Stillen von Zwillingen

Mutter stillt ihre Zwillinge
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Erst einmal sieht es nach viel Stress aus. Aber auch Zwillinge können erfolgreich gestillt werden und von den Vorteilen der Brustmilch profitieren.

Der wichtigste Schritt zum Erfolg ist die gute Vorbereitung. Das Stillen zu Hause klappt nur, wenn man rechtzeitig entsprechende Hilfe organisiert. Erst wenn Sie im Haushalt völlig entlastet sind und eine Betreuungsmöglichkeit für ein älteres Geschwisterkind haben, können Sie sich dieser ersten grossen Herausforderung im Zwillingsalltag stellen. Und wenn Sie sich zeitweise überfordert und unsicher fühlen, kann Ihnen eine Stillberatung bzw. eine Stillgruppe wertvolle Unterstützung geben. Im swissmom-Forum können Sie sich ebenfalls mit Zwillingsmüttern austauschen.

Damit der Zeitaufwand beim Stillen von Mehrlingen nicht zu gross wird, ist eine gewisse Routine besonders wichtig. Zunächst werden Sie aber wahrscheinlich rund um die Uhr füttern müssen. Gönnen Sie sich in diesen Tagen besonders viel Ruhe und ziehen Sie sich am besten für einige Zeit mit Ihren Kindern in ein separates „Stillzimmer“ zurück. Füttern Sie die Babys am Anfang nach Bedarf (ad libitum), das heisst wann immer sie Hunger haben. Weil die Milchproduktion sich nach den Trinkbedürfnissen der Säuglinge richtet, erreichen Sie so rasch eine ausreichende Milchmenge. Und das Allerwichtigste: Trinken Sie selbst viel, mehr, noch mehr!

Nach einiger Zeit verlängert sich die Trinkdauer und es entsteht ein 3- bis 4-Stunden-Rhythmus. Wenn Sie nicht den ganzen Tag mit Füttern verbringen wollen, sollten Sie versuchen, die Babys gleichzeitig zu stillen. Das bedeutet leider auch, dass Sie mitunter ein schlafendes Kind wecken müssen, wenn das andere Baby hungrig ist. Das müde Kind wird dann zwar nur wenig trinken, aber wahrscheinlich gelingt Ihnen so die Gleichschaltung. Ein weiterer Vorteil des „Simultan-Fütterns“ ist, dass die Brüste immer gleichzeitig leer werden.

Manche Zwillinge lassen sich aber nicht „gleichschalten“. Einer kann vielleicht alle vier Stunden eine ganze Brust leer trinken, während sich der andere mit etwas „Herumnuckeln“ im Zwei-Stunden-Takt begnügt. In diesem Fall sehen Sie es als Vorteil, dass Sie jedem Ihrer Kinder beim Stillen ungeteilte Aufmerksamkeit widmen können – ein wahrer Luxus bei Zwillingen! Und: Sie sollten auf keinen Fall ein schlechtes Gewissen haben, wenn sie sich morgens nicht mehr erinnern, welches Kind sie wie oft in der Nacht gestillt haben. Das passiert allen Zwillingseltern und gleicht sich normalerweise aus.

Jede Mutter macht ihre eigenen Erfahrungen, ob es besser ist, jedem Kind immer dieselbe Brust anzubieten oder die Seite jedes Mal zu wechseln. Wenn beide Kinder ein unterschiedliches Trinkverhalten zeigen und vielleicht sogar ungleich zunehmen, sollten Sie immer wieder die Brust wechseln, damit die Milchbildung auf beiden Seiten gleichmässig angeregt wird. Legen Sie das hungrigere Kind immer an der volleren Brust an.

Es empfiehlt sich, das Stillen zunächst kurz zu halten, um die Brustwarzen zu schonen. Neugeborene, vor allem aber Frühgeborene, ermüden noch recht rasch und möchten meistens noch gar nicht so lange trinken. Zu Beginn werden etwa 5-7 Minuten pro Mahlzeit für jedes Baby ausreichend sein, aber nach und nach wird sich die Trinkdauer verlängern. Im Durchschnitt wird jedes Kind, wenn es zügig trinkt, eine Brust nach etwa 10 Minuten leer getrunken haben. Viele Babys geben sich dem Trinken aber auch genüsslich bis zum letzten Schluck hin und wollen dann immer noch weiter nuckeln, obwohl sie längst keinen Hunger mehr haben. So innig diese Momente auch sind – lassen Sie das zumindest in den ersten Wochen nicht zu, denn es führt zu wunden Brustwarzen und Schmerzen beim Stillen.

Suchen Sie sich unbedingt eine angenehme Stillposition. Sie werden viele Stunden des Tages in einer unbeweglichen Haltung verbringen müssen, deshalb sollte sie so bequem wie möglich sein.

Auch wenn Sie vorhaben, die Kinder zu stillen, sollten Sie sicherheitshalber einen kleinen Vorrat an Schoppenfläschchen und Saugern zu Hause haben. Ausserdem kann eine Milchpumpe recht praktisch sein. Gegen ein Arztrezept wird ein Teil der Mietkosten einer elektrischen Pumpe von der Krankenkasse übernommen. 

Letzte Aktualisierung: 28.10.2021, BH / BF