10 Irr­tü­mer der Rol­len­ver­tei­lung

Paar erledigt Hausarbeit
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Mama bleibt zu Hau­se und Papa ar­bei­tet Voll­zeit - ein sol­ches Fa­mi­li­en­mo­dell ist für vie­le Paa­re nicht mehr vor­stell­bar. Doch auf dem Weg zur fai­ren Ar­beits­tei­lung gibt es so man­chen Stol­per­stein. Da­mit der Start ins Fa­mi­li­en­le­ben auch dies­be­züg­lich ge­lingt, soll­ten Sie mög­lichst früh da­mit an­fan­gen, mit­ein­an­der über Ihre Vor­stel­lun­gen zu re­den. Und da­nach im­mer wie­der ins Ge­spräch kom­men - am bes­ten nicht erst, wenn die Din­ge an­ders lau­fen, als Sie ver­ein­bart ha­ben. 

1. Wir tei­len uns die Ver­ant­wor­tung - ist doch klar!

Vie­le Paa­re wün­schen sich eine gleich­be­rech­tig­te Be­zie­hung, in der bei­de zu glei­chen Tei­len zu den Kin­dern schau­en und zum Fa­mi­li­en­ein­kom­men bei­tra­gen. In der Rea­li­tät sieht dies in der Schweiz bei vie­len Fa­mi­li­en an­ders aus: Sie tritt im Job deut­lich kür­zer, er ar­bei­tet wei­ter wie bis­her oder über­nimmt eine ver­ant­wor­tungs­vol­le­re Auf­ga­be, um sei­ner Rol­le als Haupter­näh­rer der Fa­mi­lie ge­recht zu wer­den. Oft liegt es an Ein­kom­mens­un­ter­schie­den und dem Wi­der­stand von Vor­ge­setz­ten, dass El­tern sich dann doch für eine eher tra­di­tio­nel­le Rol­len­ver­tei­lung ent­schei­den. Paa­re, die es an­ders ma­chen wol­len, brau­chen eine ge­hö­ri­ge Por­ti­on Krea­ti­vi­tät, Mut und die Be­reit­schaft, ihr ei­ge­nes Rol­len­ver­ständ­nis zu hin­ter­fra­gen. Doch der Auf­wand lohnt sich al­le­mal, wenn Sie da­für Ih­rer Vor­stel­lung von ei­nem gu­ten Fa­mi­li­en­le­ben nä­her kom­men. 

Tipp: Ge­ben Sie nicht zu schnell auf, wenn sich Ihr Wunsch nach ei­ner ge­rech­ten Ar­beits­tei­lung nicht auf An­hieb in die Tat um­set­zen lässt. 

2. Na­tür­lich tei­len wir uns auch die Haus­ar­beit.

Ein gu­ter Vor­satz, den Sie un­be­dingt bei­be­hal­ten soll­ten. Al­ler­dings bleibt es beim Vor­satz, wenn Sie kei­ne kla­ren Ab­ma­chun­gen tref­fen, wer wo­für zu­stän­dig ist. Am bes­ten fan­gen Sie mit der ver­ein­bar­ten Auf­ga­ben­tei­lung schon an, be­vor das Baby da ist. Denn ers­tens macht die Mama wäh­rend des Mut­ter­schafts­ur­laubs ja kei­ne Fe­ri­en, son­dern hat alle Hän­de voll zu tun mit dem Neu­ge­bo­re­nen. Und zwei­tens schleicht sich schnell ein­mal der Ge­dan­ke ein, so­lan­ge sie zu Hau­se sei, kön­ne sie ja den gan­zen La­den schmeis­sen. Am bes­ten lässt man es gar nicht so weit kom­men, dass sich eine solch ein­sei­ti­ge Ar­beits­tei­lung ein­spielt. 

Tipp: Tei­len Sie sich die Auf­ga­ben nach Ih­ren Vor­lie­ben und Fä­hig­kei­ten. Dann geht bei­den die Haus­ar­beit leich­ter von der Hand. 

