Das Fruchtwasser
Woraus Fruchtwasser besteht, wie viel das Baby davon braucht und was sich daraus alles erkennen lässt.
Im Fruchtwasser kann das ungeborene Kind schwerelos und sicher heranwachsen.
Was ist das Fruchtwasser?
In der Fruchtblase befindet sich neben dem Baby auch Fruchtwasser. Diese Körperflüssigkeit umgibt das ungeborene Kind und schützt es vor Stössen und Temperaturschwankungen. Die wachsartige weisse Käseschmiere sorgt dafür, dass sich die Haut im Fruchtwasser nicht aufweicht.
Das Fruchtwasser wird von der obersten Zellschicht der Schleimhaut in der Fruchtblase gebildet. Ab dem 5. Schwangerschaftsmonat trinkt das Ungeborene davon. Das Fruchtwasser wird entweder im Darm resorbiert und gelangt über die Plazenta in den mütterlichen Kreislauf oder wird – sobald die Nieren Ihre Arbeit aufgenommen haben – über die Blase ausgeschieden. Der fehlende Anteil an Fruchtwasser wird kontinuierlich wieder ergänzt. Damit wird es ungefähr alle drei Stunden komplett ausgetauscht.
Das Fruchtwasser besteht unter anderem aus Wasser, Elektrolyten, Proteinen, Glukose und Hautzellen der Babys. Es ist gelblich-klar und von Urin optisch kaum zu unterscheiden. Um den Geburtstermin herum ist es allerdings durch die sich auflösende Käseschmiere oft gelblich-trüb.
Der pH-Wert des Fruchtwassers beträgt 7 bis 7,5. Dies ist bei einem vorzeitigen Blasensprung wichtig, aber auch, weil nicht jeder Blasensprung klassisch verläuft. Ist die Schwangere nicht sicher, ob sie wirklich Fruchtwasser verliert, kann mit einem Teststreifen der pH-Wert gemessen werden.
Fruchtwassermenge
Die normale Fruchtwassermenge beträgt in der 10. Schwangerschaftswoche ungefähr 30 Milliliter, in der 20. Schwangerschaftswoche etwa 350 bis 500 Milliliter und in der 36. Schwangerschaftswoche 1000 bis 1500 Milliliter. Danach verringert sich die Fruchtwassermenge mit jeder Woche um circa 100 Milliliter.
Störungen im Fruchtwasserkreislauf sind im Ultraschall meist gut zu erkennen:
Zu viel Fruchtwasser (Polyhydramnion oder Hydramnion) ist vorhanden, wenn die Menge über 2 Liter beträgt.
Zu wenig Fruchtwasser (Oligohydramnion) liegt bei einer Furchtwassermenge von weniger als 500 Milliliter vor.
Messungen aus dem Fruchtwasser
Die Bestandteile des Fruchtwassers spielen bei der vorgeburtlichen Diagnostik eine grosse Rolle. So können abgeschilferte Hautzellen des Ungeborenen, die im Fruchtwasser schwimmen, mit einer Fruchtwasserpunktion entnommen und der darin enthaltenen Chromosomensatz untersucht werden. Chromosomenstörungen werden damit zuverlässig diagnostiziert.
Ausserdem können die Phospholipide im Fruchtwasser untersucht werden. Diese dienen dazu, die fetale Lungenreife abzuschätzen. Das ist besonders wichtig, wenn vorzeitige Wehen auftreten.
Die Erreger verschiedener Infektionen, wie zum Beispiel Toxoplasmose und Listeriose, können ebenfalls im Fruchtwasser nachgewiesen werden.
Das Fruchtwasser bei der Geburt
Mit dem Platzen der Fruchtblase wird das Fruchtwasser ausgeschieden. Anhand der Farbe kann beurteilt werden, ob das Baby schon in der Gebärmutter seinen ersten Stuhlgang (Kindspech oder Mekonium) ausgeschieden hat. Besonders bei sehr langen Geburten, die mit einer Stresssituation für das Kind und allenfalls schlechter Sauerstoffversorgung einhergehen, wird der Darm weniger durchblutet. Dies verursacht verstärkte Darmbewegungen und die Erschlaffung des Schliessmuskels. Ein vorzeitiger Abgang des Darminhalts mit Grünfärbung des Fruchtwassers kann also ein Hinweis darauf sein, dass es dem Kind nicht gut geht.