Blutuntersuchungen in der Schwangerschaft
Welche Blutwerte bei den Kontrolluntersuchungen gemessen werden und was ihre Ergebnisse bedeuten.
In der Schwangerschaft können verschiedene im Blut gemessene Werte Auskunft darüber geben, ob es der Mutter und dem Ungeborenen gut geht oder ob gewissen Risiken bestehen. Welche Blutanalysen gemacht werden, ist je nach Gynäkologe unterschiedlich. Die folgenden sind diejenigen, welche während der Schwangerschaft immer kontrolliert werden sollten.
Der Hämoglobin-Wert in der Schwangerschaft
Die Kontrolle des Hämoglobin-Wertes (Hb) ist besonders wichtig, weil Hämoglobin den Sauerstoff transportiert und sowohl im Körper der Mutter als auch in demjenigen des Babys verteilt. Sein Wert gibt also Auskunft darüber, ob die Sauerstoffversorgung gut ist. Und da Hämoglobin zu einem grossen Teil aus Eisen besteht, können aus dem Hb-Wert auch Rückschlüsse über den Eisenwert gezogen werden. Bei einem zu niedrigen Hb-Wert ist eine Anämie, eine Blutarmut, wahrscheinlich. In der Schwangerschaft ist die Eisenmangel-Anämie die häufigste Form.
Die Bestimmung der Blutgruppe und des Rhesusfaktors
Die Blutgruppe – A, B, AB oder 0 – und vor allem Ihr Rhesusfaktor – positiv oder negativ – müssen in der Schwangerschaft bestimmt werden, um eine mögliche Rhesusunverträglichkeit vorauszusehen.
Wenn der Rhesusfaktor der Mutter nämlich negativ ist, besteht die Gefahr, dass sie Antikörper gegen das Blut ihres ungeborenen Kindes bildet, wenn dieses Rhesus positiv ist. Die Antikörper werden dann gebildet, wenn die Mutter mit dem Blut ihres Kindes in Kontakt kommt, zum Beispiel bei der Geburt, aber auch bei einer Fehlgeburt oder einer Eileiterschwangerschaft. Gefährlich wird die Rhesusunverträglichkeit aber erst für ihre zweite Schwangerschaft: Ist dieses Kind auch Rhesus positiv, zerstören die zuvor gebildeten Antikörper die roten Blutkörperchen des Ungeborenen.
Die Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe empfiehlt darum, in der 8. bis 12. Schwangerschaftswoche die Blutgruppe und den Rhesusfaktor zu bestimmen und auch nach bereits vorhandenen Antikörpern zu suchen.
Ist die Mutter Rhesus negativ, kann in der 18. bis 24. Woche aus dem Blut der Mutter der Rhesusfaktor des ungeborenen Kindes bestimmt werden.
Ist das Kind Rhesus positiv, bekommt die Mutter in der 28. bis 30. Schwangerschaftswoche und innerhalb von 72 Stunden nach der Geburt ein Medikament (Anti-D-Immunglobulin). Dieses vernichtet die Rhesus positiven roten Blutkörperchen des Kindes, die sich im Blut der Mutter befinden, bevor das Immunsystem der Mutter sie wahrnimmt.
Ist das Kind Rhesus negativ, braucht es keine Intervention. Die Bestimmung des Rhesusfaktors sollte nach der Geburt jedoch nochmals durchgeführt werden.
Infekt-Screening: gezielte Suche nach Infektionskrankheiten
Viele Infektionen verlaufen unbemerkt. Erkrankt eine Schwangere daran, kann dies für das ungeborene Kind gesundheitliche Folgen haben oder es kann zu einer Frühgeburt kommen. In der Schweiz werden diese Screenings unterschiedlich umfasssend durchgeführt, auf folgende Infektionskrankheiten werden aber sehr viele Schwangere getestet:
Röteln, wenn die Krankheit nicht bereits durchgemacht wurde
HIV
Gruppe B Streptokokken (Vaginalabstrich)
Häufig werden Schwangere zusätzlich auf Windpocken (wenn nicht bereits durchgemacht) und Syphilis getestet.
Der Zuckerbelastungstest in der Schwangerschaft
Von der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe wird empfohlen, bei allen Schwangeren in der 24. bis 28. Schwangerschaftswoche einen Zuckerbelastungstest – auch oraler Glukose-Toleranztest oGTT genannt – durchzuführen. Damit kann ein Schwangerschaftsdiabetes früh genug erkannt und behandelt werden.