Pilz­in­fek­ti­on in der Schwan­ger­schaft

Häu­fig in der Schwan­ger­schaft... War­um das so ist und wie die Schei­den­pilz-In­fek­ti­on be­han­delt wird

Schwangere steht am Fenster und trinkt aus einem Wasserglas
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Wenn es juckt und brennt


Ver­mehr­ter Aus­fluss ist in der Schwan­ger­schaft nor­mal. Ist er je­doch nicht durch­sich­tig oder creme­far­ben, son­dern weiss­lich und kä­sig-krü­me­lig, soll­ten Sie wach­sam sein. Weist er aus­ser­dem ei­nen he­fe­ar­ti­gen - nicht fischi­gen - Ge­ruch auf oder ist er mit Ju­cken, Bren­nen, Rö­tung bis Wund­sein und Schmer­zen im äus­se­ren Va­gi­nal­be­reich und beim Was­ser­las­sen ver­bun­den, lei­den Sie viel­leicht un­ter Soor, ei­ner Schei­den­pilz­in­fek­ti­on (Va­gi­nal­my­ko­se).

Soor wird durch den He­fepilz Can­di­da al­bi­cans ver­ur­sacht. Drei von vier Frau­en er­kran­ken min­des­tens ein­mal in ih­rem Le­ben an ei­ner Schei­den­pilz­er­kran­kung, vie­le auch wie­der­holt. Das hat nor­ma­ler­wei­se nichts mit man­geln­der Hy­gie­ne zu tun. Eine In­fek­ti­on mit Schei­den­pilz ist auch kei­ne Ge­schlechts­krank­heit. 

Wenn Sie schwan­ger sind und Sym­pto­me ei­ner Pilz­in­fek­ti­on ha­ben, soll­ten Sie sich auf je­den Fall un­ter­su­chen las­sen. So fin­det man her­aus, ob die Be­schwer­den auf Can­di­da al­bi­cans zu­rück­zu­füh­ren sind und ob ein Be­fall mit krank­heits­aus­lö­sen­den Bak­te­ri­en be­steht. Vie­le Ex­per­ten emp­feh­len so­gar, alle Schwan­ge­ren ab der 34. Schwan­ger­schafts­wo­che auf Pil­ze zu un­ter­su­chen. Ist eine He­fepilz­in­fek­ti­on nach­weis­bar, wird eine lo­ka­le The­ra­pie mit in der Schwan­ger­schaft ge­eig­ne­ten An­ti­my­ko­ti­ka durch­ge­führt (s.u.).   

Gut be­han­del­bar und we­ni­ger ge­fähr­lich, aber sehr läs­tig ist die Über­tra­gung der He­fepil­ze auf Win­del­be­reich, Mund­höh­le und Ma­gen-Darm-Trakt des Neu­ge­bo­re­nen. Beim Stil­len wird wie­der­um die Brust­war­ze in­fi­ziert, an der sich das Neu­ge­bo­re­ne dann im­mer wie­der neu an­steckt.

War­um so häu­fig in der Schwan­ger­schaft?


Be­son­ders in der Schwan­ger­schaft kom­men Pilz­in­fek­tio­nen häu­fig vor. Man schätzt, dass etwa 30-40% al­ler nicht­be­han­del­ten Schwan­ge­ren eine Schei­den­pilz­in­fek­ti­on hat. Die­se In­fek­ti­on wird durch die wäh­rend der Schwan­ger­schaft statt­fin­den­den hor­mo­nel­len Ver­än­de­run­gen - vor al­lem den er­höh­ter Ös­tro­gen­spie­gel - so­wie den sin­ken­den Säu­re- und stei­gen­den Zu­cker­ge­halt des Schei­den­mi­lieus be­güns­tigt. Vor al­lem schwan­ge­re Dia­be­ti­ke­rin­nen lei­den des­halb häu­fig un­ter So­o­r­in­fek­tio­nen. Fol­gen­de Fak­to­ren be­güns­ti­gen aus­ser­dem eine Pilz­in­fek­ti­on:

  • ein ge­schwäch­tes Im­mun­sys­tem

  • über­trie­be­ne In­tim­hy­gie­ne, zum Bei­spiel Schei­den­spü­lun­gen und In­tim­lo­tio­nen

  • fal­sche In­tim­hy­gie­ne wie bei­spiels­wei­se die Über­tra­gung von Kei­men im Af­ter­be­reich zur Schei­de

  • das Tra­gen von zu en­ger oder syn­the­ti­scher Un­ter­wä­sche und Klei­dung

  • zu häu­fi­ge Be­nut­zung von Sli­pein­la­gen mit Plas­ti­krü­cken

  • Her­um­lau­fen in nas­ser Bad­klei­dung nach dem Schwim­men

  • Ein­nah­me von An­ti­bio­ti­ka und Cor­ti­son

  • eine Fehl­funk­ti­on der Schild­drü­se

Ein schwa­cher Trost: Nach der Schwan­ger­schaft geht die Emp­find­lich­keit für So­o­r­in­fek­tio­nen wie­der auf das nor­ma­le Mass zu­rück.

