Blu­tun­gen wäh­rend der Ge­burt

Blutkonserve
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Es gibt kei­ne Ent­bin­dung, bei der es nicht blu­tet. Vor und wäh­rend der Ge­burt kön­nen leich­te Blu­tun­gen vom Mut­ter­mund aus­ge­hen, die­se sind manch­mal nur eine et­was stär­ke­re Form des so ge­nann­ten Zeich­nens und nicht be­sorg­nis­er­re­gend, soll­ten aber auch be­ob­ach­tet wer­den.

An­de­rer­seits kön­nen wäh­rend der Ge­burt auf­tre­ten­de stär­ke­re Blu­tun­gen eine ernst­haf­te Ge­fahr für Mut­ter und Kind dar­stel­len. In sol­chen Si­tua­tio­nen er­greift die Heb­am­me ers­te Mass­nah­men und zieht im Spi­tal­kon­text ei­nen Arzt bei. Zu Hau­se ver­sucht die Heb­am­me, den Kreis­lauf der Frau zu sta­bi­li­sie­ren, und ver­legt sie an­schlies­send ins Spi­tal.

Eine mög­li­che Ur­sa­che für Blu­tun­gen im 3. Tri­me­non der Schwan­ger­schaft oder wäh­rend der Ge­burt kön­nen Pla­zen­ta­kom­pli­ka­tio­nen sein, ent­we­der durch eine vor­zei­ti­ge Pla­zen­ta­lö­sung oder durch eine vor dem Mut­ter­mund lie­gen­den Pla­zen­ta (so­ge­nann­te Pla­cen­ta pra­e­via). Da eine Pla­cen­ta pra­e­via heu­te nor­ma­ler­wei­se bei ei­ner Ul­tra­schall­un­ter­su­chung in der Schwan­ger­schaft fest­ge­stellt wird, wer­den die meis­ten Fäl­le vor dem Ein­set­zen der We­hen dia­gnos­ti­ziert. Die Art der Ent­bin­dung wird je nach Grad der Pla­cen­ta Pra­e­via ge­wählt. Wenn die Pla­zen­ta in den Mut­ter­mund hin­ein ragt oder die­sen so­gar ver­schliesst, wird höchst­wahr­schein­lich eine Ent­bin­dung mit­tels ge­plan­tem Kai­ser­schnitt vor dem er­rech­ne­ten Ge­burts­ter­min er­fol­gen.

Star­ke Blu­tun­gen wäh­rend der We­hen sind da­her wahr­schein­lich eher auf eine vor­zei­ti­ge Pla­zen­ta­lö­sung zu­rück­zu­füh­ren, die zu­dem Schmer­zen im Un­ter­leib und eine fe­ta­le Man­gel­ver­sor­gung ver­ur­sa­chen kann. Im Fal­le ei­ner vor­zei­ti­gen Pla­zen­ta­lö­sung wird schnellst­mög­lich eine Kai­ser­schnitt­ent­bin­dung durch­ge­führt.

Ein ge­ring­gra­di­ger Blut­ver­lust ist völ­lig nor­mal, die­ser be­trägt bei ei­ner Spon­tan­ge­burt ca. 300 ml und bei ei­nem Kai­ser­schnitt ca. 500 ml. Eine Frau kann bei der Ent­bin­dung so­gar bis zu 15 % ih­rer Blut­men­ge ver­lie­ren, ohne dass ihre Blut­bild­wer­te sin­ken oder eine Blut­ar­mut ent­steht. Bei bis zu 20 % Blut­ver­lust, reicht es meist aus den Kreis­lauf mit Vo­lu­men-In­fu­sio­nen (Flüs­sig­keit) zu un­ter­stüt­zen. Bei mehr als 20 % Blut­ver­lust, kom­men Blut­kon­ser­ven oder Ge­rin­nungs­fak­to­ren zum Ein­satz. Blut­druck und Puls der Ge­bä­ren­den müs­sen bei Blu­tun­gen im­mer eng­ma­schig kon­trol­liert wer­den. Aus­ser­dem wird in gros­sen Kli­ni­ken rou­ti­ne­mäs­sig, in klei­ne­ren Spi­tä­lern bei vor­lie­gen ei­nes Ri­si­ko­fak­tors (Auf­äl­lig­kei­ten der Pla­zen­ta, Mehr­lings­schwan­ger­schaft, Mehr­ge­bä­ren­de etc.) bei Ge­burts­be­ginn ein ve­nö­ser Zu­gang ge­legt und Blut ent­nom­men, wie in "Die Auf­nah­me­un­ter­su­chun­gen" be­schrie­ben.

Ein Riss der Ge­bär­mut­ter­wand (Ute­rus­rup­tur oder Ge­bär­mut­ter­bruch) un­ter dem Druck der We­hen ist sehr sel­ten und wird fast nur nach ei­nem vor­her­ge­hen­den Kai­ser­schnitt ge­se­hen. Bei ei­nem Quer­schnitt, wie er heu­te meist beim Kai­ser­schnitt durch­ge­führt wird, be­trägt das Ri­si­ko für ei­nen spä­te­ren Ge­bär­mut­ter­riss 0,2-0,8%, für das we­ni­ger ge­fähr­li­che Aus­ein­an­der­klaf­fen etwa 2-4%. Wich­tig ist bei die­ser Vor­ge­schich­te eine gute CTG-Über­wa­chung und die Kon­trol­le auf Blu­tun­gen. Schmer­zen sind nicht im­mer ein An­zei­chen für ei­nen Riss der al­ten Nar­be, denn das ist häu­fig völ­lig schmerz­los. Aus die­sem Grund ist heut­zu­ta­ge auch eine Ge­burt un­ter Pe­ri­du­ral­an­äs­the­sie mög­lich, weil ein Riss da­durch nicht ver­schlei­ert wür­de. Al­ler­dings muss die Ge­burt sehr sorg­fäl­tig über­wacht wer­den, mög­lichst in ei­ner Kli­nik, die auf Not­fäl­le gut vor­be­rei­tet ist. Und: Eine We­hen­an­re­gung oder We­hen­ein­lei­tung mit Oxy­to­cin soll­te so­fort ab­ge­bro­chen wer­den, wenn sie nicht wirkt. Eine zu lan­ge Sti­mu­la­ti­on er­höht das Ri­si­ko für ei­nen Nar­ben­riss. Das ha­ben alle bis­he­ri­gen Stu­di­en ein­deu­tig er­ge­ben.

Oft ist bei Blu­tun­gen un­ter der Ge­burt ein Not­fall-Kai­ser­schnitt nicht zu ver­mei­den. Wenn die Blu­tun­gen nur leicht sind, kann man ab­war­ten und ins­be­son­de­re die Stär­ke der Blu­tung, die Herz­tö­ne des Ba­bys und den Ver­lauf der We­hen­tä­tig­keit und des Ge­burts­fort­schritts sorg­fäl­tig über­wa­chen. Ihre Heb­am­me oder Ihr/e Gy­nä­ko­lo­ge/in wird mit Ih­nen über die Mög­lich­keit ei­nes Kai­ser­schnitts spre­chen, falls eine Ge­fahr für Ihr Baby oder für Sie be­steht.

Eine wei­te­re Ge­burts­kom­pli­ka­ti­on sind Blu­tun­gen in der Nach­ge­burts­pha­se.

Letzte Aktualisierung: 08.04.2020, BH / swissmom-Hebammenteam

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