Fieber, Erkältung und grippaler Infekt in der Schwangerschaft
Sind Schwangere besonders empfänglich für Erkältungen? Wie Sie Schnupfen und Husten vorbeugen und mit Hausmitteln behandeln können.
Erkältungen mit Schnupfen oder ein grippaler Infekt sind Virusinfektionen im Nasen- und Halsbereich. Ein grippaler Infekt schwächt den Körper aber weitaus mehr als ein einfacher Schnupfen und ist unter anderem mit Fieber, Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen, Heiserkeit, Husten, einer Rachenentzündung, Ohrenschmerzen und manchmal sogar Übelkeit verbunden. Er sollte aber nicht mit der echten Grippe (Influenza) verwechselt werden.
- Bekommen Schwangere leichter eine Erkältung?
- Was ein grippaler Infekt für das ungeborene Kind bedeutet
- Einer Erkältung vorbeugen
- Wie behandelt man eine Erkältung in der Schwangerschaft?
- Erkältungsmedikamente, die in der Schwangerschaft erlaubt sind
- Was tun bei Husten in der Schwangerschaft?
- Was bei Halsschmerzen in der Schwangerschaft hilft
- Vorsicht bei diesen Wirkstoffen!
Bekommen Schwangere leichter eine Erkältung?
Schwangere können tatsächlich leichter an Atemwegsinfekten erkranken, weil ihre Immunabwehr etwas herabgesetzt ist. Der Körper hat genug damit zu tun, das neue Leben zu schützen – da kommt die eigene Gesundheit immer an zweiter Stelle.
Infektionen während der Schwangerschaft können aber auch positive Effekte auf das ungeborene Kind haben. Die werdende Mutter produziert Immunglobuline zur Bekämpfung von Erkältungsviren. Diese erreichen über die Plazenta auch das ungeborene Baby, das dann in den ersten Wochen vom Immunschutz der Mutter, dem sogenannten Nestschutz, profitiert.
Was ein grippaler Infekt für das ungeborene Kind bedeutet
Normalerweise bleibt eine fieberhafte Erkältung mit Husten und Schnupfen ohne Folgen für das ungeborene Kind. Allerdings ist bei einer schweren Erkältung mit hohem Fieber das Risiko einer Fehlgeburt oder vorzeitiger Wehen erhöht. Auch gibt es im Tierversuch Hinweise auf eine möglicherweise leicht erhöhte Fehlbildungsrate, wenn in der Frühschwangerschaft über längere Zeit hohes Fieber bestand. Schwangere im ersten Trimenon sollten deshalb von Personen mit hohem Fieber, vor allem Kindern, sicherheitshalber Abstand halten.
Einige für das Ungeborene gefährliche Viruserkrankungen kommen wie eine banale Erkältung daher. Das Zytomegalie-Virus (CMV) kann bei der Schwangeren Kopfschmerzen und angeschwollenen Lymphknoten verursachen und beim ungeborenen Baby eine Infektion des Gehirns oder der Leber auslösen. Dies könnte lebensbedrohlich sein oder zu Fehlbildungen und Taubheit führen.
Auch das Parvovirus B19, der Erreger der Ringelröteln, sieht erst einmal aus wie eine harmlose Erkältung, kann aber beim Baby die Produktion von roten Blutkörperchen einschränken und schon im Mutterleib eine gefährliche Blutarmut auslösen.
Eine echte Grippe (Influenza) erzeugt sehr schwere Krankheitssymptome und schwächt den schwangeren Körper besonders stark, weshalb eine Grippeimpfung allen Frauen mit Kinderwunsch und allen Schwangeren dringend empfohlen wird. Eine Infektion und Schädigung des ungeborenen Kindes ist aber durch eine Virusgrippe in der Schwangerschaft nicht zu befürchten.
Einer Erkältung vorbeugen
Schützen Sie sich vor einer Ansteckung, indem Sie Ihre Abwehrkräfte stärken. Wichtig ist vitaminreiche Ernährung mit reichlich Zitrusfrüchten und Gemüse und wenig Fett sowie viel Bewegung an der frischen Luft. Schwangere gehören zudem zu dem Personenkreis, dem eine Grippeimpfung empfohlen wird.
