Die drit­te Schwan­ger­schafts­wo­che - Was nach der Be­fruch­tung pas­siert

Von der Ver­schmel­zung der Chro­mo­so­men bis zur Ein­nis­tung in die Ge­bär­mut­ter­schleim­haut: Wie Ihr Kör­per in der Früh­schwan­ger­schaft re­agiert.

Spermium befruchtet Eizelle
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Das Wich­tigs­te zu­erst, da­mit es kei­ne Miss­ver­ständ­nis­se gibt: Die Be­rech­nung der Schwan­ger­schafts­wo­che be­ginnt am ers­ten Tag der letz­ten Pe­ri­ode, nicht zum Zeit­punkt der Be­fruch­tung. Das be­deu­tet also, dass Sie be­reits in der 3. Schwan­ger­schafts­wo­che sind, auch wenn die Be­fruch­tung erst ein paar Tage her ist. Es wird noch ein bis zwei Wo­chen dau­ern, bis Ihre Pe­ri­oden­blu­tung aus­bleibt. Ein  Schwan­ger­schafts­test ist erst dann sinn­voll.

Frü­he ers­te Schwan­ger­schafts­an­zei­chen


Ei­ni­ge Frau­en wis­sen schon in die­sem ganz frü­hen Sta­di­um in­stink­tiv, dass sie schwan­ger sind. Die meis­ten ha­ben aber noch kei­ne Ah­nung, dass sich in ih­nen et­was Gross­ar­ti­ges ab­spielt: Die Ent­ste­hung ei­nes neu­en Le­bens.

Ihr Kör­per re­agiert auf sei­ne neue Auf­ga­be mit der Pro­duk­ti­on ver­schie­de­ner Hor­mo­ne, vor al­lem HCG und Pro­ges­te­ron. Im Aus­nah­me­fall kön­nen die­se schon in der nächs­ten Wo­che (der 4. Schwan­ger­schafts­wo­che) ei­ni­ge ers­te Schwan­ger­schafts­zei­chen ver­ur­sa­chen – zum Bei­spiel das Aus­blei­ben der Pe­ri­oden­blu­tung, Übel­keit, eine plötz­li­che Ge­ruchs­emp­find­lich­keit, häu­fi­gen Harn­drang, ein Span­nungs­ge­fühl in der Brust und eine un­er­klär­ba­re Mü­dig­keit.

Was pas­siert in der 3. Schwan­ger­schafts­wo­che?


Ei­nes der cir­ca 200 Mil­lio­nen Sper­mi­en hat die Ei­zel­le im Ei­lei­ter er­reicht und in­ner­halb von 12 Stun­den nach dem Ei­sprung be­fruch­tet. Da­nach ver­här­tet sich die äus­sers­te Schicht der Ei­zel­le, da­mit kei­ne zu­sätz­li­chen Sa­men­fä­den ein­drin­gen kön­nen.

Ge­le­gent­lich kön­nen im sel­ben Mo­nats­zy­klus eine oder meh­re­re wei­te­re Ei­zel­len durch wei­te­re Sper­mi­en be­fruch­tet wer­den. So ent­ste­hen zwei­ei­ige Zwil­lin­ge oder Mehr­lin­ge. Ein­ei­ige Zwil­lin­ge ent­ste­hen durch die Tei­lung der be­reits be­fruch­te­ten Ei­zel­le, was noch bis zur Ein­nis­tung ge­sche­hen kann.

Ver­schmel­zung der Chro­mo­so­men nach der Be­fruch­tung


Eine nor­ma­le Kör­per­zel­le be­steht aus 23 Chro­mo­so­men­paa­ren, also 46 Chro­mo­so­men. Die Ge­schlechts­zel­len, Ei­- und Sa­­men­zel­­le, durch­­lau­­fen in ih­­rer En­t­­wick­­lung be­­son­­de­­re Tei­­lungs­­­schrit­­te. Die­s führt dazu, dass der dop­­pel­­te Chro­­mo­­so­­men­­satz von 46 in den Ge­schlechts­zel­len nur ein­­fach vor­­han­­den ist, näm­­lich 23 Chro­­mo­­so­­men. So kann bei der Be­fruch­­tung wie­­der ein dop­­pel­­ter Chro­­mo­­so­­men­­satz en­t­­s­te­hen, zu dem Mu­t­­ter und Va­­ter je­­weils die Häl­f­­te bei­­tra­gen.  

