Wie­der­hol­te Fehl­ge­bur­ten

Wie hoch ist die Wahr­schein­lich­keit, nach ei­ner oder meh­re­ren Fehl­ge­bur­ten eine Schwan­ger­schaft aus­zu­tra­gen?

Frau sitzt auf dem Sofa und hält sich den Bauch
©
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Etwa 7-10 % al­ler Schwan­ger­schaf­ten en­den als Fehl­ge­burt, meist in­ner­halb der ers­ten zwölf Schwan­ger­schafts­wo­chen. 

Ab wann spricht man von "wie­der­hol­ten" Fehl­ge­bur­ten?


In sel­te­nen Fäl­len (1-2% al­ler Schwan­ger­schaf­ten) ha­ben Frau­en wie­der­hol­te Fehl­ge­bur­ten, d.h. zwei oder mehr. Wenn alle bis­he­ri­gen Schwan­ger­schaf­ten in ei­ner Fehl­ge­burt en­de­ten, spre­chen die Fach­leu­te von "pri­mä­ren re­zi­di­vie­ren­den Fehl­ge­bur­ten", wenn es eine oder meh­re­re aus­ge­tra­ge­ne Schwan­ger­schaf­ten gab von "se­kun­dä­ren re­zi­di­vie­ren­den Fehl­ge­bur­ten".

Frü­her wur­de da­für der Be­griff ha­bi­tu­el­ler ("ge­wohn­heits­mäs­si­ger") Ab­ort ver­wen­det, der aber in­so­weit un­zu­tref­fend ist, da min­des­tens 60 – 70 % al­ler Frau­en mit drei Fehl­ge­bur­ten hin­ter­ein­an­der beim dar­auf­fol­gen­den Ver­such eine Schwan­ger­schaft aus­tra­gen kön­nen. Heu­te ver­wen­det man eher den Be­griff re­pe­ti­ti­ver Ab­ort.

Der Schock über den er­neut un­glück­li­chen Aus­gang der Schwan­ger­schaft führt zu vie­len Fra­gen: Was wa­ren die Ur­sa­chen der Fehl­ge­burt? Habe ich et­was falsch ge­macht? Und was kann ich in Zu­kunft bes­ser ma­chen?

Wie sind die Chan­cen bei der nächs­ten Schwan­ger­schaft?


  • Frau­en mit ei­nem ge­sun­den Kind und bis­her
    - kei­ner Fehl­ge­burt: 12 % Fehl­ge­burts­ri­si­ko in der nächs­ten Schwan­ger­schaf-
    - ei­ner Fehl­ge­burt: 24 % Fehl­ge­burts­ri­si­ko in der nächs­ten Schwan­ger­schaft
    - zwei Fehl­ge­bur­ten: 26 % Fehl­ge­burts­ri­si­ko in der nächs­ten Schwan­ger­schaft
    - drei Fehl­ge­bur­ten: 32 % Fehl­ge­burts­ri­si­ko in der nächs­ten Schwan­ger­schaft

  • Frau­en, die noch kein ge­sun­des Kind ge­bo­ren ha­ben und
    - zwei oder mehr Fehl­ge­bur­ten: 40 - 45 % Fehl­ge­burts­ri­si­ko in der nächs­ten Schwan­ger­schaft

Mög­li­che Ur­sa­chen wie­der­hol­ter Fehl­ge­bur­ten


Tat­säch­lich sind wie­der­hol­te Fehl­ge­bur­ten bei den meis­ten Frau­en ein­fach durch sta­tis­ti­sche Wahr­schein­lich­keit oder Pech be­dingt. In den al­ler­meis­ten Fäl­len kann kei­ne zu­grun­de­lie­gen­de Ur­sa­che ver­ant­wort­lich ge­macht wer­den.

