Bla­sen­ent­zün­dung in der Schwan­ger­schaft

Frau­en ha­ben häu­fig Harn­wegs­in­fek­te - und Schwan­ge­re noch häu­fi­ger. War­um das so ist, wie Sie vor­beu­gen und eine Bla­sen­ent­zün­dung er­ken­nen kön­nen.

Frau mit Händen zwischen den Beinen

Frau­en nei­gen zu Harn­wegs­in­fek­ten...


Frau­en nei­gen acht­mal häu­fi­ger zu Bla­sen­ent­zün­dun­gen wie Män­ner. Der Grund: Die weib­li­che Harn­röh­re ist mit 4 cm Län­ge we­sent­lich kür­zer als die des Man­nes (20 cm), so dass Er­re­ger (meist Kei­me aus dem Darm) ei­nen kür­ze­ren Weg zu­rück­le­gen müs­sen, um sich in Bla­se und Harn­we­gen ein­zu­nis­ten und zu ver­meh­ren. Beim Mann hat die kör­per­ei­ge­ne Ab­wehr die Kei­me schon auf dem Weg dort­hin un­schäd­lich ge­macht.

Aus­ser­dem liegt bei der Frau der Aus­gang der Harn­röh­re zwi­schen Schei­de und Kli­to­ris. Se­xu­ell ak­ti­ve Frau­en be­kom­men des­halb häu­fi­ger eine Bla­sen­ent­zün­dung, die so­ge­nann­te "Ho­ney­moon-Zys­ti­tis" (eng­lisch für Flit­ter­wo­chen) - die ers­ten Sym­pto­me tre­ten ty­pi­scher­wei­se rund 18 Stun­den nach in­ten­si­vem Ge­schlechts­ver­kehr auf. Ein neu­er Part­ner stellt ein zu­sätz­li­ches Ri­si­ko dar, denn sei­ne nor­ma­le Keim­be­sied­lung im Ge­ni­tal­be­reich ist noch un­ge­wohnt. Mit der Zeit tritt eine Ge­wöh­nung ein und das Ri­si­ko ei­ner Ho­ney­moon-Zys­ti­tis be­steht dann kaum noch.

... und Schwan­ge­re noch mehr!


In der Schwan­ger­schaft ist die Si­tua­ti­on noch ein­mal kom­pli­zier­ter: Un­ter der Ein­wir­kung des Hor­mons Pro­ges­te­ron ent­spannt sich die glat­te Mus­ku­la­tur, auch die Harn­wegs­mus­ku­la­tur, wo­durch Kei­me noch leich­ter in den Harn­we­gen auf­stei­gen kön­nen. Aus­ser­dem ent­hält der Urin schwan­ge­rer Frau­en we­ni­ger in­fek­ti­ons­hem­men­de Stof­fe. Das macht Sie noch an­fäl­li­ger für eine Bla­sen­ent­zün­dung (Cys­ti­tis, Zys­ti­tis) und Nie­ren­be­cken­ent­zün­dung (Pye­lo­n­e­phri­tis). Bei­de soll­ten vor al­lem wäh­rend der Schwan­ger­schaft schnell be­han­delt wer­den. Nicht nur, weil solch eine In­fek­ti­on für Sie selbst un­an­ge­nehm ist: Auch Ihr Baby ist durch eine Harn­wegs­in­fek­ti­on ge­fähr­det, weil Bak­te­ri­en in die Ge­bär­mut­ter ge­lan­gen und eine Fehl­ge­burt oder Früh­ge­burt so­wie wahr­schein­lich auch eine Prä­eklamp­sie aus­lö­sen kön­nen. Ei­ner ame­ri­ka­ni­schen Stu­die zu­fol­ge kann bei ei­ner Harn­wegs­in­fek­ti­on (HWI) vor al­lem im letz­ten Drit­tel der Schwan­ger­schaft die Ent­wick­lung des Un­ge­bo­re­nen be­ein­träch­tigt wer­den (nied­ri­ge­res Ge­burts­ge­wicht). Fäl­le geis­ti­ger Be­hin­de­rung wer­den eben­falls da­mit in Zu­sam­men­hang ge­bracht.

Wel­che Sym­pto­me spre­chen für eine Bla­sen­ent­zün­dung?


