Ein wenig Stress ist gut für Schwangere
Aus der Forschung
Eine Studie der US-amerikanischen John Hopkins Universität hat ergeben, dass leichter Stress während der Schwangerschaft den Reifeprozess eines Kindes fördert. Zumindest normale Ängste und Stress haben keinen negativen Einfluss auf das ungeborene Kind.
Die Forscher begleiteten 137 Frauen ab der zweiten Hälfte ihrer Schwangerschaft bis zum zweiten Geburtstag des Kindes. Werdende Mütter berichteten ab dieser Zeit von ihren Ängsten, Depressionen und Stress. 94 Kinder wurden dann bis zum zweiten Lebensjahr in ihrer geistigen und motorischen Entwicklung der Kinder bewertet. Entgegen aller Erwartungen fanden die Forscher heraus, dass Stress die Entwicklung während und nach der Schwangerschaft nicht negativ, sondern sogar positiv beeinflusst. Dafür gebe es folgende Erklärungen, so der Forschungsbericht: Frauen, die sehr viel Stress haben, produzieren mehr Cortisol, ein Hormon, das der menschliche Körper zur Entwicklung der Organe benötigt. Stress wirkt somit leistungssteigernd auf die Entwicklung der Organe des Kindes während der Schwangerschaft. Das Ergebnis der Studie ersetzt somit frühere Forschungen, die besagen, dass Stress die Entwicklung von Kindern hemme und Fehlgeburten fördere.
Untersucht wurde die Erfahrung von gestressten und ängstlichen Müttern sechs Wochen und zwei Monate nach der Geburt. Die Ergebnisse zeigen auch, dass vorgeburtlicher Mutterstress nicht das kindliche Temperament, seine Aufmerksamkeit oder sein Verhalten beeinflusst. Ausserdem verursacht Stress während der Schwangerschaft keine Hyperaktivität bei Kindern. Die Teilnehmerinnen der Studie waren meistens gut gebildete und finanziell abgesicherte Frauen, die keine klinisch diagnostizierten Probleme hatten.
Dennoch wird in der Studie nicht befürwortet, dass Frauen sich ständig Stress aussetzen sollen, da die mütterliche Erschöpfung keine gute Vorbereitung auf die Anstrengung bei der Entbindung und der Beanspruchung bei der Kindererziehung ist. In weiteren Forschungen muss nun untersucht werden, ob die Ergebnisse der Studie aus dem biologischem Wechsel während der Schwangerschaft resultieren oder genetisch bedingt sind.
Aus der Forschung: Die Studie wurde in der Mai/Juni Ausgabe des Journal of Child Development veröffentlicht: http://www.jhsph.edu