Me­di­ka­men­tö­se Schmerz­er­leich­te­rung

Der Ge­burts­schmerz ist eine der in­ten­sivs­ten For­men des Schmer­zes, weil er auch mit enorm vie­len Emo­tio­nen ver­bun­den ist.

Partner küsst die Frau auf die Wange
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Die In­ten­si­tät und Art der We­hen so­wie des Ge­burts­schmer­zes sind sehr in­di­vi­du­ell und wer­den von meh­re­ren un­ter­schied­li­chen Fak­to­ren be­ein­flusst. Zum ei­nen vom per­sön­li­chen Schmerz­emp­fin­den, den bis­her ge­mach­ten Schmerz­er­fah­run­gen und der Dau­er der Ge­burt, zum an­dern vom Um­feld und den Be­gleit- und Fach­per­so­nen.

In­ter­es­sant ist zum Bei­spiel, dass bei Haus­ge­bur­ten oder bei ei­ner Ge­burt mit ei­ner Be­leg­heb­am­me sehr viel we­ni­ger Schmerz­mit­tel ein­ge­setzt wer­den. Meist kom­men nur kom­ple­men­tä­re Hilfs­mit­tel zum Ein­satz.

Ge­burts­schmer­zen


Die Schmer­zen, die Sie bei der na­tür­li­chen Ge­burt Ih­res Kin­des er­fah­ren, sind un­ter­schied­lich. Am be­kann­tes­ten sind die We­hen­schmer­zen. Sie ent­ste­hen, in­dem sich Ihre Ge­bär­mut­ter in der Er­öff­nungs­pha­se zu­sam­men­zieht und so den Mut­ter­mund öff­net. Die­se Schmer­zen sind krampf­ar­tig und an In­ten­si­tät zu­neh­mend. So­bald der Mut­ter­mund kom­plett er­öff­net ist, wird Ihr Baby mit wei­te­ren star­ken Ge­bär­mut­ter­kon­trak­tio­nen durch den Ge­burts­ka­nal ge­scho­ben. 

Wenn am Ende der Aus­rei­bungs­pha­se das Köp­fen durch die Va­gi­na tritt, wer­den Sie ei­nen an­de­ren Schmerz ver­spü­ren. Ihr Damm wird dann ma­xi­mal ge­dehnt, was zu ei­nem un­an­ge­neh­men, bren­nen­den Schmerz führt. So­bald der Kopf Ih­res Kin­des ge­bo­ren ist, lässt die­ser Schmerz wie­der nach.

Schmer­zen sind im­mer ernst zu neh­men, denn nur die Be­trof­fe­nen selbst kön­nen be­ur­tei­len, was sie emp­fin­den. Zu­sam­men mit Ih­rer Heb­am­me, Ih­rer Ärz­tin oder Ih­rem Arzt kön­nen Sie wäh­rend der Ge­burt über die pas­sen­de Schmerz­be­hand­lung ent­schei­den. 

FAQHäu­fi­ge Fra­gen zum The­ma

So ein­fach lässt sich das nicht sa­gen, weil es jede Frau et­was an­ders emp­fin­det. Schwan­ge­re sehr un­ter­schied­lich auf We­hen­schmer­zen, je nach per­sön­li­cher Si­tua­ti­on. Vie­le sa­gen, es sei wie Mens­schmer­zen, nur sehr viel schlim­mer. Oft wird auch be­schrie­ben, dass sich die Kon­trak­ti­on wie ein Band …

Peri- und Epi­du­ral­an­äs­the­sie


Das Rü­cken­mark ist ein Teil des zen­tra­len Ner­ven­sys­tems und ver­läuft in­ner­halb der Wir­bel­säu­le im Spi­nal­ka­nal.  Es sen­det die Ner­ven­si­gna­le wie Schmerz, Tem­pe­ra­tur oder Druck so­wie Be­we­gungs­im­pul­se von Rumpf und Ex­tre­mi­tä­ten an das Ge­hirn. Durch Ein­sprit­zen ei­nes Me­di­ka­ments in den Spi­nal­raum, der das Rü­cken­mark um­hüllt, wird die Si­gnal­über­tra­gung  der Rü­cken­marks­ner­ven un­ter­bro­chen.

