Ver­än­de­run­gen an den Au­gen durch die Schwan­ger­schaft

Vie­le Schwan­ge­re kla­gen über tro­cke­ne Au­gen, Seh­schwä­che und Pro­ble­me mit den Kon­takt­lin­sen. Wel­che Sym­pto­me sind ein Alarm­zei­chen?

Frau gibt Tropfen in die Augen

Jede sechs­te wer­den­de Mut­ter ist wäh­rend der Schwan­ger­schaft von Au­gen­pro­ble­men be­trof­fen.

Ganz nor­mal oder Alarm­zei­chen?


Die meis­ten Be­schwer­den sind harm­los und bil­den sich nach der Schwan­ger­schaft von selbst zu­rück. In sel­te­nen Fäl­len kön­nen aber auch Sym­pto­me auf­tre­ten, die auf ei­nen Schwan­ger­schafts­dia­be­tes oder eine Schwan­ger­schafts­ver­gif­tung – die so­ge­nann­te Prä­eklamp­sie – hin­wei­sen. Mehr In­fos dazu fin­den Sie wei­ter un­ten bei "Alarm­sym­pto­me: Au­gen­er­kran­kun­gen".

Ach­tung

Verschwommenes Sehen oder Blitze vor den Augen sind alarmierende Symptome, die unbedingt ernstgenommen werden müssen. Sie können ein Anzeichen für eine Präeklampsie sein, vor allem im Zusammenhang mit Bluthochdruck und Eiweiss im Urin. Teilen Sie solche Symptome also unbedingt Ihrem Frauenarzt, Ihrer Frauenärztin oder Hebamme mit.

Pig­ment­fle­cken und Ein­blu­tun­gen


Vie­le Schwan­ge­re be­kom­men bräun­li­che Fle­cken um die Au­gen her­um, die zum Na­sen­rü­cken aus­lau­fen. Die­se Pig­ment­ein­la­ge­run­gen (ähn­lich der Li­nea Ni­gra am Bauch) sind harm­los und ver­schwin­den nach der Schwan­ger­schaft von selbst.

Sel­te­ner kommt es zu leich­ten Ein­blu­tun­gen un­ter die Bin­de­haut, die zwar be­ängs­ti­gend aus­se­hen, das Seh­ver­mö­gen je­doch nicht bein­träch­ti­gen.

Tro­cke­ne Au­gen


Die Schwan­ger­schafts­hor­mo­ne wir­ken sich auch auf die Zu­sam­men­set­zung der Trä­nen­flüs­sig­keit aus und las­sen die Au­gen tro­cke­ner wer­den. Die Bin­de­haut ist oft ge­rö­tet, die Au­gen se­hen "gla­sig" aus, es juckt. Beim Lid­schlag fühlt es sich an, als sei­en win­zi­ge Sand­kör­ner auf dem Auge - ähn­lich dem Ge­fühl nach ei­ner län­ge­ren Flug­rei­se in der tro­cke­nen Ka­bi­ne. Zu­sätz­lich tritt bei tro­ckene­nen Au­gen oft eine Lid­rand­ent­zün­dung auf. Da­bei sind die Drü­sen im Be­reich der Lidrän­der ver­stopft, die den Fett­an­teil der Trä­nen­flüs­sig­keit pro­du­zie­ren – die Au­gen trock­nen dann noch schnel­ler aus. In der kal­ten Jah­res­zeit ver­stär­ken tro­cke­ne Hei­zungs­luft, eine ge­rin­ge Luft­feuch­tig­keit und lan­ges Ar­bei­ten am Com­pu­ter (Of­fice Eye) häu­fig die Sym­pto­me.

Der Grund: Die Au­gen­lin­se ab­sor­biert in der Schwan­ger­schaft ver­mehrt Flüs­sig­keit und der Trä­nen­film auf dem Auge reisst leich­ter. Der Trä­nen­film mit ei­ner aus­rei­chen­den Men­ge an Trä­nen ist aber wich­tig für die Ge­sund­heit der Au­gen. Er be­netzt die Au­gen­ober­flä­che, hält die­se glatt und ge­schmei­dig und spült Fremd­kör­per weg. Zu­dem ver­sorgt er die Horn­haut mit Sauer­stoff und Nähr­stof­fen.

