Die Fruchtwassermenge - zu viel oder zu wenig?
In der Gebärmutter liegt das ungeborene Kind im Fruchtwasser. Stimmt die Menge nicht, kann das zu Komplikationen führen.
Eine ausreichende Fruchtwassermenge ist für das ungeborene Kind und seine Reifung sehr wichtig, deshalb sollte genügend davon vorhanden sein. Aber zu viel Fruchtwasser kann auch auf Probleme hindeuten.
Wie misst man die Fruchtwassermenge?
Durch Ultraschallmessungen kann der spezialisierte Frauenarzt, die Frauenärztin den sogenannten Fruchtwasserindex ermitteln: Normal ist ein Wert zwischen 8 und 18 cm, darunter spricht man von einem Oligohydramnion, darüber von einem Polyhydramnion oder Hydramnion. Eine andere Methode misst das grösste vorhandene Fruchtwasserdepot.
Zu wenig Fruchtwasser
Hat es zu wenig Fruchtwasser, wird die Lungenfunktion nicht ausreichend stimuliert und durch die beengten Raumverhältnisse können sich die Knochen des Babys verformen. Ist schon am Anfang der Schwangerschaft zu wenig Fruchtwasser vorhanden, können sich Verwachsungsstränge (amniotic bands) in der Gebärmutter bilden, die selten zu leichten, manchmal auch schweren angeborenen Fehlbildungen, vor allem an den Gliedmassen, führen können.
Mögliche Ursachen für ein Oligohydramnion können Fehlbildungen der kindlichen Nieren und ableitenden Harnwege mit verringerter Urinausscheidung sein, oder ein vorzeitiger Blasensprung mit Fruchtwasserverlust. Auch wenn der errechnete Geburtstermin bereits überschritten ist, also bei einer Übertragung, nimmt die Fruchtwassermenge ab, wie überhaupt generell bei einer Funktionsstörung der Plazenta, z.B. durch Bluthochdruck oder Rauchen. Die Nieren des Ungeborenen werden dann weniger gut durchblutet und produzieren weniger Fruchtwasser.
Kann ich zu wenig Fruchtwasser spüren?
Die verminderte Fruchtwassermenge werden Sie wahrscheinlich nicht bemerken. Sie macht eventuell durch eine für die Schwangerschaftswoche zu kleine Gebärmutter und durch weniger Kindsbewegungen aufmerksam. Ihr Frauenarzt, Ihre Frauenärztin wird eine Ultraschalluntersuchung vornehmen, um das Oligohydramnion zu bestätigen.
Danach muss die Ursache gesucht werden: Durch einen speziellen Fehlbildungs-Ultraschall kann zum Beispiel eine fetale Nierenfehlbildung oder eine Verengung der ableitenden Harnwege (Harnleiter und Harnröhre) erkannt werden, durch einen Doppler-Ultraschall eine Plazenta-Störung. Wird eine Fehlbildung gefunden, ist eine Chromosomenanalyse angebracht, um eine komplexes genetisches Syndrom auszuschliessen. Bei einigen Harnwegsfehlbildungen kann schon vor der Geburt eine Behandlung durchgeführt werden. Bei den meisten ist aber eine Operation in der Säuglingszeit ausreichend.
Fruchtwasser auffüllen oder Geburt einleiten
Um ein Oligohydramnion zu behandeln, kann der Fruchtwasserraum durch eine Zucker-Kochsalz-Lösung aufgefüllt werden. Unter Ultraschallsicht wird eine lange, dünne Nadel durch die Bauchdecken in die Fruchtblase eingeführt, durch welche die angewärmte Lösung eingespritzt wird. Dann kann gleichzeitig beobachtet werden, ob ein vorzeitiger Blasensprung die Ursache für den Fruchtwasserverlust ist. Wenn die Schwangerschaft schon weit genug fortgeschritten ist, kann es sinnvoll sein, die Geburt einzuleiten.
Warum wird manchmal zu viel Fruchtwasser gebildet?
Als Polyhydramnion oder Hydramnion bezeichnet man die übermässige Ansammlung von Fruchtwasser um den Fetus herum. Diese Komplikation tritt für gewöhnlich erst in der mittleren oder späten Schwangerschaftsphase auf und ist eher selten: Ein Polyhydramnion wird bei weniger als 0,5 % aller Schwangeren diagnostiziert.
In 90 % der Fälle ist die Ursache unbekannt. Sie betrifft jedoch Frauen mit Diabetes mellitus oder Mehrlingsschwangerschaften häufiger als andere. Sie tritt auch dann auf, wenn das Baby aufgrund einer kindlichen Fehlbildung nicht richtig schlucken kann. Das können Verengungen oder Verschlüsse im Verdauungssystem, an der Wirbelsäule, dem Kopf, dem Gehirn oder den Muskeln sein. Je schwerer das Polyhydramnion, umso wahrscheinlicher ist eine Fehlbildung.
Zu viel Fruchtwasser - ganz schön mühsam!
Die Symptome umfassen Beschwerden im Unterleib, angespannte Unterleibsmuskeln, glänzende und gespannte Haut am Unterleib sowie eine für das jeweilige Schwangerschaftsstadium ungewöhnlich grosse Gebärmutter, verstärkte Wassereinlagerungen vor allem in den Beinen, Kurzatmigkeit und Verdauungsstörungen. Ein Polyhydramnion kann durch die erhöhte Spannung der Gebärmutter zu vorzeitigen Wehen, wegen des vergrösserten Raumangebots aber auch zu einer Steisslage oder anderen Lageanomalie des Kindes führen.
Zur Abklärung wird man zunächst eine Ultraschalluntersuchung durchführen. Ausserdem wird man Sie auf Diabetes mellitus untersuchen, um die Ursache für die Störung zu finden. Wenn es sich um ein leichtes Polyhydramnion ohne Anzeichen einer Fehlbildung des Fetus handelt, werden Ihnen eventuell Medikamente zur Entspannung der Gebärmutter verabreicht. Damit soll das Risiko vorzeitiger Wehen verringert werden. In schweren Fällen wird jedoch möglicherweise sogar Fruchtwasser entnommen, um eine vorübergehende Erleichterung zu verschaffen und das Risiko vorzeitiger Wehen zu senken. Befindet sich die Schwangerschaft bereits in einem fortgeschrittenen Stadium, kann die Geburt auch künstlich eingeleitet werden.