3. Wenn man sich liebt, muss man doch nicht al­les bis ins letz­te De­tail be­spre­chen.

Eine star­ke Lie­bes­be­zie­hung hält viel aus, das stimmt. Aber so eine Lie­bes­be­zie­hung kann auch ziem­lich un­ter Druck ge­ra­ten, wenn sich auf bei­den Sei­ten un­aus­ge­spro­che­ner Frust an­staut. Das klä­ren­de Ge­spräch, wer sich um die vol­len Ab­fall­kü­bel küm­mert, wer zu Hau­se bleibt, wenn das Kind krank ist und wer die Kran­ken­kas­sen­ab­rech­nun­gen er­le­digt, ist nicht be­son­ders ro­man­tisch – aber die Ro­man­tik hat bes­se­re Über­le­bens­chan­cen, wenn sol­che Din­ge ge­re­gelt sind und man sich dar­auf ver­las­sen kann, dass bei­de dis­kus­si­ons­los ih­ren Teil der Ver­pflich­tun­gen über­neh­men. 

Tipp: Las­sen Sie die Haus­ar­beit nicht zum gros­sen Streit­the­ma wer­den. Füh­ren Sie die grund­le­gen­den Dis­kus­sio­nen, wenn Sie ge­nü­gend Zeit und Ruhe ha­ben.  

4. Wir sind doch nicht von vor­ges­tern!

Nein, das sind Sie ganz be­stimmt nicht. Aber wir alle sind durch un­se­re Her­kunfts­fa­mi­li­en auf die eine oder an­de­re Wei­se ge­prägt, so dass wir uns be­stimm­te Din­ge gar nicht über­le­gen, wenn wir sel­ber in die El­tern­rol­le schlüp­fen. Es geht nicht dar­um, auf Bie­gen und Bre­chen al­les an­ders ma­chen zu wol­len, als man das in der Kind­heit vor­ge­lebt be­kom­men hat. Wich­tig ist aber, dass Sie sich ge­mein­sam Ge­dan­ken ma­chen dar­über, ob das, was Ih­nen ver­traut ist, auch zu der neu­en Fa­mi­lie passt, die Sie ge­ra­de grün­den. 

Tipp: Über­le­gen Sie sich, wer in Ih­rer Her­kunfts­fa­mi­li­en wel­che Auf­ga­ben über­nom­men hat. Ent­spricht die­se Auf­ga­ben­tei­lung Ih­ren Vor­stel­lun­gen? 

 

5. Das Ge­spräch mit dem Ar­beit­ge­ber kann war­ten.

Die we­nigs­ten Frau­en freu­en sich dar­auf, mit dem Ar­beit­ge­ber dar­über zu re­den, wie es nach der Ge­burt wei­ter­ge­hen soll. Den­noch soll­ten Sie die­ses Ge­spräch nicht all­zu lan­ge auf­schie­ben, denn manch­mal braucht es ein we­nig Zeit, eine gute Lö­sung her­an­rei­fen zu las­sen. Wich­tig ist, dass Sie sel­ber schon eine mög­lichst kla­re Vor­stel­lung da­von ha­ben, wie Sie ar­bei­ten möch­ten, wenn das Baby da ist. Dies gilt auch für wer­den­de Vä­ter, die ihr Ar­beits­pen­sum re­du­zie­ren möch­ten. Je nach Ar­beits­si­tua­ti­on kann es auch sinn­voll sein, im Team ei­nen Lö­sungs­vor­schlag aus­zu­ar­bei­ten. Viel­leicht möch­te ja auch sonst noch je­mand das Pen­sum re­du­zie­ren und es er­gibt sich eine Mög­lich­keit zum Job-Sharing.

Tipp: Wenn Sie wis­sen, was Sie wol­len, fällt es Ih­nen leich­ter, Ihre In­ter­es­sen dem Ar­beit­ge­ber ge­gen­über zu ver­tre­ten.  

6. Über Geld spricht man nicht.

