Wehenhemmung ist wenig effektiv

Aus der Forschung

Frau im Spitalbett
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Gynäkologen können eine drohende Frühgeburt häufig durch Medikamente gegen vorzeitige Wehen um mehrere Tage hinausschieben. Eine umfassende Netzwerk-Meta-Analyse vergleicht im Britischen Ärzteblatt die verschiedenen Wehenhemmer (Tokolytika). Einen Nutzen für das Kind kann die Analyse jedoch nicht belegen.

Die Verzögerung der Geburt um ein oder zwei Tage erscheint bei Kindern, die mehrere Wochen zu früh zur Welt kommen, zunächst wenig sinnvoll. Sie verschafft den Gynäkologen jedoch wertvolle Zeit, um durch eine vorgeburtliche Gabe von Cortison die Lungenreifung des Kindes zu fördern oder die Mutter in ein spezialisiertes Spital transportieren zu lassen. Den Gynäkologen steht dafür eine Reihe von Medikamenten zur Verfügung, u.a. Betamimetika (z.B. Ritodrin oder Terbutalin), Magnesiumsulfat, Postaglandinhemmer (z.B. Indomethacin oder Ketorolac), Kalziumantagonisten (z.B. Nifedipin), Nitrate (z.B. Nitroglycerin), Oxytocinrezeptorblocker (z.B. Atosiban). All diese Tokolytika hat David Haas und sein Team von der Indiana University School of Medicine in Indianapolis jetzt erstmals in einer Netzwerk-Meta-Analyse zusammen ausgewertet. Es wurden 95 randomisierte Studien berücksichtigt, darunter auch einige nicht-englischsprachige, die zum Zweck der Analyse übersetzt wurden.

Ist eine Verzögerung der Geburt um 48 Stunden das herausragende Ziel der Therapie, gelingt dies am besten mit Postaglandin-Inhibitoren, die gegenüber einem unwirksamen Wirkstoff (Placebo) 6-fach wirksam waren. Magnesiumsulfat, Kalziumantagonisten und Betamimetika sowie der Oxytocinrezeptorblocker Atosiban waren nur halb so wirksam.

Das Hinauszögern der Geburt ist bei drohender Frühgeburt jedoch nur Mittel zum Zweck. Das primäre Ziel besteht darin, die kindlichen Todesfälle oder Folge-Erkrankungen zu senken und die Mutter zu schonen. Hier liefert die Netzwerk-Meta-Analyse keine überzeugenden Argumente für die Tokolyse. Es scheint, dass es durch den Aufschub der Geburt dem Kind nicht besser geht, andererseits aber die Mutter belastet wird. Die Nebenwirkungen der Wehenhemmer waren nach der Meta-Analyse von Haas vor allem bei Betamimetika sehr stark. Sie führten  22,68-fach häufiger als das Placebo-Medikament zu Nebenwirkungen, gefolgt von Magnesiumsulfat (8,15-fach) und Kalziumantagonisten (3,80-fach).

Aus der Forschung: D. M. Haas et al.: BMJ 2012;345:e6226

Letzte Aktualisierung: 19.02.2021, BH