Cytomegalie in der Schwangerschaft

Wie es zu dieser Infektionskrankheit kommt, was sie für das Ungeborene bedeutet und wie Sie einer Ansteckung vorbeugen können.

Mädchen küsst den Bauch der Mutter
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Diese Infektionskrankheit wird durch das Cytomegalievirus (CMV) verursacht, welches zu den Herpesviren gehört. Cytomegalie ist die am häufigsten übertragene vorgeburtliche Erkrankung.

Ansteckung und Symptome von Cytomegalie


Die CM-Viren werden über Schmier- und Tröpfcheninfektion übertragen. Also über Speichel, Tränen, Muttermilch, Urin, Blut, Samen- und Vaginalflüssigkeit.

Die Inkubationszeit ist die Zeit, die vom Zeitpunkt der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit vergeht. Bei Cytomegalie beträgt sie zwischen 4 und 12 Wochen. Obwohl die Viren danach lebenslang im Körper bleiben und auch wieder aktiviert werden können, besteht die Gefahr einer Ansteckung nur während der akuten Infektion.

Das grösste Risiko, sich mit Cytomegalie anzustecken, ist ein enger Kontakt zu Kleinkindern unter vier Jahren. So haben Mütter von Kleinkindern in Krippenbetreuung ein ungefähr 10-fach und schwangere Fachfrauen für Kinderbetreuung ein 4-fach erhöhtes Risiko für eine Infektion mit dem Cytomegalievirus.

Cytomegalie ist im Erwachsenenalter relativ häufig und verläuft meist unauffällig. Einige Erkrankte nehmen eine erhöhte Temperatur und selten geschwollene Lymphknoten wahr.

Folgen einer Cytomaglie-Infektion für das ungeborene Kind


Bei über 80 Prozent der Schwangeren bleibt die Infektion unbemerkt. Die Viren werden jedoch durch die Plazenta übertragen und stellen für das Ungeborene eine ernsthafte Bedrohung dar. Es kann zu einer Fehlgeburt, einer Entwicklungsstörung, Fehlbildungen oder zum Tod des ungeborenen Kindes kommen.

Ernste Folgen betreffen vor allem Ungeborene im ersten Schwangerschaftsdrittel. Infektionen nach 12 bis 14 Schwangerschaftswochen führen nur selten und in der Regel nicht mehr zu schwerwiegenden Schädigungen.

Neugeborene, die sich mit dem CMV infiziert haben, kommen häufig mit diesen Symptomen zur Welt:

  • Niedriges Geburtsgewicht

  • Trinkschwäche

  • Vergrösserung von Leber und Milz

  • Gelbsucht

  • Anämie (Blutarmut)

  • Gehörlos und ohne Sehvermögen

  • Fehlentwicklung des Gehirns mit Krampfanfällen und Entwicklungsverzögerung

Das Tückische an der Cytomegalie-Infektion ist, dass ein Teil der Kinder, die sich im Mutterleib angesteckt haben, zunächst unauffällig zur Welt kommen. Im Laufe der ersten Lebensjahre zeigen sich dann Krankheitszeichen, in vielen Fällen zum Beispiel eine Hörverminderung. Bei diesen Kindern ist eine frühzeitige Behandlung und gute Nachsorge notwendig.

Zwar erfolgt eine Übertragung normalerweise über die Plazenta, aber auch noch nach der Geburt kann das CMV über die Muttermilch und den Speichel übertragen werden. In diesen Fällen sind dann aber nur sehr kleine Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 1000 Gramm gefährdet. 

Cytomegalie-Diagnose vor der Geburt


Hat sich das Ungeborene mit dem CMV infiziert, ist dies in manchen Fällen bereits vor der Geburt durch Auffälligkeiten in der Ultraschalluntersuchung erkennbar. Das Baby ist beispielsweise zu klein, es hat Wasseransammlungen im Körper oder einen zu kleinen Kopf, eventuell mit Verkalkungen im Gehirn. Auch eine auffällige Fruchtwassermenge kann ein Hinweis sein.

Wenn der Verdacht besteht, dass ein Kind sich mit dem CMV angesteckt haben könnte, kann dies durch eine Fruchtwasserpunktion überprüft werden.

Ein generelles Screening für das CMV gehört nicht zum Standard der Schwangerschaftsuntersuchungen. Schwangere und Frauen mit Kinderwunsch sollten aber über die Infektion, ihre Risiken und über die Möglichkeit einer Blutentnahme zur Bestimmung einer möglichen Cytomegalie-Infektion informiert werden. 

