Zahn­be­hand­lung in der Schwan­ger­schaft

Ob es um Un­ter­su­chun­gen oder Be­hand­lun­gen geht: Schwan­ge­re sind beim Zahn­arzt be­son­de­re Pa­ti­en­tin­nen.

Schwangere bei einer Zahnbehandlung
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Tei­len Sie Ih­rem Zahn­arzt auf je­den Fall mit, dass Sie schwan­ger sind, da be­stimm­te grös­se­re und auf­wän­di­ge­re Be­hand­lun­gen wäh­rend der Schwan­ger­schaft nur im Not­fall durch­ge­führt wer­den soll­ten. Ge­ne­rell ist aber ge­gen die üb­li­che Be­täu­bungs­sprit­ze und so­gar eine Rönt­gen­auf­nah­me des Kie­fers  - un­ter den üb­li­chen Vor­sichts­mass­nah­men - auch bei Schwan­ge­ren nichts zu sa­gen.

Ist eine Rönt­gen­auf­nah­me beim Zahn­arzt er­laubt?


Es gibt Si­tua­tio­nen, in de­nen Ihr Zahn­arzt nicht auf Rönt­gen­bil­der ver­zich­ten kann, um eine Dia­gno­se tref­fen zu kön­nen. Wenn ein me­di­zi­ni­scher Grund vor­liegt, kann eine Rönt­gen­un­ter­su­chung des­halb durch­ge­führt wer­den. An­sons­ten soll­te die Un­ter­su­chung aber auf die Zeit nach der Ge­burt ver­scho­ben wer­den. Das gilt vor al­lem in den ers­ten 12 bis 14 Wo­chen der Schwan­ger­schaft.

Dies sind aber rein grund­sätz­li­che Er­wä­gun­gen: Bei der üb­li­chen Rönt­gen­dia­gnos­tik (z.B. bei ei­ner Lun­gen­auf­nah­me) fal­len Strah­len­do­sen von deut­lich un­ter 10 mGy an, was der na­tür­li­chen kos­mi­schen Strah­lung ent­spricht. Bei Rönt­gen­auf­nah­men im Kie­fer­be­reich sind die­se so­gar noch nied­ri­ger. Un­ter Ein­hal­tung der üb­li­chen Si­cher­heits­vor­keh­run­gen (Blei­schür­ze über dem Be­cken­be­reich) ist die Streu­strah­lung zur Ge­bär­mut­ter auf je­den Fall ver­nach­läs­sig­bar klein - um ein Viel­fa­ches ge­rin­ger je­den­falls als ein Lang­stre­cken­flug in der Schwan­ger­schaft.

Kann ich eine Be­täu­bungs­sprit­ze be­kom­men?


Sie brau­chen kei­ne Angst zu ha­ben, dass Sie ohne Be­täu­bung Schmer­zen er­lei­den müs­sen. Auch in der Schwan­ger­schaft ist eine schmerz­freie Be­hand­lung kein Pro­blem. Emp­foh­len wer­den Li­do­cain-Prä­pa­ra­te (z.B. Xy­lo­cain®) oder Et­ido­cain. Ar­ti­cain (z.B. Ubis­tes­in ®) und Bu­pi­va­cin kön­nen auch mit dem Zu­satz von Ad­re­na­lin ver­wen­det wer­den. Die ge­rin­ge Ad­re­na­lin­kon­zen­tra­tio­nen von etwa 1:200 000 hat kei­nen Ein­fluss auf den Blut­fluss in der Pla­cen­ta. Nor­ad­re­na­lin, Fe­ly­pres­sin und Oc­ta­pres­sin soll­ten je­doch als Zu­sät­ze ver­mie­den wer­den.

Darf eine alte Amal­gam-Fül­lung ent­fernt wer­den?


Ja, bei star­ken Zahn­schmer­zen ist das mög­lich. Da­bei soll­te die Be­hand­lung mit Kof­fer­dam (den­tal dam oder rub­ber dam) und mit gu­ter Ab­sau­gung durch­ge­führt wer­den, um den Kon­takt mit Amal­gam zu ver­mei­den. Neue Fül­lun­gen aus Amal­gam wer­den wäh­rend ei­ner Schwan­ger­schaft nicht mehr ge­legt.

War­um ha­ben Schwan­ge­re beim Zahn­arzt Kreis­lauf­pro­ble­me?


Schwin­del­ge­fühl und Un­wohl­sein, Schweiss­aus­bruch, Atem­not, Herz­klop­fen und Übel­keit: Das so­ge­nann­te Vena-cava-Kom­pres­si­ons-Syn­drom kann sich bis zum Kreis­lauf­kol­laps stei­gern und ent­steht durch den Druck der Ge­bär­mut­ter auf die da­hin­ter lie­gen­de gros­se Hohl­ve­ne, die Vena cava. Zu­viel Blut wird aus dem Kör­per nicht zum Her­zen zu­rück­ge­pumpt, ver­sackt in der Pe­ri­phe­rie und es kommt zum ra­schen Ab­sin­ken des Blut­drucks.

Um dem Vena-cava-Syn­drom vor­zu­beu­gen, kann die Be­hand­lung in ei­ner leicht nach links ge­neig­ten Po­si­ti­on durch­ge­führt wer­den, evtl. mit Kis­sen un­ter der rech­ten Hüf­te.

Wel­che An­ti­bio­ti­ka darf ich ein­neh­men?


An­ti­bio­ti­ka wer­den in der Schwan­ger­schaft sehr zu­rück­hal­tend ver­ord­net. Soll­te je­doch eine An­ti­bio­ti­ka­the­ra­pie in der Schwan­ger­schaft not­wen­dig sein, sind Prä­pa­ra­te aus den Wirk­stoff­grup­pen Pe­ni­cil­li­ne, Am­pi­cil­li­ne, Ce­pha­lo­spo­ri­ne und Ma­kro­li­de die Mit­tel der Wahl. Ma­kro­li­de, z.B. Ery­thro­my­cin, stel­len eine Al­ter­na­ti­ve bei Pe­ni­cil­li­nall­er­gie dar.

Te­tra­cy­cli­ne kön­nen die Zahn- und Kno­chen­bil­dung stö­ren und wer­den des­halb bei Schwan­ge­ren nicht mehr ein­ge­setzt.

Auch von ei­ner Wund­spü­lung mit dem Ami­no­gly­ko­sid-An­ti­bio­ti­kum Neo­my­cin ist ab­zu­ra­ten, weil es im Ver­dacht steht, Ge­hör­schä­di­gung beim Un­ge­bo­re­nen zu ver­ur­sa­chen. Mund­spü­lun­gen mit Chlor­he­xi­din sind da­ge­gen un­be­denk­lich, wie auch Sal­bei­tee.

Letzte Aktualisierung: 12.08.2020, BH

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