Kaf­fee ist bes­ser als sein Ruf

Aus der For­schung

Schwangere trinkt Kaffee dazu Erdbeeren und Himbeeren
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Lan­ge Zeit hat­ten Es­pres­so, Café crè­me und Cap­puc­ci­no kei­nen gu­ten Stand bei Me­di­zi­nern. Von er­höh­tem Ri­si­ko für Herz­in­farkt und Schlag­an­fall wur­de be­rich­tet, dem Kör­per wer­de Was­ser ent­zo­gen, die Blut­fett­wer­te und der Blut­druck mög­li­cher­wei­se un­güns­tig be­ein­flusst – und vie­les mehr.

Des­halb war das „schwar­ze Gold“ mit sei­nen zahl­rei­chen In­halts­stof­fen, vor al­lem dem Kof­fe­in, in den ver­gan­ge­nen Jah­ren im­mer wie­der Ge­gen­stand me­di­zi­ni­scher For­schun­gen. Kaf­fee lie­fert in gros­ser Men­ge na­tür­li­che An­ti­oxi­dan­ti­en, die un­se­re Zel­len schüt­zen, und kaum schäd­li­che freie Ra­di­ka­le. Das macht ihn ei­gent­lich so­gar ge­sund.

Das Ge­tränk mit der auf­mun­tern­den Wir­kung hilft beim Ler­nen, ver­min­dert Mus­kel­schmer­zen nach dem Sport und mo­de­ra­ter Ge­nuss soll so­gar das Herz schüt­zen. Ver­schie­de­ne Stu­di­en be­le­gen aus­ser­dem, dass Kaf­fee vor Dia­be­tes Typ 2 (Al­ters­dia­be­tes), Alz­hei­mer und Pro­sta­ta­krebs schüt­zen kann. Eine wei­te­re gute Nach­richt: Die ent­wäs­sern­de Wir­kung von Kaf­fee scheint längst nicht so stark zu sein wie bis­her an­ge­nom­men.

Vor al­lem pro­fi­tiert die Le­ber von der Kaf­fee­wir­kung: Eine kürz­lich ver­öf­fent­lich­te Un­ter­su­chung aus den USA be­stä­tigt,  dass Kaf­fee­trin­ker im Schnitt bes­se­re Le­ber­wer­te ha­ben. Dass Kaf­fee­ge­nuss bei­spiels­wei­se das Ri­si­ko für Le­ber­krebs re­du­ziert, zeig­ten ita­lie­ni­sche For­scher in ei­ner 2013 ver­öf­fent­lich­ten Meta-Ana­ly­se, ei­ner Zu­sam­men­fas­sung meh­re­rer Stu­di­en. Dem­nach ha­ben Kaf­fee­trin­ker ge­gen­über an­de­ren ein um 40 Pro­zent nied­ri­ge­res Ri­si­ko, an Le­ber­krebs zu er­kran­ken. In ei­ner Stu­die mit 766 He­pa­ti­tis-C-Pa­ti­en­ten bei­spiels­wei­se, die auf Stan­dard­the­ra­pi­en nicht an­spra­chen, ent­wi­ckel­te sich die Le­ber-Er­kran­kung bei sol­chen Teil­neh­mern, die Kaf­fee tran­ken, nur halb so oft wei­ter zu Le­ber­fi­bro­se, Le­ber­zir­rho­se und Le­ber­krebs. Der prä­ven­ti­ve Ef­fekt konn­te ins­be­son­de­re bei drei Tas­sen Kaf­fee täg­lich nach­ge­wie­sen wer­den.

Un­klar ist al­ler­dings, wel­che Sub­stan­zen im Kaf­fee für den Le­ber­schutz ver­ant­wort­lich sind. Eine kürz­lich ver­öf­fent­lich­te Un­ter­su­chung des Na­tio­nal Can­cer In­sti­tu­te (Na­tio­na­les Krebs­in­sti­tut, NCI) in Be­thes­da (US-Staat Ma­ry­land) legt nahe, dass es nicht das Kof­fe­in ist, denn die po­si­ti­ve Wir­kung ent­stand auch beim Ge­nuss von kof­fe­in­frei­em Kaf­fee.

