Früh­ge­burt - wenn die Ge­burts­we­hen zu früh ein­set­zen

Al­les über Ri­si­ko­fak­to­ren, Ur­sa­chen und Be­hand­lung von vor­zei­ti­gen We­hen und wie zu früh ge­bo­re­ne Ba­bys ver­sorgt wer­den.

Schwangere streckt sich am Schreibtisch
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Ein Früh­ge­bo­re­nes ist ein Kind, das min­des­tens zwei Wo­chen zu früh, also vor der voll­ende­ten 37. Schwan­ger­schafts­wo­che ge­bo­ren wird. Das Ge­burts­ge­wicht der “Früh­chen” liegt im Durch­schnitt bei we­ni­ger als 2500 g. Un­ge­fähr 5 – 10 % al­ler Kin­der sind Früh­ge­bo­re­ne, in der Schweiz jähr­lich etwa 4.500.

War­um kommt es zu ei­ner Früh­ge­burt?


Manch­mal muss eine Schwan­ger­schaft be­wusst und ge­plant vor­zei­tig be­en­det wer­den, weil das Kind aus­ser­halb der Ge­bär­mut­ter bes­ser ver­sorgt wer­den kann. Das ist z.B. der Fall bei Pla­zen­ta­in­suf­fi­zi­enz. Durch künst­li­che Ein­lei­tung der We­hen oder per Kai­ser­schnitt wird das Baby auf die Welt ge­holt. In die­sem Fall ist eine Früh­ge­burt das klei­ne­re Übel für das Kind, ja sie kann so­gar sein Le­ben ret­ten.

An­ders sieht es aus, wenn die We­hen von al­lein vor­zei­tig ein­set­zen und sich trotz me­di­zi­ni­scher Mass­nah­men nicht mehr ver­hin­dern las­sen. Nur in höchs­tens der Hälf­te al­ler Fäl­le kann man die Grün­de für solch eine spon­ta­ne Früh­ge­burt ein­deu­tig nach­voll­zie­hen.

Gibt es Ri­si­ko­fak­to­ren?


Es gibt aber ei­ni­ge un­güns­ti­ge Fak­to­ren, die vor­zei­ti­ge We­hen und eine Früh­ge­burt wahr­schein­li­cher ma­chen:

  • Eine in­trau­te­ri­ne In­fek­ti­on, die durch eine un­ent­deck­te und un­be­han­del­te Va­gi­nal-, Ge­bär­mut­ter­hals- oder Harn­wegs­in­fek­ti­on aus­ge­löst wur­de

  • Ein oft durch die In­fek­ti­on aus­ge­lös­ter und nicht recht­zei­tig be­merk­ter vor­zei­ti­ger Bla­sen­sprung

  • Fehl­bil­dun­gen der Ge­bär­mut­ter (z.B. Ute­rus bicor­nis, Ute­rus sub­sep­tus)

  • Mut­ter­mund­schwä­che 

  • Zu viel Frucht­was­ser 

  • Eine Mehr­lings­schwan­ger­schaft. Zwil­lings- und Dril­lings­schwan­ger­schaf­ten sind für 15% al­ler Früh­ge­bur­ten ver­ant­wort­lich.

  • Eine Früh­ge­burt in der Vor­ge­schich­te: Das Wie­der­ho­lungs­ri­si­ko be­trägt bei ei­ner be­reits er­folg­ten Früh­ge­burt vor der 37. SSW 20 %, vor der 32. SSW so­gar 30 %. Je mehr Früh­ge­bur­ten eine Frau be­reits hat­te, des­to hö­her ist auch das neu­er­li­che Ri­si­ko.

  • Wei­te­re Ri­si­ko­fak­to­ren: Ne­ga­tiv-Stress wie Part­ner­schafts­pro­ble­me, Exis­tenz­sor­gen, Blut­hoch­druck, Rau­chen.

Das Al­ter der wer­den­den Mut­ter scheint - zu­min­dest bei gu­ter Schwan­ger­schafts­vor­sor­ge - kei­ne gros­se Rol­le beim Ri­si­ko für eine Früh­ge­burt zu spie­len. Dass sehr jun­ge Schwan­ge­re ihre Kin­der et­was häu­fi­ger zu früh auf die Welt brin­gen, hat wahr­schein­lich eher mit den letzt­ge­nann­ten Ri­si­ko­fak­to­ren zu tun.