Wenn Ih­nen das sehr un­an­ge­nehm ist, kön­nen Sie mit künst­li­cher Trä­nen­flüs­sig­keit da­ge­gen vor­ge­hen. Oft hilft aber schon, im­mer wie­der be­wusst zu blin­zeln und ge­le­gent­lich zu gäh­nen. Auf Kon­takt­lin­sen soll­ten Sie in die­sem Fall ver­zich­ten. Ach­ten Sie auf eine aus­rei­chen­de Trink­men­ge und sor­gen Sie für fri­sche Luft und aus­rei­chen­de Luft­feuch­tig­keit in ge­schlos­se­nen Räu­men. Beim Au­to­fah­ren soll­te die Luft­zir­ku­la­ti­on ge­ring ge­hal­ten wer­den: Ge­blä­se mög­lichst schwach, nicht zu heiss und nie di­rekt in die Au­gen!

Seh­schär­fe lässt nach


Man­che Frau­en kla­gen vor al­lem in den letz­ten drei Mo­na­ten auch über eine Ver­än­de­rung der Seh­schär­fe. Kurz­sich­ti­ge be­ob­ach­ten häu­fig eine nach­las­sen­de Seh­schär­fe in der Fer­ne und eine Zu­nah­me der Kurz­sich­tig­keit um bis zu 1,5 Di­op­tri­en. Weit­sich­ti­ge ha­ben grös­se­re Pro­ble­me beim Le­sen. Die An­schaf­fung ei­ner Bril­le lohnt sich aber nicht, denn nach der Ge­burt kön­nen Sie wahr­schein­lich wie­der ge­nau­so gut wie vor­her se­hen. Aus die­sem Grund soll­ten Schwan­ge­re sich auch nicht die Au­gen la­sern las­sen – frü­hes­tens ein Jahr nach der Ge­burt ist die Bril­len­stär­ke wie­der aus­rei­chend sta­bil da­für.

Pro­ble­me mit Kon­takt­lin­sen


Häu­fig kommt es auch vor, dass Schwan­ge­re in die­ser Zeit kei­ne Kon­takt­lin­sen mehr tra­gen kön­nen. Das Kon­trast­emp­fin­den nimmt ab, die Blend­emp­find­lich­keit zu. Das ist be­dingt durch ein An­schwel­len der Horn­haut; die Lin­sen sit­zen des­halb nicht mehr per­fekt und das Auge er­mü­det schnel­ler. An­de­rer­seits nimmt die Emp­find­lich­keit der Horn­haut ab. Klei­ne­re Un­ver­träg­lich­kei­ten wer­den dann nicht mehr wahr­ge­nom­men und kön­nen zu Kom­pli­ka­tio­nen füh­ren. Durch den ver­min­der­ten Trä­nen­film wer­den Ab­la­ge­run­gen auf den Lin­sen nicht so ef­fek­tiv be­sei­tigt und stö­ren die Sicht. Nicht zu­letzt führt der ver­än­der­te Hor­mon­spie­gel auch am Au­gen­lid zu ei­ner leich­ten Schwel­lung und ei­nem Fremd­kör­per­ge­fühl mit Kon­takt­lin­sen. Tra­gen Sie ein­fach wie­der für eine Zeit­lang eine Bril­le.

Alarm­sym­pto­me: Au­gen­er­kran­kun­gen


Än­dert sich die Seh­schär­fe plötz­lich oder mehr­mals am Tag, kann das ein Zei­chen für ei­nen Schwan­ger­schafts­dia­be­tes sein – eine Form der Zu­cker­krank­heit, die erst­mals in der Schwan­ger­schaft auf­tritt: Durch die hor­mo­nel­le Um­stel­lung kann der Kör­per Zu­cker aus der Nah­rung nicht so schnell ver­ar­bei­ten wie vor der Schwan­ger­schaft. Durch die Blut­zu­cker­schwan­kun­gen kommt es zu Was­ser­ein­la­ge­run­gen in der Au­gen­lin­se, die die Brech­kraft ver­än­dern, so­dass das schar­fe Se­hen ver­lo­ren geht. Bei sol­chen An­zei­chen soll­ten Sie un­be­dingt ei­nen Au­gen­arzt auf­su­chen. Der Arzt kann mit ei­ner Spie­ge­lung des Au­gen­hin­ter­grun­des die Ge­fäs­se der Netz­haut un­ter­su­chen und dia­be­tes­be­ding­te Ver­än­de­run­gen er­ken­nen, be­vor die Stoff­wech­sel­er­kran­kung sich mit an­de­ren Sym­pto­men be­merk­bar macht. Frau­en, die be­reits vor der Schwan­ger­schaft ei­nen Dia­be­tes mel­li­tus hat­te, müs­sen eng­ma­schig über­wacht wer­den, da die dia­be­tes­be­ding­ten Ver­än­de­run­gen an der Netz­haut im Lau­fe der Schwan­ger­schaft be­hand­lungs­be­dürf­tig wer­den kön­nen.

