Hörstörungen bei Kindern

Wie entwickelt sich ein Kind mit einer Hörstörung, was sind die Ursachen dafür und wie kann sie behandelt werden?

Mädchen malt
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Nur wenn ein Baby Stimmen, Töne und Klänge aus der Umgebung wahrnimmt, kann es auch sprechen lernen. Denn wenn das Gehör nicht richtig funktioniert, kann das Gehörte nicht wahrgenommen und verstanden werden.

So funktioniert das Gehör


Der Schall, den Geräusche erzeugen, wird vom äusseren Gehörgang an das Trommelfell und weiter über das Mittelohr in das Innenohr geleitet. Die Schallwellen werden in Nervenreize umgewandelt und über die Aktivierung des Hörnervs wird das Gehörte ins Gehirn weitergeleitet. Damit also zum Beispiel Musik oder Sprache als solche erkannt werden kann, müssen diese Reize im Gehirn verarbeitet werden.

Was ein schlechtes Gehör für die Entwicklung bedeutet


Funktioniert das Gehör seit der Geburt nicht gut, beeinflusst dies die sprachliche Entwicklung und das Sprachverständnis. Erhält das Gehör und das Gehirn nämlich wegen einer Hörstörung in den ersten Lebensmonaten keine Anregung, fehlt ihm die Erfahrung, mit Geräuschen richtig umzugehen und selber Laute zu bilden.

Je länger die Störung unentdeckt bleibt, umso schwieriger wird es für das Kind, den Rückstand in der Sprachentwicklung aufzuholen. Die Folgen für das Sprachverständnis sind dann nur noch teilweise gut zu machen und bleiben oft ein Leben lang bestehen.

Das Hörscreening bei Neugeborenen


Das Neugeborenen-Hörscreening soll dazu beitragen, die Folgen einer kindlichen Hörstörung möglichst gering zu halten. Dabei wird in der Schweiz in den meisten Geburtskliniken eine Schallmessung im Gehörgang durchgeführt. Sollte dies nicht geschehen, kann dieser Test auch beim Kinder- und Jugendarzt oder bei einer HNO-Ärztin durchgeführt werden. Bei zwei von 1000 Neugeborenen wird mithilfe dieses Screenings eine Gehörstörung festgestellt.

Die Untersuchung ist für das Kind völlig schmerzfrei, sie kann sogar erfolgen, während das Baby schläft. 

Die Kosten für das Hörscreening (20 bis 30 CHF) sind über Grundversicherung nicht gedeckt. Dies ist auch der Grund dafür, dass das Screening in der Schweiz nach wie vor nicht flächendeckend durchgeführt wird.

Ursachen von Hörstörungen


Störungen des Gehörs können auch später erfolgen, frühgeborene Babys haben zum Beispiel ein erhöhtes Risiko dafür. Auch wenn in der Familie eine Schwerhörigkeit vorliegt, die nicht auf eine Erkrankung zurückzuführen ist, ist eine Hörstörung eher möglich. Weitere Ursachen für eine erworbene Hörstörung sind:

  • Mittelohrentzündungen

  • Medikamente: Gewisse Antibiotika, Medikamente zur Chemotherapie und Aspirin

  • Lärm

  • Zigarettenrauch

  • Kinderkrankheiten: Mumps, Masern, Röteln

Anzeichen für eine Hörstörung beim Kind


Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Kind nicht richtig hört oder dass sich seine Sprache nicht altersgemäss entwickelt, sollten sie darüber mit ihrem Kinderarzt sprechen und um eine gründliche Untersuchung bitten. Folgende Anzeichen könnten Sie feststellen:

  • Ihr Baby ist nach dem 3. Monat ein eher stilles Kind.

  • Es reagiert nicht auf neue und ungewohnte Geräusche, auch wenn dies in seinem Blickfeld liegen und laut sind.

  • Es brabbelt monoton und immer in derselben Tonlage. 

  • Ihr Kleinkind ahmt keine Laute nach, zum Beispiel das Bellen von Hunden oder die Sirene eines Polizeiautos

  • Ihr Kind spricht auffallend laut oder leise.

  • Es leidet häufig an Mittelohrentzündungen und hört während der Akutphase schlecht.

Behandlung einer Hörstörung


Je früher eine Hörstörung bekannt ist und behandelt wird, umso besser erläuft die sprachliche Entwicklung des Kindes. Werden Hörstörungen von Neugeborenen frühzeitig entdeckt, können sie heute in den meisten Fällen so wirksam behandelt werden, dass eine weitgehend normale Entwicklung des Kindes zu erwarten ist.

Weil Kinderohren noch wachsen und der Gehörgang so eng ist, kommen die unauffälligen Im-Ohr-Geräte nicht infrage. Sie tragen die Geräte hinter dem Ohr. Da sie dort gut sichtbar sind, gibt es Kinderhörgeräte in bunten Farben. Ausserdem wird das Modell so gewählt, dass es gut sitzt und nicht stört. Neue Technologien erlauben es ausserdem, dass Hörgeräte mittels Bluetooth mit verschiedenen Geräten wie Smartphones oder Fernseher verbunden werden können. Auch in der Schule können Sie mit einem System gekoppelt werden, das die Lehrperson trägt und dem Kind ermöglicht, diese besser zu verstehen.

Zu den Behandlungsmöglichkeiten gehört neben den Hörgeräten die Logopädie. Dabei erlernen hörgeschädigte Kinder die Lautsprache und das Sprachverständnis wird verbessert.

In bestimmten Fällen kann eine elektronische Hörprothese – ein Cochlea-Implantat – durch eine kleine Operation eingesetzt werden. Dieses verstärkt den Schall nicht wie ein Hörgerät, sondern sendet ihn elektrisch direkt an den Hörnerv.

Tipps für den Alltag mit einem Kind mit einer Hörstörung


  • Schauen Sie das Kind beim Sprechen an.

  • Achten Sie darauf, dass Sie immer in Hördistanz mit ihm sprechen.

  • Ermutigen Sie es, das Hörgerät zu tragen. Wird das Gerät regelmässig getragen, kann sich die Reizleitung vom Ohr zum Gehirn und auch das Hörzentrum im Gehirn besser darauf einstellen.

Aus der Forschung


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