Das trockene Raumklima in der winterlichen Heizperiode können Sie durch Luftbefeuchter verbessern. Und wenn alle rundum husten oder niesen, heisst es in Deckung gehen. Verzichten Sie in der Erkältungszeit auf allzu herzliche Begrüssungen, Küsse und Umarmungen.
Gerne wird zur Vorbeugung von Erkältungen der Sonnenhut (Echinacea purpurea) angewandt. Fachleute der WHO raten jedoch ab, den Extrakt des Sonnenhutes bei Schwangeren und Kleinkindern als Grippe-Vorbeugung einzunehmen. Niedrig dosiert wird es gegen Halsschmerzen bei Schwangeren lokal angewandt (Echinadoron), nicht aber zur Prophylaxe.
Auch regelmässige Saunabesuche oder kalt-warme Wechselduschen wirken sich positiv aus. Ein bewährtes Hausrezept ist ein Fussbad mit langsam ansteigender Temperatur. Es führt dem Körper intensiv Wärme zu und steigert die Durchblutung der oberen Atemwege.
Setzen Sie sich auf eine warme Sitzfläche.
Das Wasser sollte dabei bis zur Hälfte der Waden reichen.
Starten Sie mit 35 bis 36 °C warmem Wasser und steigern Sie es alle 2 bis 3 Minuten mit heissem Wasser bis auf maximal 41 °C.
15 Minuten genügen, danach gut abtrocknen und warme Socken anziehen. Warme und trockene Füsse sind zur Vorbeugung von Erkältungen besonders wichtig. Socken aus Baumwolle und Wolle halten wärmer als solche aus synthetischem Material.
Kurz vor der Nachtruhe empfiehlt sich das heisse Fussbad allerdings weniger, denn es regt die Durchblutung der oberen Atemwege sehr stark an und kann den Schlaf rauben.
Wie behandelt man eine Erkältung in der Schwangerschaft?
Wenn die Erkältung Sie trotz aller Vorsichtsmassnahmen doch erwischt hat, heisst das nicht, dass Sie als werdende Mutter nun gar nichts gegen die lästigen Symptome tun dürfen. Beginnen Sie mit harmlosen Hausmitteln.
Allgemein ist wichtig, dass Sie viel trinken, vorzugsweise heisse Getränke. Das gleicht einerseits den Flüssigkeitsverlust beim Schwitzen aus, andererseits kann der Schleim dann besser verflüssigt werden. Gerne greifen Schwangere zu Kräuteraufbereitungen: Hier ist aber Vorsicht angesagt, denn bei vielen Teedrogen sind zu wenig Informationen vorhanden, um Risiken und vor allem Toxizitätsgrenzen für Mutter und Kind definieren zu können. Unbedenklich sind Früchtetees wie Hagebuttenfrüchte, Lindenblüten- und Holunderblütentee. Ausserdem können Sie frisch gepressten Zitronensaft, pur oder mit warmem Wasser verdünnt, trinken. Auch die altbewährte warme Honigmilch kann Gutes bewirken, genauso wie heisse Hühnersuppe.
Ätherische Öle: Falls die Nase sehr verstopft ist, können Sie den Brustkorb mit einer Bronchialsalbe mit ätherischen Ölen (Pfefferminze oder Engelwurz mit Thymian und Majoran) einreiben, das öffnet auch die Nase und hilft gegen Spannungskopfschmerz. Eine Inhalation mit Dampf ist ebenso empfehlenswert, zum Beispiel mit JHP Rödler Öl 2 bis 3 Tropfen oder einer Messerspitze eines Bronchialbalsames in einem Liter heissem Wasser.
