Sehschwäche
Etwa fünf Prozent aller Kinder haben Sehschwächen, sogenannte Amblyopien. Die häufigsten Sehfehler im Kleinkindalter sind das Schielen und Kurz- oder Weitsichtigkeit. Meist können die Kinder nur auf einem Augen schlechter sehen. Diese einseitigen Sehschwächen sind langfristig besonders gefährlich, da Eltern und Umwelt das Problem kaum wahrnehmen. Die Kinder sehen auf einem Auge gut und verhalten sich normal.
Eine frühzeitige Diagnose ist bei Sehschwächen besonders wichtig, denn sie können bis zum Alter von sechs oder sieben Jahren aktiv verhindert werden - weshalb alle Kinder im Vorschulalter (das heisst im ersten und zweiten Lebensjahr, spätestens mit drei Jahren) im Rahmen der kinderärztlichen Kontrolluntersuchungen einen Sehtest absolvieren sollten. Bis zu diesem Alter ist das Sehsystem noch nicht fertig entwickelt und durch eine passende Therapie (wie Abkleben eines Auges) können etwaige Sehfehler behoben werden.
Wird dem Gehirn in diesem Zeitfenster kein ausreichend scharfer Seheindruck geboten, kann es das vollwertige Sehen selbst bei einer späteren Behandlung nicht mehr erlernen. Im Schulalter kann eine Schwachsichtigkeit kaum mehr verbessert, sondern nur noch mit einer Brille korrigiert werden. Hier finden Sie Informationen zur Auswahl der richtigen Kinderbrille und Tipps, wie die Sehhilfe auch bei lebhaften Vorschulkindern auf der Nase bleibt. Besonders wichtig für den Erfolg der Therapie ist dabei, dass dem Kleinen die Brille gefällt, dass sie gut passt und dass sie regelmässig getragen wird. Die meisten Kinder akzeptieren ihre Brille dann gut. Sollte es anfangs Probleme geben, können Eltern zu einfachen Tricks greifen, z.B. indem bestimmte Aktivitäten wie Bücher vorlesen oder anschauen nur noch mit Brille gemacht werden.
Kontaktlinsen sind bei Kleinkindern eher unüblich und sie kommen nur zum Einsatz, wenn einem Baby eine getrübte Linse (angeborene Linsentrübung) operativ entfernt wurde.
Laser-Operationen sind im Kindesalter nicht sinnvoll: Erstens wachsen die Augen noch, und damit würde sich auch das Behandlungsergebnis verändern, zweitens ist ihr Augengewebe anders beschaffen als das von Erwachsenen und man kann deshalb nicht einschätzen, welches Ergebnis die Operation hätte.
Ein neuer Ansatz gegen Kurzsichtigkeit ist das medizinisch vielfach eingesetzte Nervengift Atropin als Augentropfen. Fortschreitende Kurzsichtigkeit bei Kindern und Jugendlichen kann offenbar so eingedämmt werden. Je früher die Kurzsichtigkeit im Kindesalter einsetzt, desto mehr Sehkraft wird der Betroffene bis zum Erwachsenenalter verlieren, gleichzeitig drohen Folgeerkrankungen: Schon bei einer leichten Kurzsichtigkeit von -1 bis -3 Dioptrien verdoppelt sich das Risiko auf Netzhautablösung, grünen Star (Glaukom) oder grauen Star (Katarakt).