Klar, die we­nigs­ten Paa­re kä­men auf die Idee, die­se Höf­lich­keits­flos­kel auf ihr Fa­mi­li­en­bud­get an­zu­wen­den. Doch weil Geld im All­tag schon all­zu oft zu Un­stim­mig­kei­ten führt, fehlt zu­wei­len die Lust, ganz ge­nau hin­zu­schau­en. Da­bei gibt es wich­ti­ge Fra­gen zu klä­ren, wenn das Paar zur Fa­mi­lie wird: Wie sieht es mit der be­ruf­li­chen Vor­sor­ge aus, wenn ei­ner von bei­den das Ar­beits­pen­sum re­du­ziert? Lohnt es sich über­haupt, dass bei­de be­rufs­tä­tig blei­ben, oder über­stei­gen die Be­treu­ungs­kos­ten und die hö­he­ren Steu­ern das Zweit­ein­kom­men? Wie sieht es mit Spa­ren aus? Wenn Ih­nen das al­les zu kom­pli­ziert er­scheint, ist es hilf­reich, eine un­ab­hän­gi­ge Be­ra­tung in An­spruch zu neh­men, die mit Ih­nen an­schaut, wo Sie gut auf­ge­stellt sind und bei wel­chen Bud­get­pos­ten Sie viel­leicht et­was ge­nau­er hin­schau­en soll­ten. 

Tipp: Die Dis­kus­si­on uns The­ma Geld ent­spannt sich, wenn bei­de ei­nen be­stimm­ten Be­trag zur Ver­fü­gung ha­ben, den sie nach ei­ge­nem Gut­dün­ken aus­ge­ben kön­nen. 

7. Das mit der Kin­der­be­treu­ung klä­ren wir dann, wenn das Baby da ist.

Krip­pen­plät­ze sind nicht mehr so rar wie auch schon. Das heisst aber nicht, dass Sie die Fra­ge nach der Be­treu­ung auf­schie­ben kön­nen. Denn es geht ja hier nicht nur um or­ga­ni­sa­to­ri­sche As­pek­te, son­dern auch um ganz grund­le­gen­de Fra­gen: Möch­ten Sie sich die Ar­beit so auf­tei­len, dass Ihr Kind zu glei­chen Tei­len von Mama und Papa be­treut wird? Wenn ja, kön­nen bei­de ihr Ar­beits­pen­sum ge­mäss ih­ren Wün­schen re­du­zie­ren? Ist die Kita, die gleich um die Ecke ge­le­gen ist, auch wirk­lich gut? Kä­men ne­ben der Krip­pe auch an­de­re Be­treu­ungs­for­men (z. B. Ta­ges­mut­ter oder Nan­ny) in Fra­ge? Wie se­hen die Gross­el­tern ihre Rol­le? Wie kommt Ihr Bud­get mit den Be­treu­ungs­kos­ten klar? 

Tipp: Un­se­re Check­lis­ten un­ter­stüt­zen Sie bei der Wahl der pas­sen­den Kita oder Ta­ges­fa­mi­lie

8. Fa­mi­li­en­all­tag ist doch auch ir­gend­wie Frei­zeit.

So­lan­ge kein Kind da ist, ist Frei­zeit eine Selbst­ver­ständ­lich­keit. Na­tür­lich ist die ar­beits­freie Zeit nicht voll­kom­men frei von Ver­pflich­tun­gen, aber vie­le Din­ge las­sen sich ir­gend­wie auf­schie­ben, wenn man im Be­ruf ge­ra­de alle Hän­de voll zu tun hat oder sich nicht fit fühlt. Mit ei­nem Kind än­dert sich das schlag­ar­tig. Wenn die Be­rufs­ar­beit er­le­digt ist, ist noch längst nicht Fei­er­abend und an den ar­beits­frei­en Ta­gen ist man meist von früh bis spät im Ein­satz. Selbst­ver­ständ­lich bie­tet das Fa­mi­li­en­le­ben un­zäh­li­ge schö­ne, un­ver­gess­li­che Mo­men­te, für ent­spann­tes Zu­rück­leh­nen ha­ben aber die we­nigs­ten El­tern im All­tag Zeit. Er­ho­lung ist je­doch un­ver­zicht­bar, wenn Sie nicht frü­her oder spä­ter auf dem Zahn­fleisch ge­hen wol­len. So­bald sich mit dem Baby al­les ein we­nig ein­ge­spielt hat, ge­hört Frei­zeit des­halb fix in den Ter­min­ka­len­der – mal als Paar, mal je­der für sich.