Kon­se­quen­te Be­hand­lung


Pilz­in­fek­tio­nen im Ge­ni­tal­be­reich scha­den dem Un­ge­bo­re­nen zwar nicht di­rekt, er­hö­hen aber in­di­rekt das Ri­si­ko für Fehl- und Früh­ge­bur­ten, weil sie das Schei­den­mi­lieu ver­än­dern und sich an­de­re, ge­fähr­li­che Kei­me leich­ter ver­meh­ren kön­nen. Auch kann es bei ab­wehr­ge­schwäch­ten Neu­ge­bo­re­nen, wie zum Bei­spiel Früh­ge­bo­re­nen, zu ei­ner ge­ne­ra­li­sier­ten In­fek­ti­on, der so­ge­nann­ten Can­di­da-Sep­sis, kom­men. Des­halb soll­te eine Va­gi­nal­my­ko­se auch in der Schwan­ger­schaft im­mer kon­se­quent be­han­delt  wer­den.

Mit ei­ner vom Frau­en­arzt, von der Frau­en­ärz­tin ver­ord­ne­ten The­ra­pie über min­des­tens sie­ben Tage ist die Can­di­dia­sis im Schei­den­be­reich (Soor) in der Re­gel gut zu be­herr­schen. Es kann aber im­mer wie­der zu ei­nem Rück­fall kom­men. Der Part­ner soll­te gleich­zei­tig mit­be­han­delt wer­den, wenn er auch Sym­pto­me zeigt, um den so­ge­nann­ten Ping-Pong-Ef­fekt zu ver­hin­dern. An­sons­ten ist eine Part­ner­be­hand­lung nach neue­ren Er­kennt­nis­sen nicht not­wen­dig. Auf Ge­schlechts­ver­kehr soll­ten Sie bis zur Ab­hei­lung ver­zich­ten. Zur Kör­per­pfle­ge emp­feh­len Fach­leu­te öl­hal­ti­ge Ba­by­pfle­ge­tü­cher.

Ein An­ti­my­ko­ti­kum (meist Clo­tri­ma­zol oder Ny­sta­tin) zur di­rek­ten Be­hand­lung in Form von Sal­be oder Schei­den­zäpf­chen ist das klas­si­sche Mit­tel ge­gen eine Pilz­in­fek­ti­on und wird über sie­ben Tage an­ge­wen­det. Clo­tri­ma­zol soll­te je­doch vor dem vier­ten Schwan­ger­schafts­mo­nat nur auf ärzt­li­che Ver­ord­nung und nicht in der Selbst­me­di­ka­ti­on an­ge­wen­det wer­den. Es gibt auch schon lo­ka­le An­ti­my­ko­ti­ka (Imi­da­zo­le, z.B. Eco­na­zol, Iso­co­na­zol, Mi­co­na­zol oder Oxi­co­na­zol), die nicht über meh­re­re Tage, son­dern nur ein­ma­lig an­ge­wen­det wer­den müs­sen, was na­tür­lich viel be­que­mer ist. Ihre Wirk­sam­keit in der Schwan­ger­schaft ist aber noch nicht ein­deu­tig be­wie­sen. Ora­le An­ti­my­ko­ti­ka (also in Ta­blet­ten­form) sind noch nicht aus­rei­chend auf ihre Un­schäd­lich­keit in der Schwan­ger­schaft ge­tes­tet wor­den, spe­zi­ell für den Wirk­stoff Flu­co­na­zol be­steht der Ver­dacht, es kön­ne ver­mehrt zu Fehl­ge­bur­ten und an­ge­bo­re­nen Herz­feh­lern kom­men. Die­sel­ben Wirk­stof­fe sind aber in Sal­ben­form un­be­denk­lich.

