Ge­burts­still­stand

Wenn sich un­ter der Ge­burt der Mut­ter­mund nicht wei­ter öff­net, kann das ver­schie­de­ne Ur­sa­chen ha­ben.

Frau stützt sich an der Fensterscheibe ab

Bei den meis­ten Frau­en ver­läuft die Ent­bin­dung ohne Zwi­schen­fall. Kom­pli­ka­tio­nen kön­nen je­doch in kei­nem Fall hun­dert­pro­zen­tig aus­ge­schlos­sen wer­den. Sol­che Kom­pli­ka­tio­nen kön­nen auch ohne vor­her ab­seh­ba­re Ri­si­ken plötz­lich wäh­rend der We­hen auf­tre­ten. Ist der nor­ma­le Ge­burts­ver­lauf nach­hal­tig ge­stört, kann ein Ein­griff not­wen­dig wer­den, wie zum Bei­spiel der Ein­satz ei­ner ge­burts­hilf­li­chen Zan­ge, ei­ner Saug­glo­cke oder auch ein Kai­ser­schnitt.

War­um öff­net sich der Mut­ter­mund nicht wei­ter?


Wäh­rend der We­hen über­prü­fen Frau­en­arzt, Frau­en­ärz­tin oder Heb­am­me durch eine va­gi­na­le Un­ter­su­chung re­gel­mäs­sig, wie weit sich der Mut­ter­mund ge­öff­net hat. Nor­ma­ler­wei­se er­wei­tert sich der Mut­ter­mund in der Er­öff­nungs­pha­se pro Stun­de um ei­nen Zen­ti­me­ter. Die­ser Wert schwankt in­di­vi­du­ell. Bei Müt­tern, die schon ein­mal va­gi­nal ent­bun­den ha­ben, er­wei­tert sich der Mut­ter­mund meist et­was schnel­ler.

Falls sich der Mut­ter­mund nicht wei­ter öff­net, gibt es da­für nor­ma­ler­wei­se drei Er­klä­run­gen:

  • Das Baby ist zu gross oder das Be­cken der Mut­ter zu eng; es be­steht ein „re­la­ti­ves Miss­ver­hält­nis“.

  • Die Kon­trak­tio­nen im Ute­rus sind nicht stark ge­nug, um das Baby nach un­ten zu pres­sen (We­hen­schwä­che).

  • Der Kopf des Ba­bys drückt nicht ge­nü­gend auf den Mut­ter­mund, weil eine re­gel­wid­ri­ge Kinds­la­ge be­steht.

Ist das Baby zu gross?


Soll­te Ihr Baby zu gross sein, um das Be­cken oder die va­gi­na­le Öff­nung ein­fach und si­cher zu pas­sie­ren, muss even­tu­ell ein Kai­ser­schnitt durch­ge­führt wer­den.

Ein ver­hält­nis­mäs­sig zu gros­ses Kind fin­det man nicht sel­ten bei Dia­be­ti­ke­rin­nen, wenn die Stoff­wech­sel-Ein­stel­lung in der Schwan­ger­schaft nicht im­mer ide­al war. Die meis­ten gros­sen Ba­bys wer­den je­doch von ganz ge­sun­den Müt­tern ge­bo­ren. Als gross gel­ten Ba­bys mit ei­nem Kör­per­ge­wicht über 4 bis 4,5 kg.

Noch wich­ti­ger als al­lein die Grös­se Ih­res Ba­bys ist je­doch für den Ver­lauf der Ge­burt, wie gross Ihr Be­cken und wie stark die Kon­trak­tio­ne­nen sind. Des­halb ist es mög­lich, dass bei klei­nen, zier­li­chen Frau­en mit gros­sen Ba­bys die Ge­burt pro­blem­los ver­läuft, wäh­rend gros­se Frau­en mit re­la­tiv klei­nen Ba­bys Schwie­rig­kei­ten ha­ben. Die­ses Phä­no­men nennt sich re­la­ti­ves Miss­ver­hält­nis.

