Hy­pere­me­sis: Be­son­ders ris­kant im zwei­ten Tri­me­non

Frau, im Bademantel, hält sich den Bauch
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Schwan­ge­re, die wäh­rend des zwei­ten Tri­me­nons von über­mäs­si­gem Er­bre­chen ge­plagt wer­den, ha­ben ein er­höh­tes Ri­si­ko für Kom­pli­ka­tio­nen wie Prä­eklamp­sie und vor­zei­ti­ge Pla­zen­ta­lö­sung. Ein Zu­sam­men­hang mit Funk­ti­ons­stö­run­gen der Pla­zen­ta wird ver­mu­tet.

Eine Hy­pere­me­sis gra­vi­dar­um, die ex­tre­me Schwan­ger­schafts­übel­keit, be­trifft bis zu 3% al­ler Schwan­ger­schaf­ten. Vor al­lem der oft mas­si­ve Flüs­sig­keits­ver­lust macht bei vie­len Pa­ti­en­tin­nen eine Kli­nik­ein­wei­sung er­for­der­lich. In das öf­fent­li­che In­ter­es­se ist neu­lich der Spi­tal­auf­ent­halt von Prin­zes­sin Kate aus eben die­sem Grund ge­rückt.

Die Stö­rung ge­fähr­det nicht nur die Schwan­ge­re selbst, son­dern auch das un­ge­bo­re­ne Kind. Wie schwe­di­sche For­scher ge­zeigt ha­ben, ist das Ri­si­ko ei­ner vor­zei­ti­gen Pla­zen­ta­lö­sung bei Frau­en mit Hy­pere­me­sis gra­vi­dar­um ge­ne­rell um fast 50% er­höht. Tritt die Stö­rung im zwei­ten Drit­tel der Schwan­ger­schaft auf, steigt die­ses Ri­si­ko so­gar um das Drei­fa­che. Aus­ser­dem ver­dop­pelt sich dann die Ge­fahr ei­ner Prä­eklamp­sie. Die schwe­re müt­ter­li­che Übel­keit hat­te auch Ein­fluss auf die kind­li­che Rei­fung: Um na­he­zu 40% war das Ri­si­ko ei­ner Man­gel­ent­wick­lung des Kin­des (SGA = Small for Ge­sta­tio­nal Age) er­höht, wenn die Mut­ter wäh­rend des zwei­ten Tri­me­nons von der Hy­pere­me­sis ge­plagt war.

Grund­la­ge für die Stu­die war das gros­se schwe­di­sche Ge­bur­ten­re­gis­ter (Swe­dish Me­di­cal Birth Re­gis­ter, MBR) mit Da­ten von über ei­ner Mil­li­on Ge­bur­ten. 12.270 wer­den­de Müt­ter wa­ren vor der 22. Ge­sta­ti­ons­wo­che we­gen Schwan­ger­schafts­übel­keit in eine Kli­nik ein­ge­wie­sen wor­den.

Die For­scher­grup­pe um Dr. Ma­rie Bo­lin von der Uni­ver­si­tät Upp­sa­la wer­tet die Er­geb­nis­se der Stu­die als Be­weis für ei­nen Zu­sam­men­hang der schwe­ren Übel­keit mit ei­ner Pla­zen­ta­dys­funk­ti­on. Ihre Theo­rie: In der Früh­pha­se der Schwan­ger­schaft sei die Ein­wan­de­rung der Tro­phob­las­ten in die Ge­bär­mut­ter­schleim­haut und de­ren Spi­ral­ar­te­ri­en ge­stört, was zu ei­nem Sauer­stoff­man­gel in der Ge­bär­mut­ter führt. Das hu­ma­ne Cho­ri­ongo­na­do­tro­pin (hCG) scheint bei die­sen Vor­gän­gen eine ent­schei­den­de Rol­le zu spie­len. Um den Sauer­stoff­man­gel zu kom­pen­sie­ren, wer­den in spä­te­ren Schwan­ger­schafts­pha­sen of­fen­bar ver­stärkt spe­zi­el­le hCG-Va­ri­an­ten aus­ge­schüt­tet. Hohe hCG-Spie­gel im zwei­ten Tri­me­non ste­hen wie­der­um in Zu­sam­men­hang mit ei­ner Hy­pere­me­sis gra­vi­dar­um.

Be­reits frü­he­re Stu­di­en hat­ten ein er­höh­tes Cho­ri­ongo­na­do­tro­pin im zwei­ten Tri­me­non mit dem Ri­si­ko für Prä­eklamp­sie oder SGA in Ver­bin­dung ge­bracht. Frau­en mit Hy­pere­me­sis gra­vi­dar­um im zwei­ten Tri­me­non bil­den zu­dem mög­li­cher­wei­se zu viel des Schild­drü­sen­hor­mons Thy­ro­xin. Auch dies kön­ne die Pla­zen­ta­ent­wick­lung be­ein­flus­sen.

Die Au­toren for­dern, Frau­en mit über­mäs­si­gem Er­bre­chen im zwei­ten Tri­me­non sorg­fäl­tig zu über­wa­chen. Als pro­phy­lak­ti­sche Maß­nah­men wer­den nied­ri­ge Do­sen As­pi­rin, Dopp­ler­un­ter­su­chun­gen der Ute­rus­ar­te­ri­en so­wie die eng­ma­schi­ge Kon­trol­le von müt­ter­li­chem Blut­druck und kind­li­chem Wachs­tum ge­nannt. In­wie­weit die­se ge­eig­net sind, Kom­pli­ka­tio­nen zu ver­hin­dern, müs­sen künf­ti­ge Stu­di­en zei­gen.

Quel­le: Bo­lin M et al.: BJOG 2013, on­line 30. Ja­nu­ar; doi: 10.1111/1471-0528.12132

Letzte Aktualisierung: 18.02.2021, BH

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