Inhalierstift: Eine andere Möglichkeit zur Linderung ist ein Inhalierstift. Die aktiven Wirkstoffe im Inhalierstift oder in Nasensalbe sind pflanzlich, meist Menthol und Kiefernnadel-Öl. Vor allem Menthol wirkt leicht betäubend, kühlend und abschwellend. Alle drei Stoffe sind nicht schädlich, auch nicht in der frühen Schwangerschaft. Wenn Sie bei Erkältung bisher gute Erfahrungen damit gemacht haben, dürfen Sie das Mittel auch jetzt in der Schwangerschaft verwenden. Kampfer (Kampher) sollte nur zurückhaltend eingesetzt werden: In hoher Dosierung wirkt es sich schädlich auf die kindliche Nerven- und Gehirnentwicklung aus.
Ein Meerwasser-Nasenspray kann man mit einem TL Salz auf eine Tasse Wasser leicht selbst herstellen. In der Apotheke gibt es Nasensprays mit dem Algenwirkstoff Carragelose. Sie wirken als physikalische Barriere in der Nasenschleimhaut und können die Viruslast reduzieren.
Dampfbad: Wenn der ganze Kopf verschnupft und zugeschwollen scheint, ist ein Kamillen- oder Thymiandampfbad wohltuend. Kamille hemmt die Entzündungen der Schleimhäute, Thymian fördert die Durchblutung und löst den Schleim. Das Sekret verflüssigt sich durch die Dämpfe, kann abfliessen und Nase und Nasennebenhöhlen wieder freigeben. Die gesteigerte Durchblutung bringt vermehrt Immunzellen in die entzündeten Partien.
Erkältungsbad: Angenehm sind auch Erkältungsbäder mit ätherischen Zusätzen, zum Beispiel aus Thymian oder Nadelholzölen. Bei Fieber ist ein heisses Bad jedoch unnütz oder kann den Körper durch die zusätzliche Temperatur sogar gefährlich belasten. Und Achtung: Nicht zu heiss baden, damit der Blutdruck nicht zu sehr sinkt. Langsam aus der Wanne steigen und niemals ohne eine Person in der Nähe, die im Notfall (Ohnmacht, Ausrutschen) helfen kann.
Wadenwickel und Essigsocken: Das bewährte Hausmittel gegen Fieber.
Zink: Dieses Mineral scheint auf unterschiedliche Weise gegen Schnupfen und banale Infektionen zu wirken und die Krankheitsdauer zu verkürzen. Schon zu Beginn der ersten Anzeichen sollte mehrmals pro Tag insgesamt etwa 15 mg Zink gelutscht werden. In der Schwangerschaft wird ein Zinkmangel durch die zusätzliche Einnahme von Eisen begünstigt.
Erkältungsmedikamente, die in der Schwangerschaft erlaubt sind
Helfen all diese Hausmittel nicht, dürfen Sie auch bestimmte Medikamente wie Paracetamol (Dafalgan, Panadol, Ben-u-ron) zur Fiebersenkung, nehmen. Nehmen Sie aber grundsätzlich nie ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt Medikamente ein.
Schmerzmittel und Fiebersenker wie Ibuprofen und Diclofenac dürfen nur in den ersten beiden Schwangerschaftsdritteln eingenommen werden, da es im letzten Trimenon ansonsten zu einem vorzeitigen Verschluss des Ductus Botalli am Herzen des Kindes kommt.
Abschwellende Substanzen zum Einnehmen (Ephedrin, Phenylephrin) können die Plazentaschranke überwinden und auch in die Muttermilch übergehen und sollten während Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet werden. Bei Schwangeren kann zusätzlich die Durchblutung der Plazenta behindert werden.
Nasentropfen oder -sprays mit den Inhaltsstoffen Oxymetazolin (Nasivin /Nasivin - pur, VICKS Sinex), Xylometazolin ( Xylo-Mepha, Otrivin, Nasben, Triophan), Tetryzolin (Rhinopront Top) sind kurzfristig auch in der Schwangerschaft bei Schnupfen erlaubt. Ungünstiger wäre auf jeden Fall, wenn Sie durch die verstopfte Nase zu wenig Sauerstoff aufnehmen können. Das kann Ihr Baby eventuell mehr beeinträchtigen als die minimalen Nebenwirkungen eines Medikaments. Am besten versuchen Sie zunächst ein Nasenspray in der verdünnten Konzentration für Säuglinge. Sprays sind besser als Nasentropfen, weil die Tropfen nicht selten in den Hals hinablaufen.
