Empfohlene Impfungen vor einer Schwangerschaft
Infektionskrankheiten können während einer Schwangerschaft schwerwiegender verlaufen – sowohl für Sie als auch für das Ungeborenen.
Indem Frauen mit Kinderwunsch bereits vor einer geplanten Schwangerschaft Impfungen durchführen oder auffrischen lassen, schützen sie sich selber vor schweren Komplikationen und bieten dem Baby einen Nestschutz, bevor es selber geimpft werden kann.
Für Schwangere besonders gefährliche Infektionskrankheiten
Infektionskrankheiten werden durch Bakterien, Viren, Pilze oder Parasiten verursacht. Diese dringen auf verschiedene Arten in den Körper ein und vermehren sich dort. Infektionen können für Schwangere und das ungeborenes Kind gefährlich sein. Bereits bei eigentlich harmlosen Kinderkrankheiten kann das Baby geschädigt werden.
Masern: Eine Masernerkrankung der Schwangeren kann zu einer Früh- oder Fehlgeburt führen. Ausserdem kann als Komplikation eine Lungen- oder Hirnentzündung das Leben der werdenden Mutter gefährden.
Mumps: Eine Erkrankung in der Schwangerschaft kann das Risiko einer Fehlgeburt erhöhen.
Röteln: Für schwangere, nicht geimpfte Frauen stellen Röteln eine versteckte, aber sehr ernsthafte Gefahr dar. Das Virus kann das ungeborene Kind infizieren und verursacht dann eine Fehlgeburt oder eine schwere Fehlbildung (z. B. am Herzen, Blindheit, Taubheit oder geistige Behinderung), die sogar zum Tod führen kann. Das Risiko von Komplikationen ist im ersten Drittel der Schwangerschaft besonders hoch und nimmt erst ab der 20. Woche ab.
Windpocken (Varizellen): Windpocken verursachen bei Erwachsenen und speziell bei Schwangeren viel häufiger Komplikationen wie Lungenentzündung, zusätzliche bakterielle Infektionen, Hirnhaut- oder Hirnentzündung, als bei Kindern. Während der ersten Hälfte der Schwangerschaft können Windpocken beim Kind zu Schäden an Haut, Knochen, Augen oder Gehirn führen.
Keuchhusten: Bei dieser Infektionskrankheit gibt es keine lebenslange Immunität und deshalb normalerweise auch keinen natürlichen Nestschutz. Sie gefährdet vor allem Säuglinge, die besonders schwer erkranken und daran sogar sterben können. Für Säuglinge kann der Nestschutz durch eine Impfung vor der Schwangerschaft oder in der Spätschwangerschaft (27. bis 36. Schwangerschaftswoche) sichergestellt werden.
Hepatitis A und B: Virusträgerinnen oder Frauen, die sich während der Schwangerschaft anstecken, können ihr Kind schon während der Schwangerschaft über die Plazenta, spätestens aber bei der Geburt infizieren. 20 bis 30 Prozent der Kinder werden so zu lebenslangen Trägern des Hepatitis-B-Virus. Der Hepatitis-B-Virus verursacht keine Fehlbildungen, kann jedoch zu einer Frühgeburt, niedrigem Geburtsgewicht oder zu einer Leberentzündung beim Fetus führen. Bei einer schwer verlaufenden Hepatitis A kommt es gegen Ende der Schwangerschaft häufiger zu einer Frühgeburt.
Saisonale Grippe: Eine Influenza kann bei schwangeren Frauen vor allem während des zweiten und dritten Schwangerschaftsdrittels und in den ersten vier Wochen nach der Entbindung schwerwiegende Atemwegskomplikationen auslösen..
Covid-19: Beim neuartigen Coronavirus scheint es kein erhöhtes Infektionsrisiko für Schwangere zu geben. Ein schwerer Krankheitsverlauf ist jedoch wahrscheinlicher im Vergleich zu nicht Schwangeren, darum sind Schwangere als Risikogruppe eingestuft. Die Gefahr einer Frühgeburt ist zudem erhöht. Die Impfung schon vor Eintritt einer Schwangerschaft wird von allen Fachleuten nachdrücklich empfohlen.
Die Impf-Empfehlung bei Kinderwunsch
Planen Sie eine Schwangerschaft, ist es sehr empfehlenswert, wenn Sie von Ihrer Gynäkologin den Impfausweis überprüfen lassen. In vielen Kinderwunschzentren ist der Nachweis der Windpocken- und Keuchhustenimpfung und des bestehenden Schutzes gegen Röteln sogar Voraussetzung für eine Behandlung.
Vor einer Schwangerschaft sind folgende Impfungen empfohlen:
Zwei Impfungen gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) bzw. eine einmalige Impfung für Frauen mit unklarem Impfstatus, ohne Impfung oder mit nur einer Impfung in der Kindheit. Einen Monat nach der Impfung sollte eine Schwangerschaft möglichst vermieden werden.
Nachweis des ausreichenden Schutzes durch einen Windpocken-Antikörpertest im Blut oder eine zweimalige Impfung bei Frauen mit negativem Windpocken-Antikörpertest. Einen Monat nach der Impfung sollte eine Schwangerschaft möglichst vermieden werden.
Eine Impfung gegen Keuchhusten, wenn in den letzten 10 Jahren keine Keuchhusten-Impfung dokumentiert wurde. Die Impfstoffe gegen Keuchhusten (Pertussis) werden zusammen mit den Impfstoffen gegen Diphtherie und Starrkrampf (Tetanus) als Kombinationsimpfung DTP in einer Spritze verabreicht. Bei Eintritt der Schwangerschaft sollten bis 4 Wochen vor der Geburt alle nahe stehenden Familienangehörigen – auch werdende Grosseltern – gegen Keuchhusten geimpft sein, um das Neugeborene zu schützen.
Drei Impfungen gegen Hepatitis B. Bei geplanten Reisen in Risikogebiete werden ausserdem zwei Impfung gegen Hepatitis A empfohlen. Wegen der hohen Gefährdung durch eine Übertragung der Erkrankung auf Neugeborene sollten alle Schwangeren über einen vollständigen Impfschutz verfügen. Diese Impfung ist auch in der Schwangerschaft erlaubt.
Einmalige Grippeimpfung: Die Impfung gegen die saisonale Grippe wird bei Kinderwunsch ab Mitte Oktober bis zum Ende der Grippeepidemie empfohlen.
Da durch die Impfung die Risiken eines komplizierten und schweren Verlaufs während der Schwangerschaft vermindert wird, wird eine Impfung gegen COVID-19 bei Kinderwunsch empfohlen.
Falls nötig können MMR-, Windpocken-, Grippe- und DTP-Impfungen gleichzeitig, jedoch an verschiedenen Stellen injiziert werden.
Wenn versehentlich in der Schwangerschaft geimpft wurde
Die Impfungen gegen Masern, Mumps, Röteln und Windpocken werden mit Lebendimpfstoffen durchgeführt und sollten – wenn möglich – nicht in der Schwangerschaft stattfinden, sondern ein bis drei Monate vorher. Grundsätzlich muss aber niemals eine Schwangerschaft abgebrochen werden, weil eine versehentliche Lebendimpfung durchgeführt wurde. Weltweit ist noch nie von einer Schädigung des Ungeborenen durch solche Impfungen berichtet worden.