Wil­de Blat­tern (Wind­po­cken) in der Schwan­ger­schaft

Wind­po­cken wer­den ei­gent­lich als re­la­tiv harm­lo­se Kin­der­krank­heit an­ge­se­hen, kön­nen in der Schwan­ger­schaft aber ge­fähr­lich sein.

Schwangere fasst sich an den Unterbauch und Hals
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Die meis­ten Men­schen wis­sen nicht, dass Wind­po­cken für Schwan­ge­re, die noch kei­ne Wind­po­cken durch­ge­macht ha­ben, ge­fähr­lich sein kön­nen. Wenn Sie aber ge­nau wis­sen, dass Sie schon ein­mal Wind­po­cken ge­habt ha­ben, brau­chen Sie sich kei­ne Sor­gen mehr zu ma­chen! Die fol­gen­den Aus­füh­run­gen gel­ten nur für den Fall, dass Sie noch nicht im­mun ge­gen Wind­po­cken sind - und das sind nur ca. 5% al­ler Frau­en.

Wind­po­cken in der Schwan­ger­schaft


Er­kran­ken Frau­en wäh­rend der Schwan­ger­schaft zum ers­ten Mal an Va­ri­zel­len, weil sie sich bei ei­nem er­krank­ten Kind oder ei­nem Er­wach­se­nen mit Gür­tel­ro­se an­ge­steckt ha­ben, ist der Ver­lauf meist we­sent­lich schwer­wie­gen­der als bei ei­ner In­fek­ti­on im Kin­des­al­ter und kann so­gar eine Lun­gen­ent­zün­dung und schlimms­ten­falls eine Wind­po­cken-Hirn­in­fek­ti­on zur Fol­ge ha­ben. Sie macht sich durch Kopf­schmer­zen und Be­nom­men­heit be­merk­bar.

Wenn Sie sich vor der 24. Schwan­ger­schafts­wo­che mit wil­den Blat­tern (Wind­po­cken, Feucht­blat­tern, spit­ze Blat­tern oder Va­ri­zel­len) in­fi­zie­ren, kann dies zu ei­ner Fehl­ge­burt oder bei Ih­rem Baby sehr sel­ten (in ca. 1-2% der Fäl­le) zum so­ge­nann­ten an­ge­bo­re­nen Va­ri­zel­len­syn­drom (CVS) mit Fehl­bil­dun­gen ins­be­son­de­re der Glied­mas­sen, der Au­gen (Lin­sen­trü­bung), des Ge­hirns und der Haut. Das gröss­te Ri­si­ko be­steht bei ei­ner In­fek­ti­on in der 13.-20. Schwan­ger­schafts­wo­che. Nach der 24. SSW ist das Va­ri­zel­len­syn­drom kaum mehr zu be­fürch­ten. 

Wind­po­cken um die Ge­burt her­um


Er­kran­ken Sie zwi­schen dem 4. Tag vor und dem 2. Tag nach der Ent­bin­dung an wil­den Blat­tern, wird sehr wahr­schein­lich auch Ihr Baby an­ge­steckt, da es noch nicht durch Ihre über­tra­ge­nen An­ti­kör­per ge­schützt ist. Die­se Er­kran­kung kann für Ihr Neu­ge­bo­re­nes le­bens­be­droh­lich wer­den und muss sehr gut be­han­delt wer­den. Ein Er­kran­kungs­be­ginn frü­her als 4 Tage vor dem Ge­burts­ter­min be­deu­tet da­ge­gen, dass Sie Ih­rem Kind die­se wert­vol­len An­ti­kör­per mit­ge­ben konn­ten; In­fek­ti­ons­wahr­schein­lich­keit und Krank­heits­ver­lauf beim Kind sind dann deut­lich ge­rin­ger.

Wie steckt man sich mit Wil­den Blat­tern an?


Die Über­tra­gung des Wind­po­cken-Vi­rus (Va­ri­zel­la-Zos­ter-Vi­rus) fin­det durch Tröpf­chen­in­fek­ti­on statt, d.h. über Na­sen- und Ra­chen­se­kret (z.B. beim Nie­sen), sel­ten aber auch über Urin oder Stuhl. Sel­te­ner kann das Vi­rus aber auch meh­re­re Me­ter Luft­di­stanz über­win­den. Eine in­fi­zier­te Per­son kann be­reits ein bis zwei Tage vor der Aus­brei­tung des Aus­schlags an­ste­ckend sein. Von der In­fek­ti­on bis zum Aus­bruch der Er­kran­kung ver­ge­hen nor­ma­ler­wei­se 11 bis 21 Tage. Die ty­pi­schen Krank­heits­zei­chen sind früh ein­set­zen­des Fie­ber und ca. 24 Stun­den da­nach ein Aus­schlag mit Pi­ckeln und Bläs­chen, der auf der Kopf­haut, im Ge­sicht oder auf den Schul­tern be­ginnt. Nach und nach brei­ten sich die ro­ten, weit ver­streut lie­gen­den Pus­teln über den gan­zen Kör­per aus, bis sie nach 2-3 Wo­chen ganz ver­schwun­den sind. Nach der Er­kran­kung be­steht le­bens­lan­ge Im­mu­ni­tät.

