Ein Alarmzeichen unter der Geburt: Mekonium im Fruchtwasser

Neugeborenes auf der Hand der Mutter
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Besteht der Verdacht auf eine fetale Mangelversorgung werden Ihnen Hebamme und Frauenarzt oder Frauenärztin vorschlagen, zunächst die Fruchtblase zu sprengen (Amniotomie), wenn der Blasensprung noch nicht von selbst erfolgt ist.

Dann kann man an der Farbe des Fruchtwassers beurteilen, ob das Baby schon in der Gebärmutter Kindspech (Mekonium) ausgeschieden hat. Normalerweise ist das Fruchtwasser einer Schwangeren klar. Besonders bei sehr langen Geburten (wie durch Wehenschwäche oder Geburtsstillstand), also einer Stresssituation für das Kind mit schlechter Sauerstoffversorgung, wird der Darm weniger durchblutet. Das verursacht verstärkte Darmbewegungen und die Erschlaffung des Schliessmuskels. Ein vorzeitiger Abgang des Darminhalts mit Grünfärbung des Fruchtwassers kann also ein Hinweis sein auf "fetal distress", d.h. dem Kind geht es nicht mehr so gut.

Mekonium im Fruchtwasser kann aber auch bei Babys beobachtet werden, die nicht unter fetal distress leiden, besonders, wenn sie nach dem erwarteten Termin geboren werden (Übertragung). Ca. 13 % der Babys scheiden während der Wehen Kindspech ins Fruchtwasser aus, aber nur wenige davon leiden wirklich unter einer Mangelversorgung. Immer wieder kommt es vor, dass Babys durch den Stress der Geburt ihren Darm entleeren, der Kopf sich aber bereits im Geburtskanal befindet und so nicht mehr in Kontakt mit dem Mekonium kommt.

Gefährlich wird es erst, wenn das Baby das Kindspech verschluckt oder einatmet. Dann kann es zum Mekoniumaspirations-Syndrom (MAS) kommen - eine gefürchtete Komplikation in der Geburtshilfe. Bei Verdacht auf fetal distress muss deshalb das Fruchtwasser auf Spuren von Mekonium untersucht werden.

Die Risikofaktoren für ein MAS sind:

  • Vorgeburtliche Infektionen des Kindes

  • Vorgeburtliche Wachstumsstörungen des Kindes

  • Fehlbildungen der Nabelschnur

  • Chronische Erkrankungen der Schwangeren, z.B. Diabetes mellitus und Bluthochdruck

  • Zigarettenrauchen, Alkoholmissbrauch oder Drogenkonsum der Mutter   

Bei Verdacht auf eine Mekonium-Aspiration wird man zunächst versuchen, so viel Mekonium wie möglich aus Mund und Rachen des Kindes abzusaugen. Meist normalisieren sich Atmung und Muskelspannung hierdurch. Das Neugeborene wird zwar noch weiterhin engmaschig überwacht, kann aber als gesund betrachtet werden.

Ansonsten kann eine Spülung der Bronchien mit verdünntem Surfactant erfolgen, das die Lungenfunktion des Babys unterstützt. In schweren Fällen muss intensivmedizinisch behandelt werden, um Komplikationen wie Lungenentzündungen oder Belüftungsstörungen der Lunge zu verhindern.

Letzte Aktualisierung: 08.04.2020, BH