtfertigt, wenn das Baby nicht ausreichend zunimmt und noch zu klein für Beikost ist. Oder wenn die Mutter berufstätig ist, nur zu bestimmten Zeiten stillen kann und nicht abpumpt. Vorher sollte sich die Mutter aber mit der Hebamme, Stillberaterin oder dem Arzt/Ärztin, Mütterberaterin abgesprochen haben, denn der zusätzliche Schoppen kann das Stillen mit seinem empfindlichen Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage auch gefährden. Viele Babys kommen mit der Zwiemilchernährung, der Kombination aus Brust und Schoppen, aber auch überraschend gut zurecht.

Wichtig ist, das Baby so oft wie möglich anzulegen, damit sich die Milchmenge dem erhöhten Bedarf anpassen kann. Das kann einige Tage dauern - aber es kommt! Grundsätzlich sollte auch vor dem Zuschöppeln immer erst die Brust gegeben werden. Achten Sie darauf, dass beide Brüste leer getrunken werden. Den Schoppen gibt es dann am Ende der Brustmahlzeit. In einem guten Spital wird das alles ausführlich mit Ihnen besprochen und die Notwendigkeit sorgfältig abgewogen, damit keine sogenannte "Saugverwirrung" entsteht und das Stillen dadurch beeinträchtigt wird. Gerade in den ersten Lebenswochen sind Techniken wichtig, mit denen in dieser Zeit ablaufende Lern- und Prägungsmechanismen nicht gestört werden. Die Nationale Stillkommission am BfR (Bundesamt für Risikobewertung, BRD) hat solche Zufütterungstechniken erarbeitet. Sollte Ihr Baby zusätlich zum Stillen noch Nahrung bekommen müssen, werden Sie von erfahrenen Stillberaterinnen in diese nicht immer ganz einfachen Techniken eingeführt.

Zufüttern kann erfolgen:

  • mit Becher, Löffel, Medikamentenschiffchen, Pipette, Spezialtrinkflasche mit einem weichen löffelförmigen Mundstück (SoftCup). Das Saugbedürfnis wird hiermit jedoch nicht befriedigt.

  • mit Fingerfütterung mittels Spritze mit Nahrungssonde (am Finger fixiert) oder Fingerfeederaufsatz (Silikonfütteraufsatz)

  • an der Brust durch Spritze mit Nahrungssonde (auf der Brust fixiert) oder mit einem Brusternährungsset

Wird gleichzeitig gestillt, sollte grundsätzlich immer erst nach dem Anlegen und Leertrinken beider Brüste zugefüttert werden.

Die beste Nahrung zum Zuschöppeln ist Pre-Säuglingsmilch (Anfangsnahrung), weil sie der Muttermilch am ähnlichsten ist und auch nach Bedarf gefüttert werden kann. Als Sauger sind solche zu empfehlen, die möglichst wie die Brustwarze geformt sind und einen breiten Saugansatz haben, damit das Baby keinen Spitzmund formen muss. Dann kommt es am wenigsten leicht zur sogenannten Saugverwirrung. Das Loch sollte so klein wie möglich sein, das Baby soll sich anstrengen müssen! Sonst verweigert es eventuell die mühsamere Brustmahlzeit.

Hat sich die Milchproduktion durch das häufige Anlegen wieder gesteigert, werden die Schoppenmahlzeiten nach und nach reduziert.  

Irgendwann im zweiten Lebenshalbjahr ist es an der Zeit, an die Beikost zu denken, z.B. Obst oder Gemüse in Breiform, aus dem gekauften Gläschen oder selbst frisch zubereitet. Zum langsamen Abstillen kann ab und zu, später dann immer häufiger, eine Mahlzeit aus dem Schoppen dazwischengeschoben werden. Informieren Sie sich bei Ihrer Mütterberaterin.

Häufige Fragen zum Thema

Eigentlich sollte die Muttermilch reichen, auch an heissen Tagen. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihr Baby zuwenig Flüssigkeit bekommt, wenn es müde und apathisch wirkt, die Windel nicht mehr so oft nass und die Fontanelle eingesunken ist (Dehydrierung), kann ein wenig abgekochtes Wasser oder Tee …
Es ist völlig egal, wie gross der Busen ist: Entscheidend ist die Menge an Drüsengewebe. Das kann bei einer Frau mit grossen Brüsten durchaus kleiner sein als bei einer mit kleinen oder mittleren Brüsten. Die Brust ist kein Milchreservoir, sondern eine Produktionsstätte.
Tatsächlich kann zusätzliche Flüssigkeit in den ersten Lebensmonaten gefährlich sein. Der häufigste Grund für eine „Wasservergiftung“ ist die Verdünnung von Schoppennahrung oder abgepumpter Muttermilch. Der Wasserhaushalt von Babys ist sensibel. Wenn ein Säugling zu viel Wasser trinkt, verdünnt …
Letzte Aktualisierung: 19.02.2022, BH