Die­se Art der An­äs­the­sie wirkt nur auf die un­ter­halb des In­jek­ti­ons­or­tes ge­le­ge­nen Kör­per­be­rei­che. Je nach dem, auf wel­cher Höhe der Wir­bel­säu­le die An­äs­the­sie ge­setzt wur­de, sind ent­we­der nur die Bei­ne oder zu­sätz­lich auch das Be­cken, der Bauch und so­gar der Brust­korb be­täubt.

FAQHäu­fi­ge Fra­gen zum The­ma

Bei ei­ner Was­ser­ge­burt kann man heu­te auch eine Epi­du­ral-An­al­ge­sie, also re­gio­na­le Lei­tungs­an­äs­the­sie durch­füh­ren. Soll­te dies aus ir­gend­wel­chen Grün­den not­wen­dig wer­den, müs­sen Sie zu­nächst aus dem Was­ser­be­cken her­aus stei­gen. Nach An­le­gen des Ka­the­ters wird die Zu­gangs­stel­le was­ser­dicht …
Bei der Pe­ri­du­ral­an­äs­the­sie (PDA) le­gen Nar­ko­se­ärz­te ei­nen Ka­the­ter im un­te­ren Teil des Rü­ckens, in der Nähe der Len­den­wir­bel. Wenn sie da­bei durch eine Tä­to­wie­rung (sog. "Arsch­ge­weih") mit der Punk­ti­ons­na­del durch­ste­chen müs­sen, be­fürch­ten vie­le Ärz­te, dass sich Farb­par­ti­kel lö­sen und in die Nähe …

Lach­gas


Lach­gas ist das äl­tes­te Nar­ko­se­mit­tel und wirkt schmerz­lin­dernd, dämp­fend und leicht be­täu­bend. Da­durch, das es in­ha­liert wird, tritt die Wir­kung sehr schnell ein und hält nur für ei­ni­ge Mi­nu­ten an. So­bald das Lach­gas nicht mehr ein­ge­at­met wird, lässt die Wir­kung nach. Der Ge­burts­schmerz wird nicht aus­ge­schal­tet, die Schmerz-Spit­zen je­doch et­was ge­nom­men. 

Ein Vor­teil von Lach­gas wäh­rend der Ge­burt ist, dass die Ge­bä­ren­de die­ses Schmerz­mit­tel sel­ber do­sie­ren kann und es nicht in den Kreis­lauf – und so­mit auch nicht zum Kind – über­tritt.

Ge­bä­ren­de, wel­che die Schmer­zen mit Lach­gas be­han­deln, sind zwar et­was be­ne­belt, er­le­ben die Ge­burt aber trotz­dem be­wusst mit.

Me­di­ka­men­te zur Ge­burts­er­leich­te­rung


Wenn wäh­rend der Ge­burt Schmerz­mit­tel zum Ein­satz kom­men, wer­den meist Opi­ate – Ab­kömm­lin­ge des Mor­phi­ums – ver­ab­reicht. Die­se star­ken Schmerz­mit­tel sind vor al­lem in der Er­öff­nungs­pha­se sinn­voll, denn sie wir­ken schmerz­stil­lend und be­ru­hi­gend. Der da­durch er­ziel­te Ent­span­nungs­ef­fekt er­leich­tert das Öff­nen des Mut­ter­mun­des.

Krampf­lö­sen­de Me­di­ka­men­te, so­ge­nann­te Spas­mo­ly­ti­ka, kön­nen der wer­den­den Mut­ter als Zäpf­chen oder als In­fu­si­on ver­ab­reicht wer­den. Sie un­ter­stüt­zen die Öff­nung des Mut­ter­mun­des. Spas­mo­ly­ti­ka kön­nen mehr­fach ge­ge­ben wer­den und ver­ur­sa­chen in der Re­gel kei­ne Ne­ben­wir­kun­gen beim Kind.