So kommt es, dass je­des Kind von sei­nen El­tern eine zu­fäl­li­ge hal­be Aus­wahl ih­rer Chro­mo­so­men und da­mit ih­rer Gene mit­be­kommt. Das er­klärt auch, war­um je­des Kind ein­zig­ar­tig ist. Auch das Ge­schlecht des Kin­des ist so er­klär­bar: Die vä­ter­li­chen Sper­mi­en tra­gen als Ge­schlechts­chro­mo­so­men ent­we­der ein X oder ein Y mit sich, wäh­rend die müt­ter­li­che Ei­zel­le im­mer ein X wei­ter­gibt. Aus ei­ner be­fruch­te­ten Ei­zel­le mit ei­nem X des Va­ters wird zu­sam­men mit dem X der Mut­ter ein Mäd­chen, aus dem Y des Va­ters zu­sam­men mit dem X der Mut­ter ein Jun­ge.

So­bald sich das Erb­gut aus den zwei el­ter­li­chen Hälf­ten zu ei­nem Gan­zen ver­ei­nigt hat, sind die ge­ne­ti­schen Merk­ma­le des Kin­des fest­ge­legt. Und das be­zieht sich nicht nur auf das Ge­schlecht und die Au­gen­far­be oder die Ge­sichts­zü­ge: Auch an­de­re erb­li­che Ver­an­la­gun­gen wie Grös­se, Kör­per­bau, Ge­sund­heit und Tem­pe­ra­ment sind be­reits ent­hal­ten.

Die be­fruch­te­te Ei­zel­le wan­dert zur Ge­bär­mut­ter


Die be­fruch­te­te Ei­zel­le ist nur so gross wie der Bruch­teil ei­nes Mil­li­me­ters. Sie wan­dert in ih­rer ers­ten Wo­che – also wäh­rend der 3. Schwan­ger­schafts­wo­che – lang­sam durch den Ei­lei­ter in Rich­tung Ge­bär­mut­ter, un­ter­stützt durch Kon­trak­tio­nen des Ei­lei­ters und win­zi­ge Flim­mer­fä­den. Un­ter­wegs teilt sie sich stän­dig und wird des­halb rasch grös­ser. Wenn sie nach drei bis vier Ta­gen in der Ge­bär­mut­ter an­ge­kom­men ist, ist aus der ein­zel­nen Zel­le ein klei­ner Zell­hau­fen, die Mo­ru­la (Maul­bee­re) ge­wor­den. Alle Zel­len ent­hal­ten im Zell­kern völ­lig iden­ti­sche Erb­an­la­gen und jede könn­te ei­nen voll­stän­di­gen, iden­ti­schen Men­schen bil­den. Das nennt man auch Om­ni­po­tenz oder To­ti­po­tenz, was eine wich­ti­ge Rol­le bei der Stamm­zell­the­ra­pie spielt.

Die Mo­ru­la sucht im Ver­lauf der 3. Schwan­ger­schafts­wo­che nach dem rich­ti­gen Platz in der Ge­bär­mut­ter­wand, um sich ein­zu­nis­ten. Am Ende der Wo­che hat sich in der Mo­ru­la ein flüs­sig­keits­ge­füll­ter Hohl­raum ge­bil­det und nun heisst das Ge­bil­de Keim­bla­se oder Blas­to­zys­te und be­steht aus bis zu 150 sich be­reits dif­fe­ren­zie­ren­den Zel­len. Die äus­se­re Wand wird als Tro­phob­last be­zeich­net. Aus ei­nem Teil die­ser Zel­len wer­den die Pla­zen­ta und Frucht­bla­se, aus dem an­de­ren ent­wi­ckeln sich die Haut, das Ner­ven­sys­tem und das Ge­hirn. Die mitt­le­re Schicht pro­du­ziert Ske­lett, Mus­keln und in­ne­re Or­ga­ne. Und die in­ne­re Zellan­samm­lung wächst zu Lun­gen und Ver­dau­ungs­trakt her­an.

