Der Stillrhythmus: Wie viele Stillmahlzeiten braucht mein Baby?

Wie jedes Baby seinen eigenen Rhythmus entwickelt und warum die Milchproduktion der Mutter sich entsprechend anpasst.

Baby wird gestillt
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Stillen ist weit mehr als Ernährung: Es stillt natürlich Hunger und Durst, lindert aber auch Schmerzen, spendet Trost und erleichtert das Einschlafen. Durch das Saugen an der Brust werden also auch emotionale Bedürfnisse des Babys erfüllt und diese halten sich verständlicherweise nicht an einen festen Zeitplan.

Schreiendes Baby = Hunger?


Schreien ist eher ein spätes Hungersignal und das letzte Zeichen, mit dem Ihr Baby Sie darauf aufmerksam machen möchte, gestillt zu werden. Wenn es schreit, hat es wahrscheinlich schon eine Weile Hunger oder Durst. Möglicherweise ist es dann nicht mehr ganz einfach anzulegen und muss zuerst beruhigt werden. Warten Sie also wenn möglich nicht so lange, bis Ihr Baby schreit. Dadurch könnte es sich angewöhnen, dass es schreien muss, um gestillt zu werden und wird aufhören, sein Bedürfnis auf subtile Weise zu äussern.

Das heisst aber nicht, dass Sie Ihr Kind jedes Mal stillen müssen, wenn es unzufrieden ist. Durch Tragen und Körperkontakt können Sie auch versuchen, es zu beruhigen. Wenn Sie Ihr Kind nach einiger Zeit kennen, werden Sie wissen, was es in welcher Situation braucht.

Wie oft soll ein Baby gestillt werden?


Durch Angebot und Nachfrage reguliert sich der Stillrhythmus in der Regel optimal. Sie dürfen Ihr Kind also so oft anlegen, wie Sie möchten, ohne die Uhr danach zu richten oder zu befürchten, es zu überfüttern.

Ganz allgemein gilt, dass ein Stillkind anfangs ungefähr 8 bis 12 Mahlzeiten in 24 Stunden braucht, später können es dann weniger werden. Es gibt Säuglinge, die sehr kräftig saugen, dadurch in kurzer Zeit viel Milch trinken und dann eine Weile satt sind. Andere Babys nuckeln lange und genüsslich, wieder andere melden sich bereits nach kurzer Zeit erneut. Besonders abends möchten viele Stillkinder sehr oft und andauernd an der Brust saugen. Dieses Clusterfeeding bedeutet nicht, dass Sie zu wenig Milch haben, vermutlich kann sich Ihr Kind durch das Saugen einfach besser beruhigen.

In den ersten Tagen bekommen die Neugeborenen beim Stillen die Vormilch, auch Kolostrum genannt. Dann schlafen sie nicht selten mehrere Stunden zwischen den Mahlzeiten durch. Um den dritten Tag herum ist es dann möglich, dass Sie das Baby sehr viel häufiger anlegen müssen. Sobald nach dem Milcheinschuss die reife Muttermilch produziert wird, können Sie ungefähr alle 2 bis 3 Stunden stillen. Wenn sich die Milchbildung nach etwa vier Wochen eingependelt hat, kommen die meisten Babys mit 6 bis 8 Mahlzeiten – einschliesslich der Nachtmahlzeit – zurecht. Die Nachtmahlzeit ist noch eine Weile wichtig für die Entspannung der Brust und als Anregung zur Milchbildung. 

Der kindliche Magen ist noch zu klein, um viel Muttermilch auf einmal aufzunehmen. Ausserdem wird Muttermilch schnell verdaut und gestillte Babys verlangen in der Regel häufiger die Brust als „Schoppenkinder“ den Schoppen.