Ab­schät­zen lässt sich dies am bes­ten, in­dem man den Ver­lauf der We­hen und der Ge­burt ge­nau be­ob­ach­tet. Dazu über­prü­fen die Heb­am­me, der Frau­en­arzt oder die Frau­en­ärz­tin durch Ab­tas­ten, wie weit sich der Mut­ter­mund ge­dehnt hat und wie weit der Kopf des Ba­bys in das Be­cken ragt. In der Er­öff­nungs­pha­se kann der Frau­en­arzt, die Frau­en­ärz­tin zur Ver­stär­kung der We­hen ei­nen Tropf mit Oxy­to­zin (We­hentropf) le­gen, wenn ab­ge­se­hen von ei­nem lang­sa­men Ge­burts­ver­lauf oder schwa­chen Kon­trak­tio­nen al­les sonst nor­mal ver­läuft. Wenn je­doch 2 bis 4 Stun­den spä­ter kein wei­te­rer Fort­schritt er­zielt wur­de, wird mög­li­cher­wei­se zu ei­nem Kai­ser­schnitt als si­chers­te Ent­bin­dungs­art ge­ra­ten.

Zu­sätz­lich kann die ge­burts­hilf­li­che Zan­ge oder Saug­glo­cke ein­ge­setzt wer­den, wenn der Kopf zwar in das Be­cken ein­ge­tre­ten ist, sich aber nicht mehr wei­ter be­wegt. Solch ein in­stru­men­tel­ler Ein­griff wird aber erst durch­ge­führt, wenn der Mut­ter­mund voll­stän­dig er­öff­net ist.

Ist das Be­cken zu eng?


Auch die wer­den­de Mut­ter kann durch kör­per­li­che Be­son­der­hei­ten Kom­pli­ka­tio­nen un­ter der Ge­burt ver­ur­sa­chen. Da­durch kann es even­tu­ell zu ei­nem Ge­burts­still­stand kom­men. Die Ge­burt muss dann wie bei der ge­burts­wid­ri­gen Kinds­la­ge ein­ge­lei­tet bzw. ein ge­burts­hilf­li­cher Ein­griff vor­ge­nom­men wer­den (Saug­glo­cke, Zan­gen­ge­burt, Kai­ser­schnitt).

Ge­burts­hin­der­nis­se sind zum Bei­spiel:

  • En­ges oder ver­form­tes knö­cher­nes Be­cken oder re­la­ti­ves Miss­ver­hält­nis: Wenn die Grös­se des Kop­fes Ih­res Ba­bys und Ihre Be­cken­form nicht über­ein­stim­men (zum Bei­spiel wenn Ihr Be­cken zu klein für den Kopf Ih­res Ba­bys ist), nennt man das „re­la­ti­ves Miss­ver­hält­nis“. Ur­sa­che kön­nen z.B. ein frü­he­rer Be­cken­bruch oder ein ge­stör­tes Kno­chen­wachs­tum durch eine Er­kran­kung im Kin­des­al­ter sein. In sel­te­nen Fäl­len sind schma­le Be­cken­kno­chen auch ge­ne­tisch be­dingt. Die meis­ten Müt­ter, bei de­nen sich wäh­rend der We­hen her­aus­stellt, dass ein re­la­ti­ves Miss­ver­hält­nis vor­liegt, ha­ben al­ler­dings ein durch­aus nor­mal gros­ses Be­cken und ein nor­mal gros­ses Baby. Es ist dann nur so, dass ein un­güns­ti­ges Ver­hält­nis zwi­schen der Grös­se des Be­ckens und der des Ba­bys be­steht. Das kann den Durch­tritt durch den Ge­burts­ka­nal be­hin­dern und zu­dem die Ver­sor­gung des Ba­bys ge­fähr­den. In sol­chen Fäl­len kann ein Kai­ser­schnitt not­wen­dig wer­den, da eine nor­ma­le Ent­bin­dung ge­fähr­lich oder gar un­mög­lich wäre. Wenn sich das Baby schon weit ge­nug un­ten im Ge­burts­ka­nal be­fin­det, sich aber nicht mehr wei­ter be­wegt, kön­nen Zan­ge oder Saug­glo­cke ein­ge­setzt wer­den. Saug­glo­cke oder Zan­ge wer­den even­tu­ell auch dann ver­wen­det, wenn der Kopf des Ba­bys mit­ten im Be­cken ste­cken bleibt. Ein er­fah­re­ner Ge­burts­hel­fer kann den Kopf da­mit so dre­hen, dass die Ge­burt doch noch mög­lich wird. Al­ter­na­tiv wird ein Kai­ser­schnitt vor­ge­nom­men.

  • Ein Be­cken­tu­mor oder eine Zys­te in den Ei­er­stö­cken.

  • Pro­ble­me mit der Ge­bär­mut­ter, dem Mut­ter­mund oder der Schei­de.

Liegt das Kind falsch?


