Genitalherpes in der Schwangerschaft

Gefahr für werdende Mütter und ihr Baby: Experten schätzen, dass etwa 8% aller Schwangeren HSV2-positiv sind.

Schwangere mit den Händen auf dem Unterleib
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Im Gegensatz zum Herpes labialis (Fieberbläschen oder Lippenherpes, meist Herpes-simplex-Virus Typ 1), der über den Bläscheninhalt und Speichel übertragen wird, gilt der Genitalherpes (HSV Typ 2) als eine (nicht meldepflichtige) sexuell übertragbare Krankheit und wird über die Schleimhäute (Mund und Geschlechtsorgane) übertragen. Früher war Genitalherpes ausschliesslich auf das Herpesvirus vom Typ 2 zurückzuführen, in den letzten Jahren werden genitale HSV-Infektionen jedoch zunehmend auch durch das Typ-1-Virus ausgelöst.

Die Symptome beim Genitalherpes


Genitalherpes lässt sich an schmerzhaftem Ausschlag und Bläschen (Geschwüren) im Innen- und Aussenbereich der Scheide erkennen.

Warum ist die akute Infektion mit Genitalherpes in der Schwangerschaft gefährlich?


Die akute Erstinfektion mit dem HSV Typ 2 kann während der Schwangerschaft zu einer Fehlgeburt, Totgeburt oder zu schweren Fehlbildungen des Neugeborenen führen. Diese intrauterine Ansteckung über den Mutterkuchen ist jedoch äusserst selten (weniger als 5%).

Wesentlich häufiger ist eine Ansteckung des Kindes unter der Geburt. Wenn Sie zum Zeitpunkt der Geburt zum ersten Mal eine akute Infektion mit dem Herpes-simplex-Virus (HSV Typ 2) im Bereich der Scheide, des Afters, am Gesäss oder den Oberschenkeln haben, sollte deshalb ein Kaiserschnitt vorgenommen werden, um eine Ansteckung des Babys bei der Geburt zu verhindern. Akut heisst: Sie sind infiziert und haben Symptome, also Bläschen, Juckreiz und Schmerzen. Der Schutz des Kindes vor Ansteckung ist besonders wichtig, wenn dies Ihre erste Infektion ist und Ihr Körper deshalb nicht genug Zeit zur Bildung von Antikörpern hatte.

Wird eine Erstinfektion des Genitalherpes nicht ausreichend behandelt bzw. kein Kaiserschnitt durchgeführt, steckt sich das Kind in 30-50% der Fälle unter der Geburt an (Herpes neonatorum). Das kann zu einem Befall der Haut, der Augen und des Zentralnervensystems mit schweren Komplikationen wie Hirnhautentzündung (Enzephalitis) und bleibenden neurologischen Schäden führen. Eine disseminierte systemische Infektion (Neugeborenen-Sepsis) kann sogar tödlich enden.

Wie kann die Infektion behandelt werden?


Ob Genitalherpes, der nicht erst gegen Ende sondern früher in der Schwangerschaft zum ersten Mal ausbricht, behandelt werden sollte, ist umstritten. Die gängigen Virustatika sind im ersten Schwangerschaftsdrittel möglicherweise nicht ganz ungefährlich, wenn sie in Tablettenform (also oral) verabreicht werden. Zudem sind sie im Grunde nur sinnvoll, wenn sie zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt werden - möglichst schon im Vorstadium, wenn die Bläschen sich gerade ankündigen und noch nicht verkrustet sind.

Allgemein wird aber empfohlen, wenigstens in den letzten 6–8 Schwangerschaftswochen eine antivirale Therapie in Tablettenform (z.B. mit Aciclovir, Famciclovir oder Valaciclovir) durchzuführen. Für Aciclovir bestehen jahrelange Erfahrungen, nach denen ein Risiko für das Kind selbst bei Einnahme in den ersten 12 Schwangerschaftswochen nicht zu bestehen scheint. Für Famciclovir und Valaciclovir gibt es noch keine ausreichenden Daten. Sprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt, Ihrer Frauenärztin über die Möglichkeit einer Therapie, denn so kann die Gefahr eines erneuten Ausbruchs zum Zeitpunkt der Geburt verringert werden.

Was ist mit chronischem Genitalherpes bzw. einem Rezidiv?


Sind in den letzten Wochen vor dem Geburtstermin keine Symptome mehr erkennbar oder hatten Sie früher schon einmal Genitalherpes, ist die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung auf das Neugeborenen äusserst gering (weniger als 1%). Mütter mit chronischem Genitalherpes besitzen normalerweise Antikörper, die über die Plazenta auch das Baby erreichen und schützen. Eine vaginale Geburt ist dann durchaus möglich.

Die Unterscheidung zwischen Erstinfektion und Rezidiv (wiederholte Infektion, Rückfall) kann in vielen Fällen schon aufgrund der Stärke der Beschwerden getroffen werden. Die Erstinfektion ist normalerweise sehr viel schwerer und mit allgemeinen Krankheitssymptomen wie Fieber, Muskel-, Leib- und Kopfschmerzen verbunden. Ein Rezidiv dagegen kann auch an anderen Körperstellen, z.B. an den Oberschenkeln, mit Bläschen erscheinen. Doch sollte man sich allein darauf nicht verlassen. Eine Blutuntersuchung auf Antikörper kann dagegen einwandfrei feststellen, ob es sich um eine Primärinfektion handelt. 

Vorsorglich sollten schwangere Frauen, die Genitalherpes bisher noch nicht hatten, keinen ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einem HSV-positiven Partner haben.

WICHTIG: Ein Kondom schützt nicht zu 100 Prozent vor einer Übertragung, sollte aber trotzdem vorsichtshalber verwendet werden. Oralverkehr mit einem Partner, der an Lippenherpes leidet, ist zu vermeiden.

Häufige Fragen zum Thema

Das Lippenherpes- Virus (Herpes labialis) wird über Tröpfchen- und Schmierinfektion, beim Küssen, Schmusen, gemeinsamen Verwenden eines Glases oder Löffels oder Benutzen derselben Zahnbürste übertragen. Besonders ansteckend ist Herpes, wenn die mit Flüssigkeit gefüllten Bläschen gerade aufplatzen. …
Nein, das sollte er besser nicht tun, denn der Inhalt der Herpesbläschen ist beim Herpes labialis (Lippenherpes) hochinfektiös. Bei Neugeborenen und Säuglingen mit ihrem wenig ausgereiften Immunsystem kann eine Ansteckung gefährlich sein. Die Erreger können zum Beispiel Organe befallen und eine …
Wenn Sie zum Zeitpunkt der Geburt eine akute Genitalherpes-Infektion haben, wird meist eine Schnittentbindung vorgenommen, um eine Ansteckung des Kindes bei der Geburt zu verhindern. Denn eine Herpesinfektion des Neugeborenen führt zu schweren Komplikationen wie Entzündungen im Gehirn und an den …
Nein. Fieberbläschen (Herpes labialis) sind im Gegensatz zum Genitalherpes in der Schwangerschaft harmlos. Aber nach der Geburt kann das Herpesvirus durch Tröpfcheninfektion (z.B. Husten, Niesen) oder Schmierinfektion (z.B. Kontakt der Finger mit dem Bläscheninhalt und Verbreitung) auf das …
Letzte Aktualisierung: 15.10.2020, BH