Die be­le­ben­de Wir­kung des Ge­tränks hat al­ler­dings auch Schat­ten­sei­ten: Die re­gel­mäs­si­ge Zu­fuhr von Kof­fe­in kann zur Ab­hän­gig­keit füh­ren. Ein Ent­zug äus­sert sich bei „cof­fee­holics“ in Kopf­schmer­zen oder Kon­zen­tra­ti­ons­stö­run­gen. Und Men­schen, die mit dem Schla­fen Pro­ble­me ha­ben, soll­ten ab 17 Uhr auf Kof­fe­in bes­ser ver­zich­ten.

Wäh­rend der Schwan­ger­schaft und Still­zeit ist es emp­feh­lens­wert, beim Kaf­fee­trin­ken et­was zu­rück­hal­tend sein. Bis zu zwei Tas­sen Kaf­fee sind aber si­cher noch un­ge­fähr­lich für das Baby. Wer mehr braucht, soll­te auf ent­kof­fe­inier­ten Kaf­fee um­stei­gen. Ach­ten Sie da­bei auf die Be­zeich­nung „na­tür­lich ent­kof­fe­inier­ter Kaf­fee“. Die­ser muss mit dem Lö­sungs­mit­tel Ethyl­ace­tat be­ar­bei­tet wor­den sein, das im Ge­gen­satz zum po­ten­zi­ell krebs­er­re­gen­den Di­chlor­me­than tat­säch­lich na­tür­lich ist, da es auch aus Obst und Ge­mü­se ge­won­nen wird.

Ach­tung: Be­lieb­te Kaf­fee-Spe­zia­li­tä­ten wie Lat­te mac­chia­to, oder sol­che, die mit aro­ma­ti­sier­tem Si­rup ver­süsst wer­den, kön­nen durch ih­ren ho­hen Ka­lo­ri­en­ge­halt zu Fi­gur­kil­lern wer­den. Oh­ne­hin ist Kaf­fee ge­sün­der ohne Milch, wel­che die ge­sun­den An­ti­oxi­dan­ti­en im Kaf­fee re­du­ziert.

Da­mit Kaf­fee be­son­ders vie­le An­ti­oxi­dan­ti­en ent­hält, je­doch so gut wie kei­ne frei­en Ra­di­ka­le, soll­ten Sie fol­gen­de Re­geln be­ach­ten:

  • Rös­tung: Erst durch die Rös­tung ent­ste­hen die wert­vol­len An­ti­oxi­dan­ti­en. Wer­den die Boh­nen aber zu stark ge­rös­tet, zer­stört das die An­ti­oxi­dan­ti­en. Hell­braun ge­rös­te­te Kaf­fee­boh­nen sind des­halb be­son­ders ge­sund.

  • La­ge­rung: Die frisch ge­rös­te­ten Boh­nen ent­hal­ten am meis­ten An­ti­oxi­dan­ti­en. Eine lan­ge La­ge­rung ist zu ver­mei­den. Aus­ser­dem vor Licht und Luft gut ge­schützt auf­be­wah­ren, d.h. in ei­nem gut ver­schliess­ba­ren, dunk­len Be­häl­ter.

  • Mah­len: Am ge­sün­des­ten ist es, die Boh­nen kurz vor dem Kaf­fee­ko­chen selbst zu mah­len.

  • Kaf­fee ko­chen: Als Es­pres­so mit ho­hem Druck zu­be­rei­tet oder auf­ge­kocht nach grie­chi­scher oder tür­ki­scher Art ent­hält der Kaf­fee mehr An­ti­oxi­dan­ti­en als Fil­ter­kaf­fee.

Ob Kaf­fee nun wirk­lich das neue Le­bens­eli­xier ist, muss sich noch her­aus­stel­len. Die Wir­kung vie­ler In­halts­stof­fe wird auf der gan­zen Welt nä­her un­ter­sucht. Eins scheint je­doch fest­zu­ste­hen: Es gibt kei­nen Grund, den Kaf­fee schlecht zu ma­chen – wenn er in ver­nünf­ti­gen Men­gen ge­nos­sen wird.

Letzte Aktualisierung: 16.02.2021, BH

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