Be­treu­ung in der Ta­ges­fa­mi­lie

Mutter winkt ihrem Kind zum Abschied
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Die Be­treu­ung in ei­ner Ta­ges­fa­mi­lie ist weit mehr als ein Lü­cken­büs­ser, wenn es in der Nähe kei­ne Kita gibt oder die El­tern für ihr Kind kei­nen frei­en Platz er­gat­tern konn­ten. Es gibt gute Grün­de, die da­für spre­chen, das Kind ei­ner Ta­ges­mut­ter an­zu­ver­trau­en:

  • An­ders als in der Kita hat das Kind in der Ta­ges­fa­mi­lie nur eine oder zwei Be­zugs­per­so­nen. Da­durch kann es leich­ter eine sta­bi­le Bin­dung auf­bau­en.

  • Die Be­treu­ungs­zei­ten sind fle­xi­bler als in der Kita und las­sen sich bes­ser auf die Be­dürf­nis­se der El­tern ab­stim­men.

  • Ta­ges­el­tern ha­ben oft ei­ge­ne Kin­der oder be­treu­en meh­re­re Kin­der gleich­zei­tig. Die­se klei­nen, al­ters­durch­misch­ten Grup­pen sind ide­al für die so­zia­le Ent­wick­lung des Kin­des.

  • In vie­len Fäl­len wird die Ta­ges­fa­mi­lie zu ei­nem zwei­ten Zu­hau­se für das Kind, da es dort Teil der Fa­mi­lie ist und mit ihr den All­tag er­lebt.

Die­ser letzt­ge­nann­te Punkt bringt aber auch eine Her­aus­for­de­rung mit sich. Man­che El­tern ver­ste­hen die Ta­ges­fa­mi­lie als Kon­kur­renz, zum Bei­spiel, wenn die­se dem Kind et­was bie­ten kann, was es zu Hau­se nicht hat. Das Ge­fühl kann sich noch ver­stär­ken, wenn die Ta­ges­mut­ter die­je­ni­ge ist, die wich­ti­ge Mei­len­stei­ne wie z. B. die ers­ten Schrit­te mit­er­lebt. Ver­hin­dern las­sen sich sol­che Ge­füh­le nicht im­mer, Sie kön­nen aber ei­ni­ges dazu bei­tra­gen, da­mit sie das Ver­hält­nis zur Ta­ges­fa­mi­lie nicht trü­ben:

  • Wenn Sie bei den Ta­ges­el­tern plötz­lich nur noch Feh­ler se­hen, soll­ten Sie ver­su­chen, die Din­ge mög­lichst sach­lich zu ana­ly­sie­ren. Ha­ben sie tat­säch­lich et­was falsch ge­macht, oder sind Sie über­kri­tisch, weil Sie Ei­fer­sucht emp­fin­den?

  • Su­chen Sie das Ge­spräch mit ei­ner na­he­ste­hen­den Per­son, mit der Sie of­fen über Ihre Ge­füh­le re­den kön­nen.

  • Ver­brin­gen Sie an ar­beits­frei­en Ta­gen die Zeit mit Ih­rem Kind ganz be­wusst und un­ter­neh­men Sie ge­mein­sam Din­ge, die Ih­nen bei­den Freu­de ma­chen. Hier­bei geht es nicht dar­um, dem Kind mehr bie­ten zu wol­len, als es bei der Ta­ges­fa­mi­lie er­lebt, son­dern dar­um, sel­ber wich­ti­ge Mo­men­te mit ihm zu ver­brin­gen.

  • Ru­fen Sie sich im­mer wie­der in Er­in­ne­rung: Auch wenn Ihr Kind eine enge emo­tio­na­le Bin­dung zur Ta­ges­fa­mi­lie auf­baut, wer­den Sie als El­tern die wich­tigs­ten Be­zugs­per­so­nen in sei­nem Le­ben blei­ben. Die Ta­ges­mut­ter ist kein Er­satz für Sie, son­dern eine Er­wei­te­rung des Krei­ses von wich­ti­gen Be­zugs­per­so­nen.

Zu­sam­men­fas­send lässt sich sa­gen, dass Ta­ges­fa­mi­li­en eine sehr per­sön­li­che, fle­xi­ble und kind­ge­rech­te Art der Be­treu­ung bie­ten kön­nen, in der das Kind viel Ge­bor­gen­heit er­lebt. 

