Win­ter­fe­ri­en mit Kin­dern

Kind mit Papa im Schnee
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Für El­tern, die selbst Ski fah­ren, ist Win­ter­ur­laub das Schöns­te. Aber sind die Fe­ri­en im Schnee auch schon für die klei­nen Kin­der von Ski­fans emp­feh­lens­wert? Durch­aus, sagt die in Mün­chen be­hei­ma­te­te Stif­tung Kin­der­ge­sund­heit. Ein ech­tes Schnee­ver­gnü­gen für alle ent­ste­he al­ler­dings nur dann, wenn der Ur­laubs­ort mit Be­dacht aus­ge­sucht, der Ur­laub sorg­fäl­tig und kind­ge­recht ge­plant wird und so auch Ba­bys und Klein­kin­der auf ihre Kos­ten kom­men.

Ab wann dür­fen Kin­der Ski fah­ren?


Die Ant­wort ist ein­fach: Wenn sie sel­ber wol­len. Meist be­kom­men sie mit drei oder vier Jah­ren Lust, es den El­tern nach­zu­ma­chen, falls die Win­ter­sport­ler sind. In die­sem Al­ter ist der kind­li­che Gleich­ge­wichts­sinn be­reits aus­rei­chend ent­wi­ckelt. Vor­her soll­te man mit Ba­bys und klei­nen Kin­dern im Win­ter­ur­laub le­dig­lich spie­le­ri­sche Übun­gen im Schnee durch­füh­ren, die auf das Ski­fah­ren vor­be­rei­ten.

El­tern kön­nen selbst her­aus­fin­den, wann ihr Kind so­weit ist: Wenn es in der Lage ist, drei Se­kun­den auf ei­nem Bein zu ste­hen, ohne um­zu­fal­len, wird es sich auch auf Ski­ern bald si­cher füh­len. Aber bit­te kei­ne fal­schen Ehr­geiz, warnt die Stif­tung Kin­der­ge­sund­heit: Wenn sie über­for­dert wer­den, macht den Kin­dern der Win­ter­sport kei­nen Spass mehr.

Kin­der­ski­schu­he müs­sen pas­sen, auch wenn sie nicht bil­lig sind. Denn wenn der Schuh drückt, be­gin­nen Kin­der zu quen­geln und vor­bei ist mit dem Spass im Schnee. Bei zu gros­sen Schu­hen steigt auch das Ver­let­zungs­ri­si­ko. Es ist lei­der nicht leicht, die pas­sen­den Schu­he zu fin­den, weil be­son­ders klei­ne­re Kin­der oft gar nicht sa­gen kön­nen, ob der Schuh passt oder drückt.

Nie ohne Helm auf die Pis­te!


Klei­ne Kin­der fal­len mit ih­ren Bret­tern häu­fi­ger hin als sie fah­ren. Der Sturz auf die hart ge­walz­te Pis­te kann ganz schön weh­tun. Das Tra­gen ei­nes Ski­hel­mes kann das Ri­si­ko ei­ner ge­fähr­li­chen Kopf­ver­let­zung um bis zu 60 Pro­zent re­du­zie­ren. Der Helm soll­te un­be­dingt der EN-Norm 1077 ent­spre­chen, da die­se Mo­del­le die von der EU be­stimm­ten Min­dest­an­for­de­run­gen für Funk­tio­na­li­tät und Schutz er­fül­len. Hel­me mit dem Prüf­zei­chen EN 1078 sind le­dig­lich für Rad­fah­rer und die Be­nut­zer von Skate­boards und Roll­schu­hen ge­eig­net.

Sehr wich­tig: Der Helm muss op­ti­mal pas­sen! Ei­nen zu gros­sen Helm zu kau­fen in der An­nah­me, dass das Kind noch „hin­ein­wächst“, ist laut Stif­tung Kin­der­ge­sund­heit nicht sinn­voll. Die Kopf­grös­se von Kin­dern än­dert sich re­la­tiv lang­sam. Bis dem Kind der zu gros­se Ski­helm ir­gend­wann mal rich­tig passt, bie­tet er we­nig oder gar kei­nen Schutz, da er leicht ver­rut­schen kann. Der Helm soll­te im­mer zu­sam­men mit der ei­ge­nen Ski- und Son­nen­bril­le an­pro­biert wer­den. Auf­fäl­li­ge Far­ben ma­chen das Kind für an­de­re Ski­fah­rer gut sicht­bar.

