Weih­nachts­ge­wür­ze – ge­sund oder ge­fähr­lich?

Kanelbulle - schwedische Zimtrollen
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Tipp von un­se­rer Ex­per­tin Dr. med. Bri­git­te Holz­gre­ve


Die meis­ten ty­pi­schen Weih­nachts­ge­wür­ze könn­ten auch Teil der Haus­apo­the­ke sein, denn sie schme­cken und duf­ten nicht nur fein, son­dern ha­ben auch eine be­son­de­re Wir­kung auf die Ge­sund­heit. Vie­le ma­chen das Es­sen be­kömm­li­cher und re­gen die Ver­dau­ung an. An­de­re hel­fen ge­gen Schmer­zen. Ei­ni­ge sol­len so­gar den Blut­zu­cker sen­ken und Ent­zün­dun­gen hem­men kön­nen. Zimt­stern, Va­nil­le­kip­ferl und Christ­stol­len schmei­cheln also nicht nur dem Gau­men, son­dern hel­fen auch dem Kör­per.

Doch es kommt auf die Men­ge an. Ein Zu­viel – so­wohl der Süs­sig­kei­ten als auch der Ge­wür­ze – kann für Schwan­ge­re und Ba­bys oder Klein­kin­der un­er­wünsch­te Wir­kun­gen ha­ben. Zimt, Nel­ken, Kar­da­mon, Mus­kat­blü­te kön­nen un­ter Um­stän­den vor­zei­ti­ge We­hen aus­lö­sen. Zu­ge­ge­ben: So vie­le Zimt­ster­ne, wie es dazu braucht (etwa 100 Stück), wer­den Sie nur schwer auf ein­mal es­sen kön­nen!

Hier eine Zu­sam­men­stel­lung:


Anis (wie auch der ver­wand­te Stern­anis) wird vor al­lem in der Kin­der­heil­kun­de we­gen sei­ner krampf­lö­sen­den und blä­hungs­wid­ri­gen Wir­kung ge­schätzt. Fet­ti­ge Spei­sen  wer­den durch Anis be­kömm­li­cher. Grund ist An­ethol – der Haupt­be­stand­teil des äthe­ri­schen Öls. Im Tee kön­nen die Früch­te ihre Wir­kung am bes­ten ent­fal­ten, wenn sie ge­quetscht wer­den, be­vor sie im ko­chen­den Was­ser zie­hen. Anis hilft auch bei Ka­tar­rhen der Atem­we­ge: Wer Hus­ten hat, lutscht ein Anis­bon­bon oder in­ha­liert Anis­tee. Anis-Guetz­li (Chrä­be­li) sind für Stil­len­de die per­fek­te Ad­vents-Na­sche­rei. Denn Anis regt die Milch­bil­dung an und lin­dert Krämp­fe - so­gar beim Baby!

Nel­ken­öl (Eu­ge­nol) des­in­fi­ziert, da­her kön­nen Ge­würz­nel­ken bei Zahn­schmer­zen Ers­te Hil­fe leis­ten. Ge­gen Zahn­fleisch­ent­zün­dun­gen oder Zahn­schmer­zen hilft es, eine Ge­würz­nel­ke in die Wan­gen­ta­sche zu ste­cken oder das Zahn­fleisch vor­sich­tig da­mit zu mas­sie­ren. Um eine des­in­fi­zie­ren­de Wir­kung zu er­zie­len, kann Nel­ken­öl auch in Was­ser ge­tropft zum Spü­len und Gur­geln an­ge­wandt wer­den. Aus­ser­dem wirkt Eu­ge­nol un­ter­stüt­zend auf die Ver­dau­ung, weil es im Ver­dau­ungs­trakt die Mus­kel­be­we­gun­gen und die Se­kre­ti­on von Ver­dau­ungs­säf­ten för­dert. Die Aro­ma­stof­fe könn­ten dar­um ge­eig­net sein, Ver­stop­fung, Durch­fall oder Darm­ent­zün­dun­gen zu lin­dern.

Auch Ing­wer kann bei Ver­dau­ungs­pro­ble­men und – wich­tig für Schwan­ge­re - ge­gen Übel­keit hel­fen. Die Scharf­stof­fe des Ge­wür­zes er­re­gen die Wär­me­re­zep­to­ren in der Mund­schleim­haut. So ent­steht ein Hit­ze­ge­fühl, das die Se­kre­ti­on von Spei­chel- und Ma­gen­saft för­dert und den Gal­len­fluss un­ter­stützt. Da­durch kann der Ma­gen sich schnel­ler ent­lee­ren. Kar­da­mom ge­hört eben­falls zur Fa­mi­lie der Ingwer­ge­wür­ze. We­gen sei­ner ver­dau­ungs­för­dern­den und krampf­lö­sen­den Wir­kung ist er Be­stand­teil ei­ni­ger Ma­gen-Darm-Arz­nei­mit­tel.