FAQHäu­fi­ge Fra­gen zum The­ma

Senkt gute Zahn­hy­gie­ne das Früh­ge­burts­ri­si­ko? Schwan­ge­re ha­ben ein er­höh­tes Ri­si­ko für Gin­gi­vi­tis (Zahn­fleisch­ent­zün­dung) und Par­odon­ti­tis (Zahn­bett­ent­zün­dung). Eine fort­ge­schrit­te­ne Par­odon­ti­tis scheint das Ri­si­ko zu er­hö­hen, dass das Kind vor der 37. Schwan­ger­schafts­wo­che und/oder mit ei­nem …
Nein, nor­ma­ler­wei­se nicht. Grund­sätz­lich müs­sen Sie Ihre se­xu­el­len Ak­ti­vi­tä­ten in der Schwan­ger­schaft nicht ein­schrän­ken. Wenn al­les nor­mal ver­läuft, ist Sex bis zur Ent­bin­dung er­laubt. Nur in we­ni­gen Fäl­len wer­den Heb­am­me, Frau­en­arzt oder Frau­en­ärz­tin Ih­nen ra­ten, mit dem Sex wäh­rend der …
Wäh­rend je­der Vor­sor­ge­un­ter­su­chung in der Schwan­ger­schaft wird eine Urin­pro­be auf Ei­weiss und Ni­trit so­wie weis­se Blut­kör­per­chen (Leu­ko­zy­ten) un­ter­sucht. Aus­ser­dem wird eine Urin­un­ter­su­chung mit ei­nem Test­strei­fen durch­ge­führt. Nicht sel­ten, vor al­lem in der zwei­ten Hälf­te der Schwan­ger­schaft, …
Das Baby muss dann nicht mehr in den Brut­kas­ten, wenn es "reif" ge­nug ist, d.h. wenn es sei­ne Kör­per­tem­pe­ra­tur selbst auf­recht­erhal­ten kann. Ist sei­ne Lun­gen­funk­ti­on schon aus­rei­chend, braucht auch nicht mehr be­atmet zu wer­den. Und vie­le Früh­ge­bo­re­ne kön­nen auch schon aus­rei­chend an der Brust …

Wie wer­den vor­zei­ti­ge We­hen be­han­delt?


Ha­ben die We­hen erst ein­mal ein­ge­setzt ist es oft schon zu spät, um sie gänz­lich zu be­kämp­fen. Mit we­hen­hem­men­den Me­di­ka­men­ten (To­ko­ly­ti­ka) wird ver­sucht, die Ge­burt her­aus­zu­zö­gern. Das wei­te­re Vor­ge­hen mit sta­tio­nä­rer Auf­nah­me, We­hen­hem­mung und Gabe von Me­di­ka­men­ten zur För­de­rung der fe­ta­len Lun­gen­rei­fe wird in­di­vi­du­ell an­ge­passt.

FAQHäu­fi­ge Fra­gen zum The­ma

Nein, lei­der nicht. Durch ei­nen Mut­ter­munds­ver­schluss (Cer­cla­ge) kann man vor­zei­ti­ge We­hen und eine Früh­ge­burt nicht mit ab­so­lu­ter Si­cher­heit ver­hin­dern. Al­ler­dings kann man da­mit un­ter güns­ti­gen Vor­aus­set­zun­gen ei­ni­ge Wo­chen Zeit ge­win­nen. Vor al­lem Frau­en, die schon ein­mal eine …
Ein Kai­ser­schnitt ist für ein un­rei­fes Kind der schon­ends­te Weg ins Le­ben. Des­halb wird bei sol­chen Kin­dern häu­fig ein Kai­ser­schnitt durch­ge­führt. Ist das Baby reif ge­nug für die Stra­pa­zen ei­ner va­gi­na­len Ge­burt, kann aber auch ein Früh­ge­bo­re­nes auf na­tür­li­chem Weg ge­bo­ren wer­den. Das kann aber …
Die meis­ten Ge­burts­hel­fer mei­nen: Wenn Ihre Schwan­ger­schaft die 34. Wo­che über­schrit­ten und Ihr Baby sich bis da­hin nor­mal ent­wi­ckelt hat, darf man den We­hen ih­ren Lauf las­sen. Al­ler­dings soll­te die Ge­burts­kli­nik auf die Ent­bin­dung ei­nes Früh­ge­bo­re­nen vor­be­rei­tet und für sei­ne Ver­sor­gung spe­zi­ell …

Das früh­ge­bo­re­ne Baby


Früh­ge­bo­re­ne sind leich­ter und klei­ner als ter­min­ge­bo­re­ne Kin­der. Aber auch in ih­ren Kör­per­funk­tio­nen sind sie meist nicht reif ge­nug, um ohne die me­di­zi­ni­sche Hil­fe, wie sie op­ti­ma­ler­wei­se auf ei­ner Neu­ge­bo­re­nen-In­ten­siv­sta­ti­on ge­währ­leis­tet ist, über­le­ben zu kön­nen. Die Pro­gno­se ist meist ab­hän­gig da­von, in wel­cher Schwan­ger­schafts­wo­che das Kind ge­bo­ren wird. Je spä­ter in der Schwan­ger­schaft eine Früh­ge­burt er­folgt und je schwe­rer das Kind ist, des­to bes­ser sind sei­ne Über­le­bens­chan­cen und auch die Wahr­schein­lich­keit auf geis­ti­ge und kör­per­li­che Ge­sund­heit.

