Selbstgespräche sind bei Kleinkindern normal
Aus der Forschung
Selbstgespräche - ist das nicht eine Vorstufe von „Verrücktsein“? Wir tun das zwar alle gelegentlich (und nennen es „laut denken“), trotzdem machen sich viele Eltern Sorgen, wenn sie ihr Kind dabei beobachten. Eine amerikanische Studie gibt Entwarnung: Selbstgespräche bei Kindern im Vorschulalter fördern die Kommunikationsfähigkeit und sind nicht besorgniserregend. Ganz im Gegenteil: Der Monolog kann beim Lösen von Aufgaben sogar helfen.
Dr. Adam Winsler, Professor für Psychologie an der George-Mason-Universität im US-Staat Virginia, zeigte in seiner Untersuchung, dass Kinder, die laut mit sich selbst sprechen, motorische Aufgaben besser bewältigen als ihre schweigsameren Altersgenossen. „Kleine Kinder führen oft Selbstgespräche, wenn sie ihren täglichen Aktivitäten nachgehen, Eltern und Lehrer sollten sich davon nicht irritieren lassen", empfiehlt der Wissenschaftler. Sie sollten ihren Kindern dabei vielmehr zuhören, so bekämen sie einen Einblick in die Gedankenwelt der Kinder.
Winslers Untersuchungen ergaben, dass Vorschulkinder, die Selbstgespräche führten, während sie eine Aufgabe lösten, dies in 78 Prozent der Fälle besser gelang als Kindern, welche die gleiche Aufgabe ohne Selbstgespräche ausführten. Besonders Kinder mit Verhaltensproblemen wie Autismus oder ADHS tun dies gerne und häufig und profitieren ausserordentlich von Selbstgesprächen. Wenn die Kinder ermahnt werden, leise zu sein, schade dies ihrer Entwicklung eher, meint Winsler.
Erwachsene missverstehen diese Selbstgespräche als störendes Verhalten, dabei sind sie ein natürliches Mittel, die Kommunikationsfähigkeit mit der Aussenwelt zu verbessern. Die Eltern und Erzieher sollten ihren Kindern sogar bei den Selbstgesprächen zuhören, denn dadurch bekommen sie einen Einblick in die Gedankenwelt der Kinder.
Aus der Forschung: Winsler, A. et al.: Early Childhood Research Quarterly, 22, 215-231, 2007.