Hel­me müs­sen nach ei­nem über­stan­de­nen Sturz er­setzt wer­den. Auch wenn äus­ser­lich kei­ne Be­schä­di­gun­gen er­kenn­bar sind, ist ihre Schutz­wir­kung stark ein­ge­schränkt.

Ist das Hö­hen­kli­ma ein Pro­blem?


Auf­ent­hal­te bis zu 1.500 Hö­hen­me­tern sind für klei­ne Kin­der kein Pro­blem: Der kind­li­che Or­ga­nis­mus passt sich so­gar leich­ter an die Kli­ma­ver­än­de­rung an als der von Er­wach­se­nen. Al­ler­dings braucht der klei­ne Kör­per auch Zeit da­für. Des­halb gilt: Je kür­zer die Win­ter­fe­ri­en sind, des­to nied­ri­ger soll­te der Ur­laubs­ort lie­gen. In der Al­pen­re­gi­on gibt es eine gros­se An­zahl von Kin­der- und Fa­mi­li­en­ho­tels, vie­le da­von mit Spe­zi­al­an­ge­bo­ten für Ba­bys.

Kin­dern mit Herz­feh­lern oder chro­ni­schen Atem­wegs­lei­den emp­fiehlt die Stif­tung Kin­der­ge­sund­heit im Win­ter von vorn­her­ein eher ei­nen Auf­ent­halt im Flach­land oder im Mit­tel­ge­bir­ge. Win­ter­fe­ri­en an Nord- und Ost­see sind für Ba­bys und Klein­kin­der we­gen des Reiz­kli­mas un­güns­tig.

Wie schützt man ein Baby vor Käl­te?


Bei Mi­nus­gra­den brau­chen Ba­bys im­mer eine gut ab­schlies­sen­de Müt­ze oder Ka­pu­ze. Kin­der ge­ben näm­lich Kör­per­wär­me schnel­ler ab als Er­wach­se­ne, vor al­lem über ih­ren ver­hält­nis­mäs­sig gros­sen Kopf.

Bei Aus­fahr­ten im Kin­der­wa­gen be­son­ders wich­tig: War­me De­cken al­lein rei­chen nicht, auch die Un­ter­la­ge muss warm ge­nug sein. Ein Fell­sack bie­tet gu­ten Schutz. Eben­falls gut iso­liert eine Cam­ping­un­ter­la­ge mit Alu­mi­ni­um­schicht un­ter der Ma­trat­ze. Kin­der, die in Tra­ge­tü­chern oder in Kän­gu­ruh­säck­chen trans­por­tiert wer­den, müs­sen be­son­ders warm an­ge­zo­gen sein.

„Kin­der wer­den aus über­trie­be­ner Vor­sicht oft viel zu warm an­ge­zo­gen“, sagt Pro­fes­sor Bert­hold Ko­letz­ko, Vor­sit­zen­der der Stif­tung Kin­der­ge­sund­heit. „Sie schwit­zen dann aber mehr und er­käl­ten sich des­halb so­gar leich­ter als nicht so warm an­ge­zo­ge­ne Kin­der“.

So­lan­ge es nicht klir­rend kalt ist, brau­chen die Kin­der eher wet­ter­fes­te und vor al­lem was­ser­un­durch­läs­si­ge Klei­dungs­stü­cke. Die Klei­dung soll­te im Üb­ri­gen nicht nur den Tem­pe­ra­tu­ren, son­dern auch dem Tem­pe­ra­ment an­ge­passt sein: Kin­der, die viel To­ben und Rau­fen, brau­chen oft nur ei­nen Ano­rak. Stil­le Ecken­ho­cker müs­sen da­ge­gen wär­mer an­ge­zo­gen wer­den.

Auch das Ein­cre­men ist wich­tig. Käl­te ent­zieht der Haut Feuch­tig­keit und der Wind trock­net sie zu­sätz­lich aus. Cremes und Sal­ben schüt­zen zwar nicht vor der Käl­te, aber sie ver­hin­dern, dass die Haut des Kin­des aus­trock­net. Emp­feh­lens­wert sind was­ser­freie Wind- und Wet­ter­schutz­cremes spe­zi­ell für Ba­bys und Klein­kin­der.