Die Ein­nis­tung der Blas­to­zys­te


Spä­tes­tens sie­ben Tage nach der Be­fruch­tung, also am Ende der drit­ten Wo­che Ih­rer Schwan­ger­schaft, gräbt sich die Blas­to­zys­te in die schon dar­auf vor­be­rei­te­te Schleim­haut der Ge­bär­mut­ter ein und lässt sich von ihr über­zie­hen. Das nennt man Im­plan­ta­ti­on, Ni­da­ti­on oder Ein­nis­tung. Da­bei kann es zu ei­ner leich­ten Schmier­blu­tung kom­men, die nicht sel­ten für den Be­ginn der Mens ge­hal­ten wird (Ni­da­ti­ons­blu­tung). Die äus­se­re Zell­schicht, der Tro­phob­last, stellt bei der Ein­nis­tung eine ers­te Ver­bin­dung zu den müt­ter­li­chen Blut­ge­fäs­sen her.

Wenn sich der Em­bryo aber nicht in der Ge­bär­mut­ter­wand ein­nis­tet, kann es lei­der be­reits jetzt zu ei­ner sehr frü­hen Fehl­ge­burt, ei­nem Frü­hesta­b­ort, kom­men. Die häu­figs­ten Grün­de: Die Ge­bär­mut­ter­schleim­haut war nicht auf die Ein­nis­tung vor­be­rei­tet oder der Em­bryo wies gra­vie­ren­de Stö­run­gen, wie zum Bei­spiel Chro­mo­so­men­de­fek­te, auf.

Ihre Schwan­ger­schaft in Zah­len


Babybauch 1 Fruechte Mohn
  • 3. Woche nach dem 1. Tag d. letzten Periode 
  • 2 Wochen + 1 - 7 Tage (ärztliche Berechnung)
  • 1. Woche nach der Befruchtung
  • 1. – 7. Tag der Embryonalentwicklung

Aus der For­schung


FAQHäu­fi­ge Fra­gen zum The­ma

Frau­en, die schon ein­mal schwan­ger wa­ren, spü­ren oft in­stink­tiv, dass es wie­der so­weit ist. Und die ers­ten Zei­chen für eine Schwan­ger­schaft tre­ten un­ter Um­stän­den schon auf, be­vor der Schwan­ger­schafts­test ein po­si­ti­ves Er­geb­nis zeigt. Ein si­che­rer Be­weis ist das al­ler­dings noch lan­ge nicht.
Etwa fünf bis zehn Tage nach der er­folg­rei­chen Be­fruch­tung hat der Zell­hau­fen, der in neun Mo­na­ten als Baby ge­bo­ren wer­den wird, sei­ne Ein­nis­tung (Im­plan­ta­ti­on) in die Ge­bär­mut­ter­schleim­haut ab­ge­schlos­sen. Viel­leicht ist es bei die­sem „Ein­gra­ben“ zur Ver­let­zung müt­ter­li­cher Blut­ge­fäs­se im Ute­rus
Ja, da­von kön­nen Sie aus­ge­hen. Wenn ein im Han­del er­hält­li­cher  Schwan­ger­schafts­test  un­ter nor­ma­len Um­stän­den - d.h. kei­ne hor­mo­nel­le Sti­mu­la­ti­on im Rah­men ei­ner Kin­der­wunsch­be­hand­lung und Durch­füh­rung des Tes­tes erst nach Aus­blei­ben der Re­gel - und nach den An­wei­sun­gen auf der Pa­ckungs­bei­la­ge …
In den ers­ten zwei bis drei Wo­chen nach der Be­fruch­tung sind die sich tei­len­den em­bryo­na­len Zel­len noch re­la­tiv wi­der­stands­fä­hig ge­gen­über schä­di­gen­den äus­se­ren Ein­flüs­sen, d.h. der Em­bryo wird ent­we­der gar nicht ge­schä­digt oder so stark, dass es zu ei­ner Fehl­ge­burt kommt …
Letzte Aktualisierung: 07.08.2023, BH

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