Wenn Sie nicht nur stän­di­gen Harn­drang, son­dern auch Schmer­zen oder ein Bren­nen beim Was­ser­las­sen, ein Schwä­che­ge­fühl und Schwit­zen ha­ben, wenn der Urin un­ge­wohnt riecht oder Blut ent­hält, in­for­mie­ren Sie am bes­ten so­fort Ih­ren Frau­en­arzt, Ihre Frau­en­ärz­tin. An ei­ner Urin­pro­be, die zu je­der Rou­ti­ne­un­ter­su­chung in der Schwan­ger­schaft ge­hört, kann man fest­stel­len, ob eine bak­te­ri­el­le In­fek­ti­on vor­liegt.

Ers­te Mass­nah­men bei Ver­dacht auf eine "er­käl­te­te" Bla­se


Schon bei den ers­ten Sym­pto­men ei­ner Bla­sen­ent­zün­dung kön­nen Sie oft mit ein­fa­chen Mass­nah­men eine Ver­bes­se­rung er­zie­len: Zum Bei­spiel in­dem Sie sehr viel (min­des­tens drei Li­ter pro Tag, das ent­spricht ca. ei­ner Tas­se pro Stun­de) und heiss trin­ken – am bes­ten zum Teil spe­zi­el­le Bla­sen­tees mit harn­trei­ben­der, ent­zün­dungs­hem­men­der, an­ti­bak­te­ri­el­ler, ent­wäs­sern­der und schmerz­lin­dern­der Wir­kung. Be­kannt sind Kräu­ter­tees aus Bren­nes­seln, Gold­ru­te, Or­tho­si­phon (Kat­zen­bart), Lö­wen­zahn, Hau­he­chel­wurz, Ka­mil­le und Bir­ken­blät­tern, so­wie Cran­ber­ry-Saft. Da­mit wer­den die Harn­we­ge stän­dig ge­spült und der Er­re­ger aus­ge­schwemmt. Sehr gut ist auch lau­war­mes bis war­mes Was­ser ohne Koh­len­säu­re. Ver­mei­den Sie aber alle säu­ern­den und rei­zen­den Ge­trän­ke wie Kaf­fee, Schwarz­tee, Oran­gen- und an­de­re Ci­trus­frucht­säf­te, To­ma­ten und Sauer­amp­fer. 

Die oben ge­nann­ten Heil­pflan­zen re­gen nicht nur die Nie­ren­tä­tig­keit an, son­dern wir­ken auch des­in­fi­zie­rend ge­gen die Bak­te­ri­en. Da die Heil­pflan­zen­ex­trak­te so­gar in Ta­blet­ten­form ver­füg­bar sind, ist die Ein­nah­me be­son­ders leicht und schnell mög­lich und kön­nen auch auf Rei­sen schnell ein­ge­nom­men wer­den. Tees und Ta­blet­ten sind im Ge­gen­satz zu An­ti­bio­ti­ka in der Apo­the­ke frei ver­käuf­lich.

Un­ter­küh­lung ist zwar nicht di­rek­te Ur­sa­che für eine Bla­sen­ent­zün­dung (das sind die Bak­te­ri­en), aber Käl­te re­du­ziert die Durch­blu­tung im Be­cken­be­reich, es kommt zu ei­ner ört­li­chen Ab­wehr­schwä­che und das för­dert eine Harn­wegs­in­fek­ti­on. Zie­hen Sie sich des­halb warm ge­nug an und ver­mei­den Sie kal­te Füs­se. Bett­wär­me, auf­stei­gen­de Fuss­bä­der, Rot­licht und Fan­go­pa­ckun­gen lin­dern die Be­schwer­den. Die Bett­fla­sche soll­te aber nicht mit ko­chen­dem, son­dern nur mit heis­sem Leis­tungs­was­ser ge­füllt wer­den.

Wie wird ein Harn­wegs­in­fekt in der Schwan­ger­schaft be­han­delt?


Selbst wenn Sie "nur" Bak­te­ri­en im Urin und sonst kei­ner­lei Be­schwer­den ha­ben, kann eine Be­hand­lung mit An­ti­bio­ti­ka er­for­der­lich sein. Be­stimm­te gut wirk­sa­me An­ti­bio­ti­ka (z. B. Pe­ni­cil­li­ne und Ce­pha­lo­spo­ri­ne über drei Tage) dür­fen auch wäh­rend der Schwan­ger­schaft ein­ge­nom­men wer­den.