Im­mer klei­ne­re und un­rei­fe­re Ba­bys kön­nen durch in­ten­siv­me­di­zi­ni­sche Be­treu­ung über­le­ben. Doch der Preis, den sie zah­len, ist hoch: Zwei Drit­tel der Kin­der mit ei­nem Ge­burts­ge­wicht von un­ter 1500 Gramm tra­gen le­bens­lan­ge Schä­den da­von. Oft sind Ent­wick­lungs­ver­zö­ge­run­gen die Fol­ge. Auch Wort­schatz, Seh- oder Hör­ver­mö­gen kön­nen be­ein­träch­tigt wer­den. In schwe­ren Fäl­len kommt es auch zu ei­nem Krampf­lei­den (Epi­lep­sie) oder schwe­ren Hirn­schä­den.

... und sei­ne El­tern


Durch die vor­zei­tig be­en­de­te Schwan­ger­schaft, den oft lan­ge dau­ern­den Spi­tal­auf­ent­halt und die Un­si­cher­heit über die Ent­wick­lung des Kin­des sind die be­trof­fe­nen El­tern gros­sen Be­las­tun­gen aus­ge­setzt. Und die­se sind nicht be­en­det, wenn das Früh­ge­bo­re­ne aus dem Spi­tal nach Hau­se ent­las­sen wird. Oft ist eine mehr­jäh­ri­ge Nach­be­treu­ung er­for­der­lich.

Der Aus­tausch mit an­de­ren be­trof­fe­nen El­tern in ei­ner Selbst­hil­fe­grup­pe kann da Ent­las­tung be­deu­ten und Mut ge­ben. Der Ver­ein KÄN­GU­RU (früh­ge­bo­re­ne Kin­der und früh­ge­bo­re­ne El­tern) will den Er­fah­rungs­aus­tausch zwi­schen be­trof­fe­nen El­tern er­mög­li­chen, In­for­ma­tio­nen sam­meln und wei­ter­ge­ben, den Kon­takts zwi­schen El­tern und Fach­per­so­nen för­dern und die Öf­fent­lich­keit für die The­ma­tik sen­si­bi­li­sie­ren. 

FAQHäu­fi­ge Fra­gen zum The­ma

Das Baby muss dann nicht mehr in den Brut­kas­ten, wenn es "reif" ge­nug ist, d.h. wenn sei­ne so­ge­nann­ten Vi­tal­funk­tio­nen un­ab­hän­gig funk­tio­nie­ren. Dazu ist schon ein­mal wich­tig, dass es sei­ne Kör­per­tem­pe­ra­tur selbst auf­recht­erhal­ten kann. Ist sei­ne Lun­gen­funk­ti­on aus­rei­chend, braucht es auch nicht …
Ja, das ist so­gar un­ter ge­wis­sen Vor­aus­set­zun­gen so­gar sehr wich­tig für die Ent­wick­lung Früh­ge­bo­re­ner. Die El­tern kön­nen nach kur­zer An­lei­tung durch das Pfle­ge­per­so­nal und un­ter Be­rück­sich­ti­gung be­stimm­ter hy­gie­ni­scher Be­din­gun­gen ihr Baby strei­cheln und bald auch ak­tiv ver­sor­gen, d.h. wi­ckeln und …
Nor­ma­ler­wei­se be­ginnt der An­spruch auf das Mut­ter­schafts­geld erst mit der Ge­burt des Kin­des. Wenn aber ein Neu­ge­bo­re­nes (z.B. ein Früh­ge­bo­re­nes) wäh­rend min­des­tens 2 Wo­chen im Spi­tal blei­ben muss, wür­de sich die Zeit, wäh­rend der sich die Mut­ter zu Hau­se um das Kind küm­mern könn­te, ver­kür­zen. Dies …
Auch wenn Ih­nen Ihr Baby noch klein und schmäch­tig vor­kommt, ist die Imp­fung für sei­nen Schutz be­son­ders wich­tig, denn zu früh ge­bo­re­ne Kin­der ha­ben von der Mut­ter we­ni­ger Ab­wehr­stof­fe mit­be­kom­men (Nest­schutz) und ihr Im­mun­sys­tem ist noch nicht im sel­ben Mas­se aus­ge­prägt wie das zeit­ge­recht …

Aus der Wis­sen­schaft


Letzte Aktualisierung: 17.08.2020, BH

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