Wie fin­den wir eine Ta­ges­fa­mi­lie?


Wenn Sie Ihr Kind ei­ner Ta­ges­fa­mi­lie an­ver­trau­en, über­tra­gen sie ihr eine gros­se Ver­ant­wor­tung. Das Kind ver­bringt viel Zeit mit der Fa­mi­lie, wird durch ihre Le­bens­wei­se ein Stück weit ge­prägt und baut eine enge Be­zie­hung auf. Ent­spre­chend wich­tig ist es, dass Sie es nicht ein­fach dem Zu­fall über­las­sen, wer das Kind wäh­rend Ih­rer Ab­we­sen­heit be­treut. Na­tür­lich ist es be­quem, die Nach­ba­rin, die oh­ne­hin zu Hau­se ist, als Ta­ges­mut­ter zu en­ga­gie­ren, doch die Nähe darf nicht das ein­zi­ge Kri­te­ri­um sein, um ein Be­treu­ungs­ver­hält­nis ein­zu­ge­hen.

Am ein­fachs­ten ge­lingt die Su­che, wenn Sie sich an eine Ta­ges­fa­mi­li­en­or­ga­ni­sa­ti­on in Ih­rer Re­gi­on wen­den. Dies bringt di­ver­se Vor­tei­le mit sich:

  • Ta­ges­el­tern, die bei ei­ner Or­ga­ni­sa­ti­on an­ge­stellt sind, müs­sen ein Be­wer­bungs­ver­fah­ren durch­lau­fen so­wie eine päd­ago­gi­sche Grund­bil­dung und ei­nen kin­der­spe­zi­fi­schen Not­hel­fer­kurs ab­sol­vie­ren. Aus­ser­dem sind sie ver­pflich­tet, jähr­lich ei­nen min­des­tens sechs­stün­di­gen Wei­ter­bil­dungs­kurs zu be­su­chen.

  • Grund­la­ge ih­rer Ar­beit ist ein päd­ago­gi­sches Kon­zept so­wie ein Ver­hal­tens­ko­dex zur Prä­ven­ti­on von se­xu­el­len Über­grif­fen.

  • Die Ta­ges­fa­mi­li­en­or­ga­ni­sa­ti­on hilft beim Ab­schlies­sen des Be­treu­ungs­ver­trags und steht El­tern und Ta­ges­fa­mi­lie wäh­rend des Be­treu­ungs­ver­hält­nis­ses bei Fra­gen und Pro­ble­men zur Sei­te.

  • Die Be­treu­ungs­ta­ri­fe sind fest­ge­legt und müs­sen nicht erst aus­ge­han­delt wer­den.

  • En­ga­gie­ren El­tern eine frei­schaf­fen­de Ta­ges­mut­ter, wer­den sie da­durch zum Ar­beit­ge­ber. Dies be­deu­tet, dass sie sich um Lohn­zah­lun­gen, Ver­si­che­run­gen und So­zi­al­ab­zü­ge küm­mern müs­sen. Die­se Auf­ga­ben über­nimmt die Ta­ges­fa­mi­li­en­or­ga­ni­sa­ti­on, wenn die Ta­ges­mut­ter bei ihr an­ge­stellt ist.

Na­tür­lich spie­len bei der Wahl der pas­sen­den Ta­ges­fa­mi­lie auch an­de­re Fak­to­ren eine Rol­le. So sind zum Bei­spiel Ei­nig­keit in grund­le­gen­den Er­zie­hungs­fra­gen, die räum­li­chen Ver­hält­nis­se, die An­zahl Kin­der, die ge­mein­sam be­treut wer­den und nicht zu­letzt das Bauch­ge­fühl wich­tig. Eine Ein­ge­wöh­nungs­zeit bie­tet die Mög­lich­keit, noch of­fe­ne Fra­gen zu klä­ren und her­aus­zu­fin­den, ob sich das Kind im neu­en Um­feld wohl fühlt. 

Die für Ihre Re­gi­on zu­stän­di­ge Ta­ges­fa­mi­li­en­or­ga­ni­sa­ti­on fin­den Sie auf der Web­site von ki­be­su­is­se, dem Ver­band Kin­der­be­treu­ung Schweiz.

Letzte Aktualisierung: 03.02.2022, TV