Neh­men Sie aber auf kei­nen Fall ei­gen­mäch­tig Me­di­ka­men­te, die Ih­nen vor der Schwan­ger­schaft ver­schrie­ben wur­den. Ihr Frau­en­arzt, Ihre Frau­en­ärz­tin wird Ih­nen even­tu­ell an­de­re Me­di­ka­men­te ver­schrei­ben, die auf die Schwan­ger­schaft ab­ge­stimmt und für Ihr Kind un­be­denk­lich sind.

Kann man Bla­sen­ent­zün­dun­gen vor­beu­gen?


Die meis­ten Harn­wegs­in­fek­tio­nen wer­den durch Bak­te­ri­en aus dem Dick­darm her­vor­ge­ru­fen. Des­halb sind die­se vor­beu­gen­den Mass­nah­men be­son­ders wich­tig:

  • Den Toi­let­ten­gang nicht zu lan­ge hin­aus­zö­gern. Je län­ger Bak­te­ri­en und an­de­re Kei­me in den Harn­we­gen ver­blei­ben, des­to hö­her das Ri­si­ko, dass sie sich ver­meh­ren und eine In­fek­ti­on her­vor­ru­fen.

  • Nach je­dem Toi­let­ten­gang mit dem Pa­pier vor­sich­tig von vorn nach hin­ten wi­schen oder bes­ser so­gar nur zu tup­fen. Sie ver­mei­den so, dass Darm­bak­te­ri­en in die Schei­de oder in die Harn­röh­re ge­lan­gen kön­nen.

  • Be­nut­zen Sie beim Sex ein Gleit­mit­tel: Tra­gen Sie das Gel vor dem Ko­itus im Be­reich der Harn­röh­ren­öff­nung auf. Kei­me kön­nen dann nicht mehr so leicht bis zur Bla­se wan­dern.

  • Nach dem In­tim­ver­kehr soll­ten Sie im­mer rasch die Bla­se ent­lee­ren. So wer­den Kei­me aus­ge­schwemmt, die al­len­falls in die Harn­we­ge ein­ge­drun­gen sind.

  • Wa­schen Sie Ih­ren In­tim­be­reich vor und nach dem Ge­schlechts­ver­kehr mit war­mem Was­ser. 

  • Zum Wa­schen be­nut­zen Sie am bes­ten nicht nor­ma­le al­ka­li­sche Sei­fe, son­dern ein al­ka­li­frei­es Syn­det bzw. spe­zi­ell für die­sen Be­reich ent­wi­ckel­te Wasch­lo­tio­nen.

  • Sli­pein­la­gen ver­wen­den und zwei- bis drei­mal am Tag wech­seln.

  • Auf In­timsprays soll­ten Sie so­wie­so in der Schwan­ger­schaft ver­zich­ten.

FAQHäu­fi­ge Fra­gen zum The­ma

Wäh­rend je­der Vor­sor­ge­un­ter­su­chung in der Schwan­ger­schaft wird eine Urin­pro­be auf Ei­weiss und Ni­trit so­wie weis­se Blut­kör­per­chen (Leu­ko­zy­ten) un­ter­sucht. Aus­ser­dem wird eine Urin­un­ter­su­chung mit ei­nem Test­strei­fen durch­ge­führt. Nicht sel­ten, vor al­lem in der zwei­ten Hälf­te der Schwan­ger­schaft, …
Wahr­schein­lich nicht. Häu­fi­ger Harn­drang ge­hört oft zu den ers­ten Sym­pto­men ei­ner Schwan­ger­schaft – und zwar bei Tag und Nacht. Ver­ant­wort­lich ist auch hier der er­höh­te Spie­gel des Hor­mons Pro­ges­te­ron, das eine ent­span­nen­de Wir­kung auf die Bla­sen­mus­ku­la­tur hat. Die ver­stärk­te Durch­blu­tung im …
Im Ge­gen­teil. Die Be­hand­lung ist sehr wich­tig, denn ein un­be­han­del­ter Harn­wegs­in­fekt kann zu ei­ner Fehl­ge­burt und spä­ter ei­ner Früh­ge­burt füh­ren. Al­ler­dings soll­ten die in der Schwan­ger­schaft be­währ­ten An­ti­bio­ti­ka (Pe­ni­zil­lin, Ce­pha­lo­spo­ri­ne und Ery­thro­my­cin) ein­ge­setzt wer­den. Auf Tri­me­tho­prim

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