Es gibt aber Ge­ge­ben­hei­ten, die das Ri­si­ko für eine Fehl­ge­burt - meist nur leicht - er­hö­hen kön­nen. Eine wich­ti­ge Ur­sa­che für wie­der­hol­te Fehl­ge­bur­ten ist das Al­ter der Frau. Das Ri­si­ko steigt ab 35 Jah­ren leicht, ab 40 Jah­ren deut­lich an. Auch Stress, per­sön­lich oder be­ruf­lich, fin­det sich häu­fig bei Frau­en mit meh­re­ren Fehl­ge­bur­ten, auch wenn es kei­nen Be­weis für Stress als di­rek­te Ur­sa­che für Ab­or­te gibt. Rau­chen ist ein mo­de­ra­ter Ri­si­ko­fak­tor. Über­mäs­si­ger Al­ko­hol­kon­sum ist zwar nur ein mög­li­cher Ri­si­ko­fak­tor für Schwan­ger­schafts­ver­lust, aber ein be­wie­se­ner Ri­si­ko­fak­tor für die nor­ma­le kind­li­che Ent­wick­lung (fe­ta­les Al­ko­hol­syn­drom). Über­ge­wicht und deut­li­ches Un­ter­ge­wicht kön­nen ei­nen ne­ga­ti­ven Ein­fluss auf den Schwan­ger­schafts­ver­lauf ha­ben. 

Es kann aber sel­ten auch me­di­zi­ni­sche Grün­de für wie­der­hol­te Fehl­ge­bur­ten ge­ben, wes­halb eine ge­naue­re Ab­klä­rung bei mehr als zwei Fehl­ge­bur­ten durch­aus sinn­voll sein kann: Viel­leicht hat ein El­tern­teil eine Ver­an­la­gung zu Chro­mo­so­men­stö­run­gen, die sich erst beim Nach­wuchs be­merk­bar macht (so­ge­nann­te ba­la­cier­te Trans­lo­ka­ti­on), oder bei der wer­den­den Mut­ter be­steht eine Er­kran­kung, die Fehl­ge­bur­ten be­güns­tigt, z.B. eine Fehl­bil­dung der Ge­bär­mut­ter, Myo­me, eine Zer­vi­x­in­suf­fi­zi­enz (Mut­ter­mund­schwä­che) oder hor­mo­nel­le Stö­run­gen. Eine Schild­drü­sen­er­kran­kung kann eben­falls eine Ur­sa­che für die Fehl­ge­bur­ten sein. Thy­reoidea-sti­mu­lie­ren­des Hor­mon (TSH) und Thy­re­oper­oxi­da­se(TPO)-An­ti­kör­per soll­ten un­ter­sucht wer­den.  

Auch eine Nei­gung zu win­zi­gen Blut­ge­rinn­seln, z.B. beim An­ti­phos­pho­li­pid-Syn­drom  wird als Er­klä­rung ge­ge­ben. Ein Scree­ning auf An­ti­phos­pho­li­pid(aPL)-Syn­drom (Lu­pus-An­ti­ko­agu­lanz, LA und An­ti­car­dio­li­pin-An­ti­kör­per) wird des­halb nach zwei Ab­or­ten emp­foh­len.

Was kann man aus­ser­dem vor­sorg­lich tun?


Mit ent­spre­chen­der Be­hand­lung (z.B. Aus­gleich der Hor­mon­spie­gel oder Gabe ei­nes blut­ver­dün­nen­den Me­di­ka­ments wie Ace­tyl­sa­li­cyl­säu­re und He­pa­rin) und kon­se­quen­ter Über­wa­chung ha­ben auch Frau­en mit wie­der­hol­ten Fehl­ge­bur­ten gute Aus­sich­ten auf eine er­folg­rei­che nach­fol­gen­de Schwan­ger­schaft. Dar­über­hin­aus ist ein Rauch­stopp und eine Ein­schrän­kung des Al­ko­hol­kon­sums zu emp­feh­len. Ge­wichts­re­duk­ti­on ver­bes­sert nach­ge­wie­se­ner­mas­sen die Frucht­bar­keit und auch in ge­wis­ser Wei­se den Schwan­ger­schafts­ver­lauf; ein nor­ma­ler BMI soll­te da­her an­ge­strebt wer­den.

Letzte Aktualisierung: 14.09.2022, BH

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