Zikavirus-Infektion in der Schwangerschaft

Was müssen Schwangere in Mitteleuropa über diese Infektion in Südamerika wissen?

Moskito

Die WHO hat wegen des Zika-Virus-Ausbruchs in Südamerika, der für eine Häufung von Schädelfehlbildungen bei Neugeborenen verantwortlich sein soll, den internationalen Gesundheitsnotstand erklärt. Was bedeutet das für Schwangere in der Schweiz?

Die gute Nachricht zuerst: Es besteht für werdende Mütter in der Schweiz kein Grund zur Besorgnis!

Das Zika-Virus kann nicht ohne weiteres von Mensch zu Mensch weitergegeben werden. Zwar ist eine Übertragung über Blut und Geschlechtsverkehr offenbar möglich, doch für die massenweise Ausbreitung sind bestimmte Mückenarten als Überträger notwendig, die in Mitteleuropa nicht heimisch sind. Selbst wenn Reisende die Mücken, die Viren und damit auch die Krankheit aus den Tropen in ihre Heimat mitbringen, reiche die kleine Menge definitiv nicht aus, um bei den aktuell herrschenden Temperaturen ein ernsthaftes Risiko zu bilden, sagen Experten.

  • Einstweilen sollten Schwangere von Reisen in Ausbruchsgebiete (Brasilien, Lateinamerika und Karibik) absehen, wie das schweizerische Expertenkomitee für Reisemedizin empfiehlt.

  • Frauen im gebärfähigen Alter sollten eine Schwangerschaft bis einen Monat nach ihren Ferien vermeiden.

  • Schwangere, die schon in diesen Ländern sind, sollten bei den an sich harmlosen Symptomen wie leichtes Fieber, Hautrötungen und Kopfschmerzen einen Arzt aufsuchen.

  • Ausserdem gilt: Hautbedeckende Kleidung, Kopfbedeckung tragen, mit Moskito-Spray einsprühen und in Hotels die Fenster geschlossen halten bzw. unter einem Moskitonetz schlafen.

Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) bietet eine Übersicht über die wichtigsten Gesundheitsempfehlungen für Reisende mit entsprechenden Links an.

Mehr Infos:


Zika ist ein Virus, das durch den Biss einer infizierten ägyptischen Tigermücke (Aedes aegypti) übertragen wird. Es verursacht nur bei einem Viertel der Angesteckten harmlose Beschwerden wie Hautausschlag, mäßiges Fieber, Kopf- und Gelenkschmerzen oder eine Bindehautentzündung.

Im Oktober 2015 schlugen die Gesundheitsbehörden in Südamerika Alarm. Sie beobachteten eine dramatische Häufung von Schädelfehlbildungen bei Neugeborenen. Die Kinder kommen mit kleineren Schädeln und kleineren Gehirnen (Mikrozephalie) zur Welt und sind dadurch schwer behindert. In Brasilien gibt es mittlerweile Tausende von Verdachtsfällen von Mikrozephalie bei Babys.

Bisher sind nur knapp über 400 dieser Fälle sicher als Mikrozephalus bestätigt, der Rest ist fraglich. Ein eher kleiner Kopf kann nämlich auch familiär bedingt sein und muss keinen Krankheitswert haben. Stellt sich aber tatsächlich heraus, dass sowohl knöcherner Schädel als auch Gehirn fehlgebildet sind, gibt es viele andere mögliche Ursachen, z.B. eine vorgeburtliche Röteln-Infektion, komplizierte Fehlbildungs-Syndrome oder einfach nur Mangelernährung. In Brasilien werden jährlich 3 Millionen Babys geboren. Statistisch ist zu erwarten, dass darunter ca. 3000 mit Mikrozephalie sind - auch ohne Zika-Virus.

Bei 17 Frauen bzw. ihren Neugeborenen konnte inzwischen nachgewiesen werden, dass sie sich während der Schwangerschaft mit Zika infiziert und das Virus über die Plazenta an ihr Kind übertragen hatten. Jedenfalls konnten Zika-Viren im Gehirn von Kindern mit Mikrozephalie nachgewiesen werden. Eine neue Untersuchung hat jetzt auch Zika-Viren im Fruchtwasser von zwei erkrankten Schwangeren gefunden, die beide ein Kind mit Mikrozephalie gebaren (Stand Februar 2016). Aber nicht bei jedem Kind, dessen Mutter in der Schwangerschaft eine Zika-Virus-Infektion durchgemacht hat, kommt es zu Fehlbildungen.

Forscher um Dr. Guilherme Calvet von der Universität in Rio de Janeiro konnten bei zwei 27 und 35 Jahre alten Schwangeren das Virus im Fruchtwasser nachweisen. Beide Frauen gebaren Kinder mit der Malformation (Lancet Infect Dis 2016, online 17. Februar).

Inzwischen gibt es Hinweise, dass die Krankheit auch gravierende neurologische Komplikationen bei Erwachsenen nach sich ziehen könnte: Die Zahlen des potenziell tödlich verlaufenden Guillain–Barré-Syndroms, das mit Lähmungserscheinungen verbunden ist und auch Männer betrifft, ist in den Zika-betroffenen Gebieten ebenfalls auffällig gestiegen.

Experten rechnen damit, dass die Krankheit sich erst einmal rasant weiter auf dem südamerikanischen Kontinent ausbreiten wird. Dann werde die Epidemie sich von alleine eindämmen. Der Grund: Zur Zeit ist noch kaum jemand immun gegen das Virus. Sobald genügend Menschen nach durchgemachter Krankheit eine Immunität aufgebaut haben, wird das Virus nach und nach ungefährlich. Dann greift der sogenannte Herdenschutz, von dem jene Menschen – auch Ungeborene – profitieren, die selbst nicht immun sind. Die Epidemie dämmt sich von selbst ein.

Letzte Aktualisierung: 15.08.2022, swissmom-Redaktion