Das äthe­ri­sche Öl der Mus­kat­nuss lin­dert Ma­gen- und Darm­krämp­fe und löst Blä­hun­gen. Grös­se­re Men­gen – schon ab fünf Gramm, was ei­ner klei­nen Mus­kat­nuss ent­spricht – sind aber ge­fähr­lich. Be­son­ders in Kom­bi­na­ti­on mit Al­ko­hol kann es zu Be­wusst­seins­ver­än­de­run­gen mit Hal­lu­zi­na­tio­nen, Eu­pho­rie und Angst­zu­stän­den kom­men. Schuld sind die Stof­fe My­ris­ti­cin, Elemicin und Safrol, von de­nen die For­schung ver­mu­tet, dass der Kör­per sie zu am­phet­amin- oder mes­ca­lin­ähn­li­chen Ver­bin­dun­gen um­wan­delt. In gros­sen Men­gen schä­di­gen Safrol und Me­thy­leu­ge­nol zu­dem die Le­ber und kön­nen Krebs aus­lö­sen.

Va­nil­le soll im Ge­hirn Se­ro­to­nin frei­set­zen. Das lässt Glücks­ge­füh­le und Wohl­be­fin­den ent­ste­hen und wirkt in der stres­si­gen Weih­nachts­zeit ent­span­nend. Va­nil­le­duft soll aus­ser­dem (er­staun­li­cher­wei­se) die Lust auf Süs­ses dämp­fen. Das fand je­den­falls ein Lon­do­ner For­scher­team her­aus. Die Wis­sen­schaft­ler kleb­ten 200 Men­schen mit Über­ge­wicht Duft­pflas­ter auf die Haut: 70 Pro­ban­den er­hiel­ten ein Pad mit Va­nil­le­duft, 130 ein Pla­ce­b­opf­las­ter oder ei­nes mit Zi­tro­nen­duft. Wäh­rend die Teil­neh­mer aus der Va­nil­le­grup­pe an­schlies­send nur noch halb so viel Scho­ko­la­de as­sen und auch we­ni­ger Li­mo­na­de tran­ken als sonst, zeig­te sich in den Grup­pen, in de­nen Zi­tro­nen- und Pla­ce­b­opf­las­ter ver­teilt wor­den wa­ren, kei­ne Ver­än­de­rung im Nasch­ver­hal­ten.

Zimt soll ge­gen Ver­dau­ungs­be­schwer­den, Blä­hun­gen und Völ­le­ge­fühl hel­fen und ist des­halb oft Be­stand­teil von Arz­nei­mit­teln und Tees ge­gen Ma­gen-Darm-Be­schwer­den. Pa­ki­sta­ni­sche For­scher fan­den so­gar her­aus, dass das Ge­würz den Blut­zu­cker sen­ken kann. Es er­höht zu­dem wie In­su­lin die Men­ge be­stimm­ter Pro­te­ine im Blut. Die Deut­sche Dia­be­tes-Ge­sell­schaft rät da­von ab, dass Pa­ti­en­ten mit Dia­be­tes Typ 2 gros­se Men­gen Zimt ein­neh­men, weil da­durch die Wir­kung der An­ti­dia­be­ti­ka be­ein­flusst wer­den könn­te. Die Un­be­denk­lich­keit von Zimt über eine län­ge­re An­wen­dung ist noch nicht ge­si­chert. Mög­li­che Fol­gen könn­ten Le­ber­schä­den und Tu­mo­re sein. Grund ist der Aro­ma­stoff Cu­ma­rin, ein Blut­ver­dün­ner. Er ist auch im han­dels­üb­li­chen Ge­würz ent­hal­ten: Im so­ge­nann­ten Cas­sia-Zimt, der über­wie­gend aus Süd­chi­na und In­do­ne­si­en kommt, sind die Kon­zen­tra­tio­nen in der Re­gel hoch. Der ur­sprüng­lich aus Sri Lan­ka stam­men­de Cey­lon-Zimt weist da­ge­gen ge­rin­ge Cu­ma­rin­ge­hal­te auf und kann un­be­denk­lich kon­su­miert wer­den.

Letzte Aktualisierung: 27.03.2020, BH

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