Was tun bei Husten in der Schwangerschaft?
Husten in der Schwangerschaft bereitet allen werdenden Müttern Sorge. Aber keine Angst: Hustenstösse sind für Ihr Baby nicht gefährlich. Das Fruchtwasser umgibt Ihr Baby und fängt alle Erschütterungen zuverlässig ab. Das Kind nimmt höchstens ein Schaukeln wahr. Zudem können die Krankheitserreger von Erkältung & Co. nicht bis zu dem Ungeborenen vordringen. Und eine Wehenanregung ist nur möglich, wenn durch andere Faktoren ein Frühgeburtsrisiko besteht.
Husten ist eigentlich ein sinnvoller Schutzmechanismus, um Schleim aus den Lungen zu entfernen. Wenn irgendwie möglich, sollte man ihn deshalb nicht unterdrücken. Aber er kann schlafraubend und lästig, mitunter sogar schmerzhaft sein. Da wünscht man sich ein Mittel, das schnell Abhilfe schafft. Da jedoch viele Medikamente Auswirkungen auf das ungeborene Kind haben, ist beim Husten in der Schwangerschaft Vorsicht geboten.
Bei starkem Husten kann zunächst einmal mit Inhalieren und viel Flüssigkeit eine Schleimlösung erreicht werden. Empfehlenswert in der Schwangerschaft ist ein Thymian-Hustensirup (Weleda Husten Elixir) oder ein Efeu-Präparat (Prospan). Auch Einreibungen mit einer Brustsalbe mit ätherischen Ölen wie Thymian und Majoran können Linderung bringen. Ein heisser Kartoffelwickel gibt tiefgehende Wärme und kann so den Hustenreiz dämpfen.
Ist das erfolglos, kann ein sogenanntes Mukolytikum eingenommen werden, wie Acetylcystein (Fluimucil), Ambroxol (Mucosolvon) und Bromhexin (Bisolvon). Dies am besten am Morgen, damit der verflüssigte Schleim abgehustet werden kann.
Gegen den Hustenreiz sind zunächst Weleda Pertudoron Tropfen oder, wenn das nicht hilft, Dextromethorphan (Dextromed, Calmesin Mepha, Bexin, Calmerphan-L) unter ärztlicher Aufsicht zu empfehlen.
Was bei Halsschmerzen in der Schwangerschaft hilft
Halsschmerzen werden am besten mit viel heissem Tee aus Anis, Kamillenblüten, Pfefferminzblättern und unterstützend dazu mit Lutschbonbons lokal (Kamille-, Glycerin- oder Salbeipastillen oder Echinadoron Lutschtabletten mit niedrig dosiertem Echinacea-Extrakt) und einem wärmenden Schal gelindert. Da Pfefferminz den Reflux fördert, eignet sich dieser Tee aber nur kurzfristig, nicht mehr als eine Woche.
Heisse Milch mit Honig und Gurgeln mit einer Lösung von Benzydamin, Chlorhexidin oder Dequalinumchloridum tun wohl. Cetylpyridinumchlorid oder Hexetidin hilft auch manchmal. Wohltuend ist auch eine Inhalation mit Kochsalz: Durch das Einatmen des Wasserdampfes werden die Schleimhäute befeuchtet und der Schleim löst sich.
Vorsicht bei diesen Wirkstoffen!
Codein sollten Schwangere nicht einnehmen: Es steht im Verdacht, in der Frühschwangerschaft Fehlbildungen auszulösen – ausserdem kann es Verstopfung als Nebenwirkung auslösen. Auch Huflattich-Drogen sind wegen ihres Gehaltes an Pyrrolizidinalkaloiden kontraindiziert und Fenchelöl hat eine möglicherweise fehlgeburtenfördernde Wirkung. Auch auf Jodsalze zur Schleimlösung sollte in der Schwangerschaft verzichtet werden, weil sie die fetale Schilddrüse in ihrer Entwicklung behindern können.