Scheidenriss bei der Geburt
Kann man einem Scheidenriss vorbeugen? Wie macht er sich unter der Geburt bemerkbar? Wie sieht die Behandlung aus?
Ein Scheidenriss ist sehr selten. Bei einer unkomplizierten vaginalen Geburt ist das Risiko verschwindend gering. Trotzdem hat jede Schwangere eine diffuse Angst davor. Hier sind die Fakten!
Wie kommt es zu einem Scheidenriss?
Eine Verletzung der Vaginalschleimhaut ist meist die Folge einer komplizierten Geburt, z.B. einer Zangengeburt oder Saugglockengeburt. Weitere Risikofaktoren für einen Scheidenriss sind ein tiefer Dammriss oder ein zu kleiner Dammschnitt (Episiotomie). Zu starkes Pressen während der Geburt, eine geringe Dehnungsfähigkeit des Scheidengewebes (z.B. durch Vernarbungen eines vorhergehenden Scheidenrisses) sowie Angst und Verkrampfung der Gebärenden erhöhen das Risiko für einen Scheidenriss. Nicht zuletzt spielt auch das Kind eine Rolle: Ein grosses Kind, eine ungünstige Kopfhaltung sowie eine Steisslage (Beckenendlage) oder Querlage.
Wie macht sich ein Scheidenriss bemerkbar?
Der Scheidenriss entsteht meist im seitlichen oder hinteren Teil der Scheide und kann mehr oder weniger stark bluten und sehr schmerzhaft sein. Bei einer schwachen Blutung kann das Blut ins Körperinnere ablaufen; der Scheidenriss wird dann oft erst bei einer nachgeburtlichen Untersuchung durch den Frauenarzt erkannt und muss von anderen, nach der Geburt auftretenden Blutungen abgegrenzt werden, z.B. einer Uterusatonie (nicht ausreichendes Zusammenziehen der Gebärmutter), unvollständige Ablösung des Mutterkuchens (Plazenta accreta), Dammriss und Blutgerinnungsstörungen.
Kann man einem Scheidenriss vorbeugen?
Um das Scheidenriss-Risiko bereits vor der Geburt zu senken, können Sie gezielt Ihre Beckenbodenmuskulatur trainieren. Dabei kann das gezielte Anspannen und Entspannen der Muskulatur geübt werden. Auch eine tägliche Dammmassage in den letzten drei bis fünf Wochen vor der Geburt kann das Gewebe elastischer machen.
Während der Geburt helfen feucht-warme Kompressen auf dem Damm – und eine gute Entspannung! Ausserdem kann es hilfreich sein, in der Hocke oder im Vierfüsslerstand zu gebären, um den Druck auf den Damm zu verringern. Um unkontrolliertes Einreissen im Dammbereich zu verhindern, wird oft ein Dammschnitt durchgeführt.
Wie wird ein Scheidenriss behandelt?
Durch eine chirurgische Naht wird ein einfacher Scheidenriss gleich nach der Geburt verschlossen. Dabei werden die beiden Seiten des Risses unter Lokalanästhesie wieder aneinander genäht. Sind beim Einreissen Blutergüsse (Hämatome) entstanden, müssen sie ausgeräumt werden, um die Wundheilung nicht zu beeinträchtigen.
In der Regel verheilt ein Scheidenriss innerhalb weniger Tage. Die Nahtfäden sind meist selbstauflösend, allerdings können die Enden verhärten und schmerzen oder jucken. Eventuell können sie dann schon von Ihrem Frauenarzut, Ihrer Frauenärztin entfernt werden.
Wie bei allen Geburtsverletzungen Ist körperliche Ruhe hilfreich. Dazu gehört konsequentes Liegen, auch beim Stillen, denn im Sitzen und Stehen wird zuviel Druck auf die Naht ausgeübt. Vor allem der Schneidersitz ist erst einmal tabu!
Nach jedem Toilettengang muss der Scheidenbereich äusserlich gespült werden, z.B. mit Zusatz von Calendula-Essenz. Auch warme Sitzbäder mit Kamille, Eichenrinde, Schwarzteee oder Calendula sind angenehm und heilungsfördernd.
Scheidenabriss
Sollte nicht nur ein einfacher Scheidenriss, sondern ein Scheidenabriss vom Gebärmutterhals (Kolporrhexis) vorliegen, muss wahrscheinlich eine chirurgische Versorgung über eine Bauchöffnung (Laparotomie) erfolgen. Ein Scheidenabriss blutet häufig sehr stark und kann lebensbedrohend sein.
Da viele Arterien im Gebiet der Gebärmutter durch den Riss beschädigt werden, muss manchmal sogar der Uterus entfernt werden, um das Leben der Patientin zu retten.
Schamlippenriss
Ein Labienriss schmerzt in der Regel sehr stark, weil die Schamlippen viele Nervenendigungen tragen. Wenn ein Labienriss während des Kopfaustritts des Kindes entsteht, sieht man häufig im Nacken des Neugeborenen einen sogenannten Blutkragen.
Ein längsverlaufender Labienriss muss nicht immer chirurgisch geschlossen werden, ein querverlaufender Labienriss dagegen schon.