Ge­gen den star­ken Juck­reiz kann ein Sal­be oder Creme mit nied­rig do­sier­tem Cor­ti­son hel­fen. Aus­wir­kun­gen auf das Un­ge­bo­re­ne sind da­bei nicht zu be­fürch­ten.

Was kann man zur Vor­beu­gung tun?


Die He­fepil­ze aus der Can­di­da-Fa­mi­lie er­näh­ren sich von Zu­cker­bau­stei­nen und wan­deln die­se un­ter an­de­rem in Al­ko­hol um. Er ist auch für das Bren­nen der va­gi­na­len Schleim­häu­te ver­ant­wort­lich, das ne­ben Ju­cken, Rö­tun­gen und Schwel­lun­gen ein Er­kran­kungs­sym­ptom dar­stellt. Ei­ni­ge Fach­leu­te emp­feh­len des­halb zu­sätz­lich, auf Zu­cker und Weiss­mehl (also Pro­duk­te mit raf­fi­nier­ten, nie­der­wer­ti­gen Koh­len­hy­dra­ten) zu ver­zich­ten und die Er­näh­rung auf Voll­korn­pro­duk­te, Obst Ge­mü­se und Ei­weiss um­zu­stel­len. Da­durch wird nicht un­be­dingt der Zu­cker­ge­halt im Va­gi­nal­se­kret ge­än­dert. Aber eine Schei­den­pilz­in­fek­ti­on geht nicht sel­ten von ei­ner stär­ke­ren He­fepilz­be­sied­lung des End­darms aus, die ih­rer­seits durch eine koh­len­hy­dratrei­che Er­näh­rung ge­för­dert wird. Die Pil­ze kön­nen aus dem Darm über den Af­ter zur Va­gi­na ge­lan­gen, in­dem sie die kur­ze Stre­cke zur Schei­den­öff­nung über­win­den. Eine Er­näh­rungs­um­stel­lung auf eine aus­ge­wo­ge­ne, bal­last­stoff­rei­che Kost und spar­sa­men Zu­cker­ver­zehr kann so ein Stück weit dazu bei­tra­gen, dass die Er­re­ger­zahl im Darm und da­mit die Ge­fahr ei­ner An­ste­ckung ab­nimmt. Auch soll­te bei der Toi­let­ten­hy­gie­ne dar­auf ge­ach­tet wer­den, dass man sich kei­ne Schmier­in­fek­ti­on zu­zieht.

Eine Än­de­rung des pH-Wer­tes, wie man sie bei bak­te­ri­el­len Schei­den­in­fek­tio­nen emp­feh­len kann, nützt nichts, da Pil­ze so­wohl im sau­ren als auch im ba­si­schen Mi­lieu wach­sen. Vie­le der emp­foh­le­nen Haus­mit­tel (z.B. Sitz­bä­der mit Es­sig-, Ka­mil­len- oder Sal­bei­zu­satz) wir­ken des­halb le­dig­lich juck­reiz­lin­dernd, kön­nen aber nicht das Pilz­wachs­tum ver­hin­dern. Mit dem Ein­füh­ren von Jo­ghurt-ge­tränk­ten Tam­pons (Na­tur­jo­ghurt mit le­ben­di­gen Kul­tu­ren, sog. Lak­toba­zil­len) soll­te man in der Schwan­ger­schaft bes­ser vor­sich­tig sein.

Aus der For­schung


FAQHäu­fi­ge Fra­gen zum The­ma

Wäh­rend der Schwan­ger­schaft be­steht für das Kind kein di­rek­tes Ri­si­ko durch eine Schei­den­pilz­in­fek­ti­on (Soor). Aber beim Durch­tritt durch den Ge­burts­ka­nal kann sich das Kind an­ste­cken. Das Neu­ge­bo­re­ne be­kommt dann ei­nen ju­cken­den Haut­aus­schlag am Mund und/oder ein Win­d­el­ek­zem. Bei­des ist für das …
Nicht alle Me­di­ka­men­te ge­gen Soor, ei­ner Pilz­in­fek­ti­on (Er­re­ger: meist Can­di­da al­bi­cans), sind in der Schwan­ger­schaft un­ge­fähr­lich. Be­son­ders die Ein­nah­me in Ta­blet­ten­form kann pro­ble­ma­tisch sein, des­halb ist die äus­ser­li­che Be­hand­lung der be­fal­le­nen Haut­ge­bie­te zu­nächst vor­zu­zie­hen. Das Mit­tel …
Letzte Aktualisierung: 27.10.2020, BH

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