Stillen und Zahnentwicklung
Bei jedem Neugeborenem ist der Unterkiefer gegenüber dem Oberkiefer leicht zurückverlagert. Bis vor ein paar Jahren wurde davon ausgegangen, dass der Unterkiefer des Kindes durch das Saugen an der Brust nach vorne gezogen wurde.
Diese Meinung konnte nicht aufrecht erhalten werden, da kein Unterschied in der Entwicklung des Unterkiefers zwischen Stillkindern (saugen) und Schoppenkindern (nuckeln) festgestellt werden konnte. Es ist in diesem Zusammenhang aber wichtig, darauf zu achten, dass das Loch im Sauger der Schoppenflasche nicht zu gross ist, damit der Saugvorgang nicht zu leicht gemacht wird.
Bei Neugeborenen mit Lippen- Kiefer- Gaumenspalte ist der Saug- oder Nuckelvorgang durch die Fehlbildung stark erschwert. Durch die Gaumenspalte ist die Zunge rückverlagert und es besteht eine Verbindung zwischen Mund- und Nasenhöhle, sodass die Brustwarze nur schwer zu fassen ist. Hier kann das sogenannte Trinkplättli eine grosse Hilfe sein. Dabei wird die Gaumenspalte durch ein herausnehmbares Plättli aus weichem oder hartem Kunststoff bedeckt. Das Plättli wird für den Kiefer des Kindes individuell hergestellt und dem wachsenden Oberkiefer angepasst. Nach dem Stillen wird das Plättli herausgenommen, gereinigt und wieder eingesetzt. Die Kinder gewöhnen sich erstaunlich schnell an den Fremdkörper. Durch diese Massnahme kann eine falsche Saug- und Schlucktechnik verhindert und die Brusternährung möglich gemacht werden. Gerade für die infektionsgefährdeten Kinder mit Spalten ist die Muttermilch mit ihrem hohen Gehalt an Antikörpern sehr wichtig. Durch den intensiven Gebrauch der Mundmuskulatur beim Stillen wird ausserdem eine bessere Belüftung des Mittelohrs erreicht und Mittelohrentzündungen vorgebeugt.