So entwickelt Ihr Kind Freude am Essen
6 Tipps, wie es am Familientisch trotz Gemüse auf dem Teller harmonisch zugeht.
Wer kennt das nicht: „Mama, das mag ich nicht.“ „Mama, ich will das nicht essen.“ Das gemeinsame Essen ist oft eine Herausforderung und ein Frust zugleich. Eine tägliche Verpflegung mit Pommes Frites und Ketchup oder Nudeln mit Käse würde sich eventuell positiv auf die Harmonie-Balance auswirken, nicht aber auf die Nährstoff-Bilanz Ihres Kindes. Was tun?
Tipp 1 – Darf ich vorstellen: Das ist der Broccoli.
Mama und Papa können wohl am Tisch von Broccoli, Zucchetti, Fenchel und Co. reden, das Interesse am Lebensmittel wird sich so jedoch nicht steigern. Stellen Sie den Kindern die Lebensmittel bereits während dem Einkaufen vor. Kinder lieben es, zu helfen: lassen Sie sie das Gemüse wägen, verpacken und zu Hause in den Kühlschrank einräumen.
Tipp 2 – Mithelfen macht Appetit
Gurken oder Karotten waschen, schälen, schneiden – das kann Ihr Kind mit Unterstützung schon tun. Erledigen Sie selber die Dinge, die eilen oder die viel Zeit brauchen und überlassen Sie Ihrem Kind die Aufgaben, die auch in 15 Minuten noch keine Dringlichkeit fordern. Sind Ihnen scharfe Messer ein Graus? Dann besorgen Sie ein spezielles Messerset, mit dem bereits die Kleinsten hantieren können. Ein positiver Nebeneffekt des Helfens: Die Kinder naschen schon vor dem eigentlichen Essen vom Gemüsen und den Früchten, die sie gerade zubereiten.
Tipp 3 – Tischlein deck dich
Welche Mama, welcher Papa wünscht sich das nicht: Hilfe beim Tisch decken. Kommen die Kinder knapp zur Essenszeit, so dass keine Zeit für das gemeinsame Rüsten und Schneiden bleibt, spannen Sie sie beim Tischdecken ein oder decken Sie den Tisch selber und lassen Sie Ihre Sprösslinge den Salat mischen, die Wasserkaraffe füllen oder die Servietten aussuchen und falten. Wer mit eingebunden wird, fühlt sich nützlich.
Tipp 4 – Auf Entdeckungstour im Teller
Im Kleinkindalter greifen Eltern beim Essen ein, indem sie das Lätzchen richten, das Löffelchen reichen, den Mund abwischen und Flugzeug-Flieger-Spiele spielen. Ist das Kind grösser, heisst es dann: „Nicht zu viel auf einmal“ oder „Bitte probiere doch mal das“. Solche Aussagen fördern das selbständige Essen eher wenig