Pa­ti­en­ten­kon­trol­lier­te An­al­ge­sie


Eine wei­te­re Me­tho­de zur Schmerz­lin­de­rung un­ter der Ge­burt ist die pa­ti­en­ten­kon­trol­lier­te An­al­ge­sie (PCA), auch "Hap­py but­ton" ge­nannt. Mit die­ser Me­tho­de kann sich die Ge­bä­ren­de per Knopf­druck eine Do­sis ei­nes sehr po­ten­ten und sehr kurz wirk­sa­men Schmerz­mit­tels via In­fu­si­on ver­ab­rei­chen

Mit der pa­ti­en­ten­kon­trol­lier­ten An­al­ge­sie kann die wer­den­de Mut­ter die Schmerz­mit­tel­ver­ab­rei­chung sel­ber steu­ern und so ih­ren Be­dürf­nis­sen an­pas­sen.

Wei­te­re For­men der Re­gio­nal­an­äs­the­sie


Die Pa­ra­zer­vi­kal-Blo­cka­de und Pu­den­dus-An­äs­the­sie wer­den bei­de heu­te nur noch sel­ten bis kaum mehr ein­ge­setzt, sie wur­den wei­test­ge­hend durch die Peri- und Epi­du­ral­an­äs­the­sie ver­drängt.

Eine Damm-In­fil­tra­ti­on kommt häu­fig nach der Ge­burt zum Ein­satz, wenn ein Damm­riss oder -schnitt ver­sorgt wer­den muss.

Schmerz­be­hand­lung in be­son­de­ren Si­tua­tio­nen


Nor­ma­ler­wei­se wird die Ent­schei­dung über die Schmerz­be­hand­lung Ih­nen über­las­sen, in man­chen Fäl­len kann es je­doch aus me­di­zi­ni­schen Grün­den rat­sam sein, be­stimm­te Ar­ten der Schmerz­be­hand­lung nicht an­zu­wen­den. So ist bei­spiels­wei­se eine Peri- oder Epi­du­ral­sie­an­äs­the bei Müt­tern mit Blut­ge­rin­nungs­stö­run­gen nicht an­ge­zeigt. In an­de­ren Fäl­len da­ge­gen, zum Bei­spiel bei ei­ner Mehr­lings­ge­burt, ei­ner Ge­burt in Steiss­la­ge, bei ge­wis­sen vor­be­stehen­den Er­kran­kun­gen der Mut­ter oder Schwan­ger­schafts-Blut­hoch­druck (bzw. Prä­eklamp­sie) wird eine Peri- oder Epi­du­ral­an­äs­the­sie durch­aus emp­foh­len.

Nicht alle Me­tho­den sind zu je­der Zeit sinn­voll. Ei­ni­ge kön­nen be­reits in ei­nem sehr frü­hen We­hen­sta­di­um an­ge­wandt wer­den, an­de­re hin­ge­gen erst, wenn klar ist, dass die We­hen­tä­tig­keit voll ein­ge­setzt hat.

So­bald das Baby da ist, ist der Schmerz ver­ges­sen


Dass die In­ten­si­tät des Ge­burts­schmer­zes nach der Ge­burt meist sehr schnell ver­ges­sen geht, ist ein be­kann­tes Phä­no­men. Das liegt un­ter an­de­rem an den Hor­mo­nen, denn das we­hen­sti­mu­lie­ren­de Oxy­to­cin lei­tet die Ge­burt und sorgt für Lie­bes- und Glücks-Ge­füh­le, En­dor­phi­ne wir­ken gleich­zei­tig als wich­ti­ges kör­per­ei­ge­nes Schmerz­mit­tel, hem­men die Angst und sor­gen für eine Hoch­stim­mung nach der Ge­burt. Von vie­len Frau­en wird die­ses Ge­fühl "da­nach" mit dem Zu­stand nach ei­nem Ma­ra­thon­lauf oder an­de­ren Ex­trem­sport­ar­ten be­schrie­ben.

Letzte Aktualisierung: 28.05.2021, KM