Tipp: Es müs­sen nicht im­mer gros­se Un­ter­neh­mun­gen sein. Manch­mal ist ein Wald­spa­zier­gang oder ein war­mes Bad ent­span­nen­der als ein Be­such im ele­gan­ten Re­stau­rant, für den man sich erst in Scha­le wer­fen muss. 

9. Wir ma­chen es ein­fach so, wie alle an­de­ren.

Gut mög­lich, dass an­de­re die für sie per­fek­te Lö­sung ge­fun­den ha­ben, aber Sie sind nicht «die an­de­ren». Es kann durch­aus sein, dass das, was bei ih­nen funk­tio­niert, für Ihre Fa­mi­lie ge­nau das Fal­sche wäre. Na­tür­lich ist es sinn­voll, sich von an­de­ren Paa­ren in­spi­rie­ren zu las­sen, am Ende wer­den Sie aber Ih­ren ei­ge­nen Weg fin­den müs­sen. Sie ken­nen sich sel­ber (und spä­ter auch Ihre Kin­der) am bes­ten. Sie wis­sen, was Ihr Job Ih­nen ab­ver­langt, auf wel­che An­ge­bo­te der Kin­der­be­treu­ung Sie sich ver­las­sen kön­nen, wel­che Rech­nun­gen am Ende des Mo­nats je­weils zu be­zah­len sind und was das Wort «Le­bens­qua­li­tät» für Sie be­deu­tet. 

Tipp: Die ein­fachs­te Lö­sung ist nicht im­mer die bes­te.  

10. So, wie wir das ge­plant ha­ben, zie­hen wir das von nun an durch.

Man kann sich noch so gut aufs Fa­mi­li­en­le­ben vor­be­rei­ten -  wie es sich wirk­lich an­fühlt, weiss man erst, wenn man mit­ten­drin steckt. Kommt hin­zu, dass eine Fa­mi­lie kein star­res Sys­tem ist, son­dern eine aus­ge­spro­chen le­ben­di­ge Ge­mein­schaft. Die Be­dürf­nis­se sind nicht die glei­chen, wenn zwei oder drei Klein­kin­der den gan­zen Tag be­treut sein wol­len, als wenn Schul­kin­der da sind, die ihre El­tern vor al­lem nach­mit­tags und abends brau­chen. Oft er­le­ben die El­tern die ver­schie­de­nen Pha­sen auch sehr un­ter­schied­lich. Wäh­rend der eine El­tern­teil in der leb­haf­ten Klein­kind­pha­se den Über­blick be­hält, hat der an­de­re mehr Ge­duld mit pu­ber­tie­ren­den Teen­agern. Die­se Ver­än­de­run­gen kön­nen eine Chan­ce sein, im­mer wie­der neu zu über­den­ken, ob Sie noch auf dem rich­ti­gen Weg sind, oder ob sie mit ei­ner an­ge­pass­ten Auf­ga­ben­tei­lung et­was Neu­es wa­gen wol­len. Es lohnt sich also, auch dann im Ge­spräch zu blei­ben, wenn Sie schon ein paar Jah­re Fa­mi­li­en­le­ben hin­ter sich ha­ben. 

Tipp: Gros­se Ver­än­de­run­gen brau­chen Mut - sie kön­nen aber manch­mal ge­nau das Rich­ti­ge sein, wenn sich im Fa­mi­li­en- und Be­rufs­all­tag Un­zu­frie­den­heit breit macht.  

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