Erst- oder Zweitinfektion mit Cytomegalie


Ungefähr die Hälfte aller Schwangeren hat sich noch nie mit Cytomegalie infiziert und sind besonders gefährdet. Bei einer Erstinfektion besteht ein etwa 30 bis 40-prozentiges Risiko, dass dieses in den ersten 3 Monaten der Schwangerschaft – in der empfindlichsten Phase der Entwicklung – auf den Fötus übertragen wird. Das Risiko einer kindlichen Schädigung ist in diesen Fällen mit 20 bis 30 Prozent verhältnismässig hoch.

Ungefähr die Hälfte aller Schwangeren hat – meist ohne es zu merken – bereits einmal eine Cytomegalie durchgemacht und darum Cytomegalie-Antikörper gebildet. Allerdings besteht die Immunität nur gegen denselben Virusstamm. Es kann zu einer erneuten Infektion mit einem anderen, genotypisch unterschiedlichen Virusstamm kommen oder zu einer Reaktivierung des im Körper verbliebenen Virus. Hierbei wird aber das Risiko für eine Übertragung auf das Ungeborene mit 2 bis 5 Prozent deutlich geringer geschätzt.

Erstinfektionen können durch die gezielte Suche nach Antikörpern im mütterlichen Blut meist erkannt werden. Reinfektionen und Reaktivierungen hingegen nur unzuverlässig. 

Behandlung einer Cytomegalie-Infektion 


Wird bei der Mutter im ersten Drittel der Schwangerschaft eine Erstinfektion mit dem CMV nachgewiesen, besteht die Möglichkeit, mithilfe von sogenannten Virostatika eine Übertragung auf das ungeborene Kind zu verhindern. In manchen Fällen kann dies auch mit einer passiven Immunisierung mit Immunglobulinen (Antikörper gegen die Cytomegalie-Viren) versucht werden.

Wenn eine Infektion des Kindes durch den Nachweis im Fruchtwasser festgestellt wurde, kann ebenfalls in manchen Fällen eine Behandlung mit Virostatika angezeigt sein.

So beugen Sie einer Ansteckung mit Cytomegalie vor


Der enge Kontakt zu Kindern birgt ein hohes Risiko, sich mit dem CMV zu infizieren. Am gefährdetesten sind Schwangere, die bereits ein Kind im Kleinkindesalter haben. Auch Schwangere mit beruflichem Kontakt zu Kleinkindern, zum Beispiel in Kitas und Kindergärten sind gefährdet. Kleinkinder scheiden bis zu 30 Prozent des Virus noch längere Zeit über Urin und Speichel aus, ohne dass bei ihnen Krankheitszeichen sichtbar wären. Ausserdem können CM-Viren auf unterschiedlichen Oberflächen mehrere Stunden infektiös bleiben.

Werdende Mütter sollten deshalb folgende Hygieneregeln beachten, mit denen das Risiko einer Ansteckung mit Cytomegalie um die Hälfte reduziert werden kann:

  • Regelmässig und gründlich mit Seife 15 bis 20 Sekunden Händewaschen. In jedem Fall nach dem Windelwechsel, Füttern, Naseputzen oder Kontakt mit Speichel. 

  • Tassen, Gläser, Besteck, Handtücher, Waschlappen, Zahnbürsten nicht gemeinsam mit Kindern benutzen.

  • Säuglinge und Kleinkinder möglichst nicht auf Mund und Wangen küssen.

  • Heruntergefallene Nuggis nicht in den Mund nehmen, sondern abspülen.

  • Gegenstände wie Spielzeug und Oberflächen, die mit Urin und Speichel von Kleinkindern in Kontakt kommen, im Geschirrspüler, der Waschmaschine oder gut mit Seifenlauge reinigen. 

Erhöhtes Cytomegalie-Risiko am Arbeitsplatz


Es ist wichtig, dass Schwangeren und Frauen, die eine Schwangerschaft nicht ausschliessen können, über die Ansteckungsgefahr und die Hygienemassnahmen informiert sind. Wenn möglich, sollte ein enger beruflicher Kontakt von Schwangeren mit Kindern unter 4 Jahre vermieden werden.

Ist dies nicht möglich, sollten Tätigkeiten mit potenziellem Kontakt zu Körperflüssigkeiten wie Wickeln, Füttern, Nase und Mund abwischen mit Einmalhandschuhen ausgeführt werden können. 

Wenn die Hygienemassnahmen aus betrieblichen Gründen nicht eingehalten werden können, kann der Gynäkologe gemäss Mutterschutzverordnung ein Beschäftigungsverbot aussprechen. 

In Deutschland und den USA geht man weiter: Schwangere ohne CMV-Antikörper dürfen nur Kinder über drei Jahren betreuen.

Dieser Artikel ist mit der fachlichen Unterstützung von Prof. Dr. med. L. Schäffer, Chefarzt Klinik für Geburtshilfe & Pränataldiagnostik, Kantonsspital Baden, entstanden.

Letzte Aktualisierung: 12.06.2024, BH/KM

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