Dann stillen, wenn das Baby Hunger hat


Stillen Sie Ihr Baby nach Bedarf – auch "ad libitum" genannt – bedeutet dies, dass das Stillen keine zeitlichen Grenzen kennt und sich ganz nach dem individuellen Bedürfnis Ihres Kindes richtet. Sie legen es also jedes Mal an Ihre Brust, wenn es gestillt werden möchte. Dies erkennen Sie daran, dass Ihr Baby: 

  • eine angespannte Körperhaltung einnimmt

  • unruhig wird

  • mit dem Mund sucht

  • die Händchen ballt

  • am Finger saugt

  • sein Köpfchen hin und her dreht

  • wimmert oder schmatzt

Stillen nach Bedarf hat viele Vorteile: Es verbessert die Gewichtszunahme Ihres Kindes, reduziert die Schreiphasen und trägt zu einer guten Milchproduktion bei. 

Fester Stillrhythmus

Stillen nach Bedarf ist nicht für jede Mutter geeignet. Manche brauchen einen gewissen Rhythmus, um sich wohlzufühlen und/oder ihren Tagesablauf zu gestalten. Die meisten Kinder lassen sich an regelmässige Stillzeiten gewöhnen.

Welche Babys feste Trinkzeiten brauchen


Für das Stillen nach Bedarf gibt es Ausnahmen: Saugschwache, schläfrige Babys sind oft kaum zum Trinken zu ermuntern und schlafen während des Stillens sehr schnell ein. Dasselbe gilt für Babys, die mit einem niedrigen Geburtsgewicht oder zu früh geboren wurden. In diesem Fall dürfen Sie nicht nach Bedarf füttern, sondern müssen Ihr Kind regelmässig zum Stillen wecken, damit es genug Milch bekommt und an Gewicht zunimmt.

Häufige und kleine Mahlzeiten sind sinnvoller als lange Pausen und grosse Portionen. Die Beobachtung der Ausscheidung (5 bis 6 nasse Windeln pro Tag und weicher Stuhlgang) bringt zusammen mit einer regelmässigen Gewichtskontrolle bei der Mütter- und Väterberatung in diesen Fällen die Gewissheit, ob ein Kind genügend Milch erhält.

Wenn das Baby plötzlich mehr Milch braucht


Alle paar Wochen, typischerweise in der dritten bis vierten Lebenswoche und im dritten bis vierten Lebensmonat, kann es zu einer Veränderung des Stillrhythmus kommen. Ihr Baby scheint dann auf einmal nicht mehr satt zu werden und viele Mütter fragen sich, ob die Milchmenge noch ausreicht. Vermutlich hat Ihr Kind zu diesem Zeitpunkt einen Wachstumsschub. Wenn Sie es eine Zeit lang häufiger anlegen, wird über das Saugen an der Brust die Prolaktinausschüttung angeregt und die Milchproduktion angekurbelt.

Häufige Fragen zum Thema

In besonderen Situationen kann es notwendig sein, Babys zum Stillen zu wecken. Zum Beispiel, wenn Kinder nicht genügend an Gewicht zunehmen. Auch bei Neugeborenen mit Gelbsucht muss auf regelmässiges Stillen geachtet werden, denn ein Mangel an Flüssigkeit und Nahrung verstärkt die Gelbsucht. …
Starre Regeln für den Stillrhythmus, also wie oft Sie Ihr Baby pro Tag stillen, gibt es nicht. Es wird immer Phasen geben, in denen ein Stillkind jede Stunde angelegt werden muss, weil es schon wieder Hunger hat oder Ihre Nähe braucht. Nach ein paar Tagen hat sich die Milchproduktion dem erhöhten …
Die Brust ist kein Reservoir für Milch, sondern eine Produktionsstätte. Das bedeutet, dass Sie Ihr Baby schon kurze Zeit nach dem letzten Stillen erneut anlegen können und die Brust Milch produziert. Aus diesem Grund können auch Zwillingsmütter und Ammen, die ihr eigenes und gleichzeitig noch ein …
Es kann sein, dass Ihr Kind nicht richtig angelegt ist und die Brustwarze nicht gut zu fassen bekommt. Wegen der dann nur spärlich fliessenden Milch legt es ein Nickerchen ein. Überprüfen Sie immer wieder, ob Ihr Baby korrekt angelegt ist: Es muss möglichst viel Brustgewebe erfassen und so liegen, …
Letzte Aktualisierung: 08.05.2024, BH