Baby zu klein – Geburt einleiten?

Aus der Forschung

Schwangere liegt in einem Spitalbett mit einer Infusion
©
GettyImages

In ca. 3% aller Schwangerschaften kommt es zu einer Minderfunktion der Gebärmutter, einer sogenannten Plazentainsuffizienz. Sie gilt als Hauptursache dafür, dass ein ungeborenes Baby schlecht versorgt wird und nicht ausreichend wächst (intrauterine Wachstumsretardierung IUGR). Was ist in dieser Situation das optimale Vorgehen? Das ist mitunter schwer abzuschätzen, denn sowohl eine Geburtseinleitung mit Frühgeburt als auch die Fortführung der Schwangerschaft ist mit Nachteilen verbunden.

Eine vorgeburtliche Wachstumsverzögerung wird diagnostiziert, wenn das Baby ein Schätzgewicht (oder einen Bauchumfang) hat, das deutlich niedriger ist als der Durchschnitt. Genauer bedeutet die „5%-Perzentile“: Nur 5% aller Babys sind in dieser Schwangerschaftswoche ebenso leicht oder noch leichter. Warum ist das so? Selten liegt die Ursache in einer Krankheit des Kindes (z.B. Chromosomenstörungen). Und es gibt auch Kinder, die völlig gesund und einfach konstitutionell bedingt sehr klein sind (z.B. weil auch die Eltern sehr klein sind). In den meisten Fällen liegt aber eine Plazentainsuffizienz zugrunde.

Warum arbeitet der Mutterkuchen nicht so, wie er soll? Ursache ist nach Meinung der Fachleute eine gestörte Entwicklung der mütterlichen Blutgefässe in der Plazenta, und zwar schon im ersten Trimenon. Dies kann durch spezielle Ultraschalluntersuchungen der Blutflussgeschwindigkeit, die sogenannte Dopplersonographie, gemessen werden. Informationen darüber, ob es dem Ungeborenen noch gut geht, erhält man ausserdem über genauere „normale“ Ultraschallmessungen (Biometrie) und die Bestimmung der Fruchtwassermenge, Doppleruntersuchungen der Blutgefässe im Gehirn und am Herzen des Feten.

Ob die Schwangerschaft unter intensiver Kontrolle noch weiter andauern kann oder ob möglichst bald die Geburt eingeleitet werden muss, sollte nach den Ergebnissen einer wissenschaftlichen Studie im wesentlichen vom Blutfluss in der grossen Gebärmutter-Schlagader (Arteria Uterina) abhängen - ob er verlangsamt, stillstehend oder sogar entgegengesetzt zur normalen Richtung verläuft. Auch Kinder mit sehr ungünstigen Werten bei einer anderen Spezialuntersuchung, der Ductus-venosus-Doppleruntersuchung, sind ausserhalb der Gebärmutter besser aufgehoben und sollten möglichst rasch das Licht der Welt erblicken.

Und das ist dann auch die einzige Alternative: Alle Versuche, die Schwangerschaft zu verlängern und das Baby zu retten, indem man die Situation von aussen positiv beeinflusst – ob mit Calciumantagonisten, Hormonen, Steroiden, Nährstoffen, Sauerstoff oder Bettruhe – haben sich bisher nicht als zuverlässig oder ausreichend wirkungsvoll herausgestellt.

Aus der Forschung: Lees, C. et al; Ultrasound Obstet Gynecol (2013); 42: 400-408

Letzte Aktualisierung: 16.02.2021, BH