Frühgeborene
Wie werden Frühgeburten betreut und womit haben die zu früh geborenen Babys zu kämpfen?
In der Schweiz kommen 7 von 100 Kindern vor dem Ende der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt und gelten somit als Frühgeburten.
Was eine Frühgeburt bedeutet
Während den 40 Wochen der Schwangerschaft hat ein Kind Zeit, sich unter optimalen Bedingungen im Mutterleib zu entwickeln, zu wachsen und damit für das Leben ausserhalb bereit zu sein. Endet die Schwangerschaft zu früh, verpasst das Kind diese Zeit und muss alles unter erschwerten Bedingungen aufholen.
Je nach Zeitpunkt der Geburt wird unterschieden:
Vor der 28. Schwangerschaftswoche: extreme Frühgeburt
28. bis 32. Schwangerschaftswoche: frühe Frühgeburt
32. bis 37. Schwangerschaftswoche: späte Frühgeburt
Je früher ein Baby geboren wird und je leichter es ist, umso schlechter sind seine Chancen, ohne medizinische Hilfe zu überleben. Jeder Tag, den es noch im Bauch der Mutter bleiben kann, zählt. So macht es zum Beispiel einen grossen Unterschied, ob ein Baby in der 25. oder in der 28. Schwangerschaftswoche geboren wird.
Zwar sind die Fortschritte der Medizin im Bereich der Neonatologie ermutigend. Trotzdem haben gerade extreme Frühgeburten und deren Eltern grosse Herausforderungen zu meistern.
Die Überlebenschancen von Frühgeburten
Die Überlebenschancen von Babys, die vor der 22. Schwangerschaftswoche geboren werden, sind sehr gering. Auch wenn die moderne Medizin es möglich macht, dass so extreme Frühgeburten überleben, bleibt die Frage nach dem Wie. Komplikationen, verbunden mit schweren bleibenden Schäden und teilweise massiv eingeschränkter Lebensqualität sind bei diesen zu früh geborenen Kindern sehr häufig.
In der Schweiz werden Kinder, die vor dem Ende der 23. Schwangerschaftswoche geboren werden, palliativ betreut. Das bedeutet, dass keine lebenserhaltenden Massnahmen getroffen werden, das Baby aber so behandelt wird, dass es nicht leidet.
Bei Geburten ab der 24. Schwangerschaftswoche werden die Kinder intensivmedizinisch behandelt, sofern das Geburtsgewicht und die allgemeine Entwicklung des Babys dies vertretbar machen. Ein Überleben um jeden Preis und mit wahrscheinlichen schweren Behinderungen oder gesundheitlichen Risiken soll vermieden werden.
Die Eltern werden in diesen Entscheidungsprozess eingebunden, die ganze Situation ist aber für sie eine enorme Belastung. Die Freude über die Geburt des Babys ist plötzlich mit grossen Sorgen um das Leben des Kindes verbunden.
Was geschieht mit dem Baby nach einer Frühgeburt?
Ein zu früh geborenes Baby braucht Bedingungen, die denen im Bauch der Mutter ähnlich sind: eine gleichbleibende Temperatur, Luftfeuchtigkeit und genügend Sauerstoff. Ausserdem muss sein noch nicht ausgereiftes Immunsystem vor Keimen geschützt werden. Aus diesem Grund wird es in einen Inkubator, auch Brutkasten genannt, gelegt.
Im Inkubator wird der Zustand des Kindes mit Geräten überwacht und es können Infusionen und Medikamente verabreicht werden. Wenn nötig, kann das Baby auch künstlich beatmet werden. Die Wände des Inkubators sind transparent und durch spezielle Öffnungen kann das Kind berührt und versorgt werden.
In der Regel bleiben Frühgeborene im Inkubator, bis sich ihre Organfunktionen stabilisiert haben und sie ihre Körpertemperatur selbstständig halten können.
Komplikationen bei zu früh geborenen Babys
Die meisten Organsysteme von Frühgeborenen sind noch nicht ausgereift und darum nicht in vollem Umfang funktionsfähig. Dies kann verschiedene Komplikationen verursachen:
Die meisten Kinder, die vor der 30. Schwangerschaftswoche geboren werden, können noch nicht ausreichend selber atmen und brauchen dabei Unterstützung. Extreme Frühgeburten müssen intubiert und künstlich beatmet werden.
Eine Neugeborenen-Gelbsucht tritt bei Frühgeborenen häufiger auf, da ihre Leber noch sehr unausgereift ist.
Das Immunsystem ist zu schwach, um Infektionen erfolgreich zu bekämpfen. Die wertvollen Antikörper, welche die Mutter über die Plazenta an das ungeborene Kind weitergibt, sind noch nicht ausreichend vorhanden.
Die Blutgefässe im Gehirn ist noch so zart, dass bestimmt Hirnregionen durch Blutungen geschädigt werden können.
Durch die künstliche Beatmung mit erhöhter Sauerstoffzufuhr kann die Netzhaut geschädigt werden und eine sogenannte Frühgeborenen-Retinopathie entstehen.
Bei einer länger andauernden künstlichen Beatmung kann eine chronische Lungenerkrankung (bronchopulmonale Dysplasie) entstehen.