Stillen als Allergievorsorge
Es ist schon lange bekannt, dass Babys, die mindestens ein Vierteljahr gestillt wurden, später seltener an Infektionen erkranken und einen besseren Schutz vor Allergien haben. Bestimmte Stoffe in der Muttermilch, und in besonderem Masse in der Vormilch (Kolostrum), helfen die Auslösung von Allergien zu verzögern oder Reaktionen zu vermindern.
Das spielt vor allem dann eine Rolle, wenn eine familiäre Allergieveranlagung bekannt ist. Dies kann z.B. eine Überempfindlichkeitsreaktion der Haut (Neurodermitis), der Atemwege (allergisches Asthma bronchiale) oder des Verdauungssystems sein. Wenn die Eltern oder ein Elternteil an Hausstaub-, Tierhaar und Pollenallergien (Heuschnupfen) leiden, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für eine Allergie beim Kind.
Es gibt darüber hinaus Allergieformen, die wahrscheinlich durch Fremdeiweiss (z.B. in Kuhmilch) begünstigt werden. Weil die Darmschleimhaut des Babys in den ersten Wochen noch durchlässig ist, können Eiweisselemente in den Blutkreislauf gelangen und dort zu Allergien führen. Muttermilcheiweiss ist dabei völlig unbedenklich. Trotzdem kann sich eine Kuhmilch-Allergie auch bei voll gestillten Babys zeigen. Denn die Inhaltsstoffe der tierischen Milch können über die Ernährung der Mutter in die Muttermilch übergehen. Zeigt sich als Symptom z.B. blutiger Stuhl, kann die Stillende versuchen, für zwei bis vier Wochen auf Kuhmilchprodukte in ihrer Nahrung zu verzichten. Verschwinden die Beschwerden des Kindes daraufhin, liegt der Verdacht nahe, dass das Baby eine Kuhmilchunverträglichkeit (Kuhmilchallergie) hat.
Zur Vorbeugung von allergischen Hauterkrankungen und Kuhmilch-Unverträglichkeit wird von Kinderärzten, der Weltgesundheitsorganisation WHO und dem Weltkinderhilfswerk UNICEF heute geraten, mindestens vier bis sechs Monte lang ausschliesslich zu stillen. Wenn dies nicht möglich ist, sollte auf hypoallergene Milchnahrung (HA-Milch) umgestellt werden, bzw. bei Kuhmilchallergie eine Fertigmilch auf einer anderen Basis verwendet werden.
Allerdings weiss man seit kurzem, dass es auch wenige Fälle gibt, in denen man möglicherweise vom Stillen abraten muss. Hat das Baby schon eine Neurodermitis entwickelt, kann es sein, dass Muttermilch mehr schadet als nützt. Verantwortlich sind Nahrungsmittel-Allergene, die über die Muttermilch aufgenommen werden. Manche Experten raten dann zum Abstillen und Übergang auf HA-Babynahrung.
Es gibt inzwischen auch Hinweise, dass eine deutlich über die empfohlenen sechs Monate hinaus verlängerte, ausschliessliche Ernährung an der Mutterbrust das Risiko einer Neurodermitis oder eines Asthmas für das Kind erhöhen kann, wenn die Mutter selbst Allergikerin ist oder unter Asthma leidet. Vorausgesetzt dieser Verdacht könnte in grösseren Studien erhärtet werden, bedeutet das aber keinesfalls, dass eine Asthmatikerin ihr Baby nicht stillen sollte, sondern nur, dass sie dies nicht länger als sechs Monate tun sollte.