Und wenn man als Kind kei­ne Wind­po­cken hat­te und auch nicht ge­impft ist?


Falls Sie noch kei­ne wil­den Blat­tern hat­ten oder es nicht wis­sen und mit ei­ner in­fi­zier­ten Per­son (mit Wind­po­cken oder mit Gür­tel­ro­se) Kon­takt ha­ben oder hat­ten, in­for­mie­ren Sie am bes­ten so­fort Ih­ren Frau­en­arzt, Ihre Frau­en­ärz­tin. Sehr wich­tig ist dann eine schnel­le Ab­klä­rung des Im­mun­schut­zes, de­ren Kos­ten in ei­nem sol­chen Ri­si­ko­fall von den Kran­ken­kas­sen über­nom­men wird.

Liegt kein Im­mun­schutz vor (das ist glück­li­cher­wei­se bei nur 5% al­ler Schwan­ge­ren der Fall), kann durch die Gabe von Im­mun­glo­bu­li­nen (An­ti­se­rum) eine In­fek­ti­on me­di­ka­men­tös ver­hin­dert bzw. ab­ge­schwächt wer­den, die Be­hand­lung soll­te aber mög­lichst in den ers­ten 4 Ta­gen nach dem Kon­takt er­fol­gen (Post-Ex­po­si­ti­ons-Pro­phy­la­xe, PEP). Die­se sehr kost­spie­li­ge The­ra­pie kann aber nur die Schwan­ge­re, nicht je­doch das Un­ge­bo­re­ne vor ei­nem schwe­ren Ver­lauf schüt­zen. Emp­foh­len wird heu­te eine Be­hand­lung der Schwan­ge­ren bzw. des Neu­ge­bo­re­nen mit Aci­clo­vir.

Seit kur­zem gibt es auch eine Imp­fung ge­gen Va­ri­zel­len, die al­ler­dings nur vor und nicht wäh­rend der Schwan­ger­schaft durch­ge­führt wer­den soll­te.

Gür­tel­ro­se = Zwei­terkran­kung mit Wind­po­cken


Wenn Sie selbst wäh­rend der Schwan­ger­schaft an Gür­tel­ro­se (Her­pes Zos­ter), d.h. der Zweit­in­fek­ti­on mit dem Va­ri­zel­len­vi­rus im spä­te­ren Le­bens­al­ter, er­kran­ken, ist das für Ihr Baby un­ge­fähr­lich, weil die Vi­ren nicht in das müt­ter­li­che Blut ge­lan­gen. Er­krankt ein Er­wach­se­ner in Ih­rer Um­ge­bung an Gür­tel­ro­se, ist das je­doch für Sie als wer­den­de Mut­ter ge­nau­so ge­fähr­lich wie ein Wind­po­cken­fall.

FAQHäu­fi­ge Fra­gen zum The­ma

Wenn die Wind­po­cken­vi­ren in der ers­ten Schwan­ger­schafts­hälf­te tat­säch­lich auf Ihr un­ge­bo­re­nes Kind über­ge­hen, kann das sehr schwe­re Schä­den her­vor­ru­fen. Das ist aber sehr, sehr sel­ten! Um das sehr ge­rin­ge Ri­si­ko aus­zu­schlies­sen, emp­feh­len Fach­leu­te sorg­fäl­ti­ge Ul­tra­schall­un­ter­su­chun­gen. Aus­ser­dem …
Ja, aber auf an­de­re Art als in der ers­ten Schwan­ger­schafts­hälf­te, in der es sehr sel­ten zu an­ge­bo­re­nen Fehl­bil­dun­gen beim Kind kom­men kann. Bei ei­ner Erst­in­fek­ti­on der Schwan­ge­ren we­ni­ger als 5 Tage vor der Ge­burt kann das Neu­ge­bo­re­ne le­bens­be­droh­lich an Wind­po­cken er­kran­ken. In sol­chen Fäl­len …
Fol­gen­de Kri­te­ri­en spre­chen für eine Wind­po­cken-Er­kran­kung (wil­de Blat­tern):
Da Sie da­mals ei­nen ho­hen An­ti­kör­per-Ti­ter hat­ten, sind Sie vor ei­ner Wind­po­cken­er­kran­kung mit sehr ho­her Wahr­schein­lich­keit ge­schützt. Zweit­in­fek­tio­nen mit dem Wind­po­cken­vi­rus füh­ren dann prak­tisch aus­nahms­los zu ei­ner Gür­tel­ro­se (Her­pes Zos­ter), die für das Un­ge­bo­re­ne nicht ge­fähr­lich ist.
Letzte Aktualisierung: 08.08.2022, BH

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