Kinderwunsch? Der erste Schritt
Vereinbaren Sie einen Termin in der gynäkologischen Praxis. Denn vor einer Schwangerschaft ist einiges abzuklären.
Sobald Sie den Entschluss getroffen haben, mit der Verhütung aufzuhören, sollten Sie unbedingt mit Ihrem Frauenarzt oder Ihrer Frauenärztin über Ihren Kinderwunsch sprechen. Denn viele Hinweise auf Risiken in der Schwangerschaft oder eine möglicherweise bestehende Unfruchtbarkeit können schon vorher erkannt und meist auch behoben werden.
Was sollten bei Kinderwunsch abgeklärt werden?
Zunächst gilt es, einige Fragen zu Ihrer Vorgeschichte zu beantworten. Ihr Arzt möchte sicher wissen, wie lange der Kinderwunsch bei Ihnen und Ihrem Partner besteht, ob sie bereits einmal in Behandlung waren, ob Sie schon eigene Kinder haben und ob es Fehlgeburten gab.
Allgemeine Anzeichen, die auf Schwierigkeiten beim Schwangerwerden hindeuten können, sind zum Beispiel: Unregelmässigkeiten im Monatszyklus, starke Menstruationsbeschwerden (wie bei einer Endometriose), eine Schilddrüsenerkrankung oder häufiger Ausfluss. Möglicherweise sind Sie deshalb ohnehin schon in Behandlung.
Es können auch organische Hindernisse sein, die bei einer Tastuntersuchung entdeckt werden und Ihrem Kinderwunsch vielleicht im Wege stehen, wie beispielsweise eine Gebärmutterfehlbildung. Eine anderes Beispiel sind Myome: Diese gutartigen Gebärmuttergeschwülste lassen sich – wenn überhaupt notwendig – oft mit einem kleinen operativen Eingriff entfernen. Ausserdem kann die Gynäkologin bei der vaginalen Untersuchung überprüfen, ob Unterleibsinfektionen bestehen, die vorab behandelt werden sollten.
Zur Untersuchung gehört auch eine vaginale Sonographie. Mit Hilfe des Ultraschallgerätes werden die Fortpflanzungsorgane – Eierstöcke, Eileiter und Gebärmutter – genauer untersucht. Die Untersuchung durch die Scheide ist schmerzlos und ungefährlich.
Empfehlenswert ist ausserdem eine Krebsvorsorgeuntersuchung. Bei einem auffälligen Befund im Abstrich wird Ihnen wahrscheinlich geraten, den Kinderwunsch noch etwas aufzuschieben, bis die Zellen am Muttermund wieder normal sind.
Impfpass und durchgemachte Kinderkrankheiten
Bringen Sie Ihren Impfpass zur Beratung mit und fragen Sie Ihre Mutter oder eine andere Bezugsperson, welche Kinderkrankheiten Sie schon gehabt haben. Bestimmte Schutzimpfungen sind vor einer Schwangerschaft empfehlenswert, zum Beispiel die Grippeimpfung und die Impfung gegen das neuartige Coronavirus.
Besonders wichtig ist der Schutz gegen Röteln. Denn eine Rötelnerkrankung während der Schwangerschaft kann schwere gesundheitliche Folgen für das Baby haben. Zeigt der Test, dass Sie zum Beispiel noch nie an Röteln erkrankt waren, also auch keine Antikörper dagegen gebildet haben, ist es jetzt, bevor Sie schwanger werden, höchste Zeit für eine Schutzimpfung. Dazu wird an zwei Terminen der kombinierte Masern-Mumps-Röteln-Impfstoff (MMR) verabreicht. Drei Monate nach dieser Impfung sollten Sie aber dann möglichst nicht schwanger werden.
Chronische Erkrankungen und Medikamenteneinnahme
Wenn Sie akute oder chronische Gesundheitsprobleme haben oder eine Krebserkrankung durchgemacht haben, sollten Sie dies Ihrem Frauenarzt schon vor der Schwangerschaft mitteilen. Möglicherweise brauchen Sie deshalb Unterstützung auf dem Weg zum Baby oder es bestehen spezielle Risiken in der Schwangerschaft, die besonderer Kontrolle bedürfen.
Möglicherweise muss die medikamentöse Behandlung – in Absprache mit den internistischen oder psychiatrischen Kollegen oder dem Hausarzt – aus Rücksicht auf das Ungeborene etwas geändert werden. Das bedeutet nicht, dass für Sie dadurch Nachteile entstehen müssen. Eine humangenetische Beratung bezüglich gefährlicher Medikamente kann dann sinnvoll sein und Sie beruhigen.
Auf Arzneimittel, die nicht ärztlich angeordnet sind, sollten Sie jetzt am besten ganz verzichten oder die Einnahme beim Gespräch in der Praxis erwähnen.
Weitergehende Untersuchungen bei Kinderwunsch
Aus all diesen Informationen – und natürlich auch unter Berücksichtigung Ihres Alters – entscheidet Ihre Ärztin, ob schon jetzt eine weitere diagnostische Abklärung angebracht ist. Das wären zunächst Hormonbestimmungen an bestimmten Tagen im Monatszyklus, später eventuell eine Bauchspiegelung, Gebärmutterspiegelung oder Eileiteruntersuchungen.
Und beim Mann?
Die Kinderlosigkeit muss natürlich auch auf der männlichen Seite abgeklärt werden, denn ungefähr je ein Drittel der Ursachen finden sich beim Mann, bei der Frau und bei beiden gemeinsam. Gefragt wird nach einer Mumpsinfektion in der Kindheit, Hodenhochstand oder Krampfadern an den Hoden, Hormon- und Stoffwechselstörungen (z.B. Diabetes mellitus), operierte Tumore und Schadstoffbelastungen (Nikotin, Alkohol, Gefährdung am Arbeitsplatz).
Der Urologe bzw. Androloge führt eine Tast- und Ultraschalluntersuchung an Hoden, Nebenhoden und Prostata durch. Der Samen wird mikroskopisch auf Form und Beweglichkeit untersucht (Spermiogramm). Weitere Untersuchungen können folgen.