Der NIPT in der Schwangerschaft

Was der Nicht-invasive Pränatale Test aufzeigen kann, wie er funktioniert und was das Ergebnis bedeutet.

Blutröhren für NIPT-Test
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Mit einer einfachen Blutentnahme bei der Schwangeren ab der 10. Schwangerschaftswoche kann der Nicht-invasive Pränatale Test (NIPT) ohne Risiko für das Kind und mit hoher Sicherheit nachweisen, ob bestimmte Chromosomenanomalien vorliegen. Ein NIPT ist damit viel genauer als ein Ersttrimestertest. 

Vorgeburtliche Untersuchung: invasiv und nicht-invasiv


Um die Chro­mo­so­men – die Erbinformationen – des un­ge­bo­re­nen Kin­des be­ur­tei­len zu kön­nen, war es bis vor ei­ni­gen Jah­ren nötig, dessen Zel­len zu un­ter­su­chen. Für die Ge­win­nung dieser fe­ta­len Zel­len muss das Fruchtwasser oder die Plazenta punktiert werden. Da das ungeborene Kind in der Gebärmutter gut geschützt heranwächst, ist dieser Eingriff sehr invasiv, was wörtlich übersetzt "eindringend" bedeutet. Eine solche Untersuchung kann sel­ten (we­ni­ger als ein­mal in 100 Un­ter­su­chun­gen) zu ei­ner Fehl­ge­burt füh­ren.

Nicht-invasive Tests können die kindlichen Zellen nicht untersuchen. Aber sie beurteilen das Risiko einer möglichen Chromosomenstörung anhand verschiedener Faktoren:

  • Das Alter der Schwangeren 

  • Bestimmte Hormonwerte im Blut der Schwangeren

  • Befunde von Ultraschalluntersuchungen

Nicht-invasive Tests können keine sichere Diagnosen stellen, wie es bei einer invasiven Untersuchung möglich ist. Der grosse Vorteil ist jedoch, dass die Schwangerschaft und das ungeborene Kind zu keiner Zeit gefährdet sind.

So funktioniert der NIPT


Beim NIPT reicht eine einfache Blutentnahme bei der werdenden Mutter. Im Blut der Schwangeren kreisen nämlich nicht nur vereinzelte Zellen des Fötus, man findet auch frei schwimmende Stücke der kindlichen Erbsubstanz, der DNA. Gelingt es, eine solche Zelle oder ein solches Stück zu gewinnen, lässt es sich den 46 Chromosomen zuordnen und überzählige Chromosomen, wie zum Beispiel bei der Trisomie 21, können erkannt werden.

Die Analyse des Tests dauert drei bis fünf Tage. 

Was sagt das Ergebnis des NIPT aus?


Der NIPT kann eine Aussage bezüglich der häufigsten Chromosomenanomalien – vor allem Trisomie 21, aber auch Trisomie 18 und Trisomie 13 – machen. Auch die Geschlechtschromosomen X und Y werden im Rahmen des NIPT bestimmt und Sie können anhand des Test erfahren, ob Sie einen Jungen oder ein Mädchen bekommen.

Der NIPT gibt aber keine Auskunft über andere Erkrankungen. Das gilt für kleine Veränderungen an den Chromosomen, vor allem aber für körperliche Fehlbildungen, die nicht durch Chromosomenstörungen verursacht sind. 

Ein negatives Testergebnis bedeutet, dass kein Anhaltspunkt für das Vorliegen einer Trisomie besteht. Die Aussagekraft liegt bei 99 Prozent, ist also sehr zuverlässig.

Weniger aussagekräftig ist das Ergebnis eines positiven NIP-Tests. Dann ist zwar ein Anhaltspunkt für eine Trisomie beim Kind gegeben, die Wahrscheinlichkeit, dass das Testergebnis auch richtig-positiv ist, liegt dann aber nur bei 48 Prozent. Die Aussagekraft ist sehr abhängig vom Alter der Schwangeren und anderen Risikofaktoren. Die Diagnosesicherheit für Trisomie 21 liegt dann zum Beispiel bei 40-Jährigen bei 90 Prozent, bei 20-Jährigen dagegen bei 35 Prozent. 

Ein positives NIPT-Ergebnis muss darum immer mittels invasiver Diagnostik – Fruchtwasserpunktion oder Chorionzottenbiopsie – bestätigt werden, falls ein Abbruch der Schwangerschaft gewünscht ist.

Die Nachteile des NIPT


Wenn zu wenig fetale DNA aus dem mütterlichen Blut gewonnen werden konnte, kann der Test ein falsch-negatives Resultat liefern. Dies bedeutet, dass eine Chromosomenanomalie beim Kind vorliegt, der Test dies aber nicht erkannt hat. Häufige Ursachen dafür sind starkes Übergewicht, Zwillingsschwangerschaften oder eine Schwangerschaft nach einer künstlichen Befruchtung.

Auch falsch-positive Ergebnisse sind möglich. In diesem Fall zeig der Test ein erhöhtes Risiko für eine Chromosomenanomalie auf, in Wirklichkeit hat das Kind aber keine Trisomie. 

Möglich ist ausserdem ein ergebnisloser oder nicht auswertbarer NIPT. In diesem Fall kann der Test wiederholt werden, da die fetale DNA im mütterlichen Blut im Lauf der Schwangerschaft ansteigt. Bleibt der NIPT erneut ohne Ergebnis, sollte eine invasive Diagnostik erfolgen, denn in diesen Fällen scheinen vermehrt Chromosomenstörungen, insbesondere Trisomien 13 und 18 sowie Triploidien vorzuliegen.

Wer übernimmt die Kosten für den NIPT?


Der NIPT kostet 700 bis 1000 Franken. Seit 2015 vergütet die obligatorische Krankenpflegeversicherung (Grundversicherung) bei Schwangeren den NIPT auf Trisomie 21, 18 und 13. Be­din­gung für die Ver­gü­tung ist, dass zu­vor ein Erst­tri­mes­ter-Test – be­stehend aus Na­cken­fal­ten­mes­sung mit­tels Ul­tra­schall und Blut­ana­ly­sen – durch­ge­führt wor­den ist und sich da­bei ge­zeigt hat, dass das Ri­si­ko für die Tri­so­mi­en 21, 18 oder 13 hö­her ist als 1:1000.

Häufige Fragen zum Thema

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Letzte Aktualisierung: 29.03.2023, BH