Die meis­ten Ba­bys wer­den mit dem Kopf zu­erst ge­bo­ren, sel­te­ner kommt es mit dem Steiss zu­erst zur Welt (sog. Be­cken­end­la­ge). Noch sel­te­ner kommt es vor, dass das Baby in ei­ner un­ge­wöhn­li­chen oder un­güns­ti­gen Po­si­ti­on liegt. Solch eine re­gel­wid­ri­ge Kinds­la­ge kann eine va­gi­na­le Ge­burt schwie­rig oder gar un­mög­lich ma­chen.

Zwei Drit­tel al­ler Ba­bys ha­ben sich bis zur 32. Schwan­ger­schafts­wo­che in der Ge­bär­mut­ter mit dem Kopf nach un­ten ein­ge­rich­tet. Nach 36 Wo­chen lie­gen schon 95 % in der Schä­del­la­ge. Der Grund: Ge­säss und Bei­ne ha­ben mehr Be­we­gungs­be­darf und neh­men mehr Platz ein als der Kopf. Da­her lie­gen die­se im obe­ren, wei­te­ren Be­reich der Ge­bär­mut­ter. Das Kind steht prak­tisch auf dem Kopf im klei­nen Be­cken der Mut­ter, so­dass der Schä­del den Weg durch den Ge­burts­ka­nal für den klei­nen Kör­per bah­nen kann. Der Kopf des Kin­des kann sich durch sei­ne wei­chen, bin­de­ge­we­bi­gen Näh­te (Fon­ta­nel­len) ver­klei­nern und der Form des müt­ter­li­chen Be­ckens und dem en­gen Ge­burts­ka­nal an­pas­sen. Nor­mal ist da­bei die vor­de­re Hin­ter­hauptsla­ge, bei der der Kopf­um­fang den kleins­ten Durch­mes­ser hat.

Bis zur Ge­burt än­dert sich an die­ser Sta­tis­tik nicht mehr viel: Dann lie­gen 96% der Kin­der in der Kopf­la­ge, 3% in der Be­cken­end­la­ge (Steiss­la­ge) und 1% in der Quer- oder Schräg­la­ge.

Die so­ge­nann­ten La­ge­ano­ma­li­en:

  • die Steiss­la­ge, bei der die Füs­se oder das Ge­säss nach un­ten aus­ge­rich­tet sind und bei der Ge­burt als ers­tes er­schei­nen. Rund 2 bis 4 % der Ba­bys be­fin­den sich am Ende der Schwan­ger­schaft in der Steiss­la­ge. Falls Ihr Baby sich bis zur 36. Wo­che noch nicht in die Schä­del­la­ge ge­dreht hat, kann Ih­nen Ihr Frau­en­arzt, Ihre Frau­en­ärz­tin oder Ihre Heb­am­me zu ei­ner äus­se­ren Wen­dung ra­ten, bei der man das Baby durch vor­sich­ti­gen Druck auf Ih­ren Bauch zu dre­hen ver­sucht.

  • Quer­la­ge, bei der das Baby quer (ho­ri­zon­tal) in der Ge­bär­mut­ter liegt. Bei der Ent­bin­dung wür­de eine der bei­den Schul­tern als ers­tes er­schei­nen. Zu­dem kann die Na­bel­schnur in die Schei­de vor­fal­len, und wenn sie ein­ge­klemmt wird, kann die Sauer­stoff­ver­sor­gung des Ba­bys ge­fähr­det sein. Ba­bys, die in Quer- oder Schräg­la­ge lie­gen, wer­den fast im­mer per Kai­ser­schnitt ent­bun­den.

  • Ähn­lich ver­hält es sich mit der Schräg­la­ge, bei der das Baby schräg in der Ge­bär­mut­ter liegt. Kann das Baby nicht in eine Längs­po­si­ti­on ge­bracht wer­den, ist ein Kai­ser­schnitt un­um­gäng­lich.

Ein we­nig an­ders sieht es aus, wenn sich das Baby zwar in der Schä­del­la­ge be­fin­det,  aber der Kopf nicht zum Brust­bein hin ge­beugt ist, z.B. in der Vor­der­hauptsla­ge, Stirn­la­ge oder Ge­sichts­la­ge. Das nennt man Hal­tungs­ano­ma­lie. Durch die un­güns­ti­ge­re Hal­tung kann der Kopf­um­fang um bis zu 4 cm grös­ser wer­den - ent­spre­chend schwie­ri­ger die Ge­burt.

Letzte Aktualisierung: 08.04.2020, BH

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