Bis zu 10% al­ler Schwan­ge­ren lei­den – nicht sel­ten un­be­merkt – an Blut­hoch­druck. Bei vie­len Be­trof­fe­nen lässt sich der Hoch­druck an ei­ner ver­än­der­ten Netz­haut ab­le­sen. Dann muss drin­gend wei­ter un­ter­sucht wer­den, denn Blut­hoch­druck kann Mut­ter und Kind in Ge­fahr brin­gen.

Au­gen­er­kran­kun­gen las­sen sich auch in der Schwan­ger­schaft ohne Nach­tei­le für das un­ge­bo­re­ne Kind be­han­deln. Au­gen­trop­fen und -sal­ben kön­nen in der Re­gel wäh­rend Schwan­ger­schaft und Still­zeit an­ge­wen­det wer­den. So kön­nen wer­den­de Müt­ter etwa Her­pes (Aci­clo­vir-Sal­be), bak­te­ri­el­le Ent­zün­dun­gen (an­ti­bio­ti­sche Sal­ben aus der Grup­pe der Fluo­ro­qui­no­lo­ne oder Ami­no­gly­ko­si­de bzw. Ta­blet­ten aus der Wirk­stoff­grup­pe der Pe­ni­cil­li­ne oder Ce­pha­lo­spo­ri­ne) oder All­er­gi­en (lo­ka­le An­ti­hist­ami­ni­ka) am Auge be­han­deln, ohne ge­sund­heit­li­che Nach­tei­le für das Kind zu be­fürch­ten.

Muss der Au­gen­druck wäh­rend der Schwan­ger­schaft ge­senkt wer­den, gilt Ti­mo­lol als das Mit­tel der Wahl. Ist ein Ein­griff am Auge er­for­der­lich, soll­te nach Mög­lich­keit ört­lich be­täubt wer­den mit dem Wirk­stoff Bu­pi­va­cain.

Bei na­he­zu al­len Au­gen­er­kran­kun­gen ist eine nor­ma­le Ent­bin­dung mög­lich. We­der Kurz­sich­tig­keit noch ein Glau­kom, eine vor­he­ri­ge Netz­haut­ab­lö­sung oder eine vor­he­ri­ge Au­gen­ope­ra­ti­on sind ein Grund für ei­nen Kai­ser­schnitt.

FAQHäu­fi­ge Fra­gen zum The­ma

Bis­her wur­de an­ge­nom­men, dass stark kurz­sich­ti­ge Frau­en durch den star­ken Druck beim Pres­sen un­ter der Ge­burt ein er­höh­tes Ri­si­ko für Netz­haut­ab­lö­sun­gen ha­ben. Auf­grund die­ser An­nah­me wur­de häu­fig von vorn­her­ein ein Kai­ser­schnitt durch­ge­führt. Eine Ber­li­ner Stu­die aus dem Jahr 1999 konn­te dies …
Auch die Au­gen ver­än­dern sich in der Schwan­ger­schaft. Kon­takt­lin­sen­trä­ge­rin­nen ha­ben oft Schwie­rig­kei­ten in der Schwan­ger­schaft. Dann hilft nur, auf die Bril­le zu­rück zu grei­fen. Grün­de für die Un­ver­träg­lich­keit: Es wird nicht mehr so viel und we­ni­ger vis­kö­se Trä­nen­flüs­sig­keit pro­du­ziert. Horn­haut …
Die Schwan­ger­schafts­hor­mo­ne füh­ren auch zu Ver­än­de­run­gen an den Au­gen. In den letz­ten Schwan­ger­schafts­mo­na­ten wird we­ni­ger Trä­nen­flüs­sig­keit pro­du­ziert und gleich­zei­tig mehr Was­ser im Ge­we­be auf­ge­nom­men. Aus­ser­dem än­dert sich die Zu­sam­men­set­zung der Trä­nen­flüs­sig­keit, so­dass der Trä­nen­film …
Vie­le Schwan­ge­re be­rich­ten über eine mehr oder we­ni­ger star­ke Ver­schlech­te­rung ih­rer Seh­schär­fe. Kurz­sich­ti­ge kön­nen häu­fig in der Fer­ne we­ni­ger deut­lich se­hen, Weit­sich­ti­ge müs­sen sich wäh­rend der Schwan­ger­schaft beim Le­sen mehr an­stren­gen. Kon­takt­lin­sen­trä­ge­rin­nen be­mer­ken das noch frü­her als …
Letzte Aktualisierung: 03.07.2022, BH

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