Lispeln (Sigmatismus)
Was tun, wenn das Kind mit der Aussprache von S und Sch über längere Zeit Mühe hat?
Zischlaute wie S und Sch sind für Kinder schwierig auszusprechen. Dass ein Kind im Laufe seiner Sprachentwicklung eine Zeit lang lispelt, ist daher vollkommen normal. Es gibt aber auch Fälle, in denen eine logopädische Therapie angezeigt ist.
Was ist Sigmatismus?
Sigmatismus, im Volksmund als "Lispeln" bezeichnet, ist eine Aussprachestörung. Die Bildung der Zischlaute [s] und [z] ist erschwert. Bestehen Probleme bei der Aussprache des Sch [ʃ], wird dies als Schetismus bezeichnet.
Fachleute unterscheiden verschiedene Formen des Sigmatismus. Die häufigsten sind:
Sigmatismus interdentalis: Dabei liegt die Zunge sichtbar zwischen den Zähnen. Das S klingt wie das englische th.
Sigmatismus addentalis: Die Zunge stösst an die unteren oder oberen Schneidezähne, was den s-Laut unscharf klingen lässt.
Sigmatismus lateralis: Die Luft entweicht beim Bilden des s-Lauts seitlich in die Wangen. Dadurch entsteht ein schlürfendes Geräusch.
Warum lispeln Kinder?
Wenn Kinder sprechen lernen, haben sie vielfach zunächst einmal Mühe damit, die Zischlaute korrekt auszusprechen. Auch später, während des Zahnwechselns oder wenn sie eine Zahnspange bekommen, können vorübergehend Probleme bei der Aussprache auftreten. Diese Art des Lispelns muss nicht therapiert werden, denn sie verschwindet von selbst wieder.
Bei einem Kind, das über längere Zeit lispelt, können aber auch andere Ursachen vorliegen, z. B. eine angeborene oder vorübergehende Hörstörung, eine Fehlstellung der Zähne, eine auditive Wahrnehmungsstörung (eine Hörstörung ohne Schädigung des Gehörs) oder eine myofunktionelle Störung. Dabei handelt es sich um eine Fehlfunktion der Muskulatur im Mund- und Gesichtsbereich, die zu einer offenen Mundhaltung, Mundatmung und falschen Schluckmustern führt. Es kann auch sein, dass ein Kind das Lispeln aus der frühen Kindheit als Gewohnheit beibehält.
Wann braucht das Kind eine Therapie?
Die Meinungen der Fachleute, wann ein Sigmatismus therapiert werden sollte, gehen auseinander. Manche plädieren dafür, bis zum Zahnwechsel zuzuwarten. Andere raten zu einer Therapie, wenn das Lispeln bis zum Alter von fünf Jahren anhält, weil sich falsche Sprachmuster sonst zu sehr verfestigen. Liegt eine myofunktionelle Störung vor, sollte diese frühzeitig therapiert werden, da sie sich negativ auf die Zahnstellung auswirken kann.
Sprechen Sie das Thema bei der kinderärztlichen Kontrolluntersuchung an, wenn Ihr Kind im Alter von vier bis fünf Jahren noch lispelt und Sie unsicher sind, ob die Aussprachestörung therapiert werden muss.
Wie können Eltern ihr Kind unterstützen?
Wenn Ihr Kind Mühe hat mit der Aussprache der Zischlaute, sollten Sie es nicht zum korrekten Nachsprechen drängen. Hören Sie ihm aufmerksam zu und wiederholen Sie in Ihrer Antwort falsch ausgesprochene Wörter in korrekter Form. Achten Sie aber auch darauf, das Lispeln nicht als besonders niedliche Eigenschaft hervorzuheben. Dadurch könnte sich die fehlerhafte Aussprache verfestigen.
Falls Ihr Kind eine logopädische Therapie benötigt, ist Ihre Unterstützung besonders wichtig. Lassen Sie sich erklären, welche Übungen Ihr Kind zu Hause regelmässig machen sollte und nehmen Sie sich Zeit, ohne Druck mit ihm zu üben.