Eine wich­ti­ge Re­gel lau­tet: Hän­de, Füs­se, Nie­ren­ge­gend und Oh­ren müs­sen warm ge­hal­ten wer­den, so die Stif­tung Kin­der­ge­sund­heit. Die Füs­se sind bei Re­gen und Schnee­matsch in Gum­mi­stie­feln mit di­cken Woll­so­cken am bes­ten auf­ge­ho­ben.

Wie beugt man Er­frie­run­gen vor?


El­tern soll­ten dar­auf ach­ten, dass die Hand­schu­he aus was­ser­ab­wei­sen­dem Ma­te­ri­al sind. Für den Schutz der Hän­de eig­nen sich Fäust­lin­ge bes­ser als Fin­ger­hand­schu­he. Bei gros­ser Käl­te soll­te man im­mer wie­der nach­schau­en, wie es den Kin­der­hän­den geht. Emp­feh­lens­wert sind Hand­schu­he mit „Ver­lier­schutz“: Bei die­sen Mo­del­len hän­gen die Fäust­lin­ge an ei­nem Band, das man durch die Ja­cken­är­mel fä­delt. So ge­hen sie nicht so leicht ver­lo­ren.

Ober­fläch­li­che Er­frie­run­gen er­kennt man an der weiss­grau­en (nicht ro­ten) Far­be, zum Bei­spiel der Fin­ger­kup­pen oder der Na­sen­spit­ze. Die zu stark ab­ge­kühl­ten Kör­per­tei­le wer­den taub und schwel­len so­gar an. In leich­te­ren Fäl­len kann man ver­su­chen, die Durch­blu­tung an­zu­re­gen. Durch Käl­te be­droh­te Fin­ger, Hän­de, Ze­hen oder Fuss wer­den durch Kör­per­wär­me, am bes­ten un­ter der Ach­sel von Mut­ter oder Va­ter er­wärmt. Man kann sie auch in lau­war­mes (nicht heis­ses!) Was­ser tau­chen oder mit an­ge­wärm­ten Tü­chern oder De­cken leicht zu­de­cken. Das Kind be­kommt eine war­me Sup­pe oder Tee zu trin­ken. Die Frost­bla­sen dür­fen nicht ge­öff­net wer­den. Sehr wich­tig: Das frü­her häu­fi­ge emp­foh­le­ne Ab­rei­ben mit Schnee kann den Zu­stand noch ver­schlim­mern.

Ri­si­ken auf dem Weg und in der Höhe


Eine häu­fi­ge Ur­sa­che für Ver­let­zun­gen sind Ski­lif­te. Beim un­frei­wil­li­gen Aus­stieg aus dem Lift, wie es ge­ra­de Kin­dern oft pas­siert, fliegt der lee­re Bü­gel oft haar­scharf am Kopf vor­bei. Um sol­che Un­fäl­le zu ver­mei­den, ver­fü­gen mitt­ler­wei­le vie­le Win­ter­sport­or­te über Kin­der­för­der­bän­der, so ge­nann­te „Zau­ber­tep­pi­che“, auf de­nen Kin­der be­quem und si­cher den Hang hin­auf­kom­men.

Ge­ra­de in den Ber­gen soll­te man die un­be­deck­ten Kör­per­stel­len mit ei­ner kind­ge­rech­ten Son­nen­creme mit ho­hem Licht­schutz­fak­tor schüt­zen – das gilt nicht für das Kind, son­dern auch für die El­tern, un­ter­streicht die Stif­tung Kin­der­ge­sund­heit. In der kla­ren Berg­luft scheint die Win­ter­son­ne be­son­ders in­ten­siv. Da Ski­ge­bie­te oft sehr hoch lie­gen, ist dort auch die UV-Strah­lung stär­ker.

Schnee und Eis re­flek­tie­ren zu­sätz­lich die ul­tra­vio­let­ten Strah­len und ver­stär­ken so die Son­nen­wir­kung. Selbst bei be­deck­tem Him­mel ist Son­nen­schutz er­for­der­lich. Zur Ver­mei­dung von Au­gen­ver­let­zun­gen sind aus­ser­dem Schnee- und Son­nen­bril­len hilf­reich.

FAQHäu­fi­ge Fra­gen zum The­ma

Mit Kin­dern un­ter drei Jah­ren soll­te man nicht in Ge­gen­den rei­sen, die hö­her als 1500 Me­ter über dem Wohn­ort lie­gen. Ihr Kör­per ist kaum in der Lage, sich auf die an­de­ren kli­ma­ti­schen Be­din­gun­gen ein­zu­stel­len und re­agiert mit Schlaf­stö­run­gen, Wei­nen und Atem­be­schwer­den. Auch mit et­was grös­se­ren …
Mit Ba­bys und Klein­kin­dern soll­te man im Hoch­ge­bir­ge be­stimm­te Din­ge be­ach­ten. Sich schnell in eine Gon­del set­zen und sich auf 3000 Me­ter be­för­dern las­sen, ist nicht gut. Bei der Gon­del­fahrt er­folgt der An­stieg re­la­tiv rasch, und das kann ei­nem Klei­nen schlecht be­kom­men! Un­ter Um­stän­den be­wäl­tigt …
Ab frü­hes­tens drei, bes­ser erst mit vier Jah­ren, kann man die Klei­nen zum ers­ten Mal auf Skis stel­len. Na­he­zu je­des Ski­ge­biet ver­fügt in­zwi­schen über ei­nen oder meh­re­re "Ba­by­lif­te" und bie­tet gute Kur­se an. Kin­der soll­ten so oder so auf je­den Fall auf der Pis­te ei­nen Helm tra­gen. Die­se schüt­zen …
Un­be­dingt! Je hö­her Sie sind, des­to in­ten­si­ver ist die Son­nen­strah­lung; im Win­ter kom­men dazu noch die vom Schnee re­flek­tier­ten Strah­len. Die Be­las­tung für Haut und Au­gen ist also be­son­ders in den win­ter­li­chen Ber­gen sehr stark. So ist die Ge­fähr­dung im ver­schnei­ten Berg­dorf be­reits rund 2,5-mal …
In den ers­ten Le­bens­mo­na­ten soll­ten Ba­bys auch im Win­ter mög­lichst je­den Tag eine klei­ne Spa­zier­fahrt ma­chen. Grund­sätz­lich kann man wäh­rend der kal­ten Jah­res­zeit schon mit ei­nem zwei Wo­chen al­ten Säug­ling täg­lich nach draus­sen ge­hen. Auch ein leich­ter Schnup­fen ist kein Hin­de­rungs­grund! Weil ein …
Grund­sätz­lich ist das rich­tig. Pro­ble­ma­tisch ist vor al­lem die ra­sche Über­win­dung ei­ner Hö­hen­dif­fe­renz, also z.B. mit ei­ner Seil­bahn. Das gibt oft Oh­ren­schmer­zen. Das an­de­re Pro­blem ist die nied­ri­ge­re Sauer­stoff­sät­ti­gung in der Höhe. Säug­lin­gen und Klein­kin­dern wird dann mög­li­cher­wei­se übel und …

Ab­wech­seln bei der Kin­der­be­treu­ung


„El­tern, die mit ei­nem Baby oder klei­nen Kind zum Ski­lau­fen auf­bre­chen, soll­ten sich un­be­dingt schon im Vorn­hin­ein dar­über ei­ni­gen, wer von ih­nen in wel­chem Um­fang fah­ren möch­te“ emp­fiehlt Pro­fes­sor Bert­hold Ko­letz­ko. „Es soll­te auch ge­klärt wer­den, wel­che Al­ter­na­ti­ven dem Part­ner zur Ver­fü­gung ste­hen, der mit dem Kind im Tal bleibt: Hat das Ho­tel ei­nen Spiel­be­reich? Kann man das Baby mit ins Schwimm­bad neh­men? Den gan­zen Tag al­lein mit dem Baby in ei­nem Ho­tel­zim­mer ver­brin­gen zu müs­sen, soll­te man trotz al­ler Freu­de am Pis­ten­spass we­der dem Va­ter noch der Mut­ter zu­mu­ten“.

(Emp­feh­lun­gen der Stif­tung Kin­der­ge­sund­heit)

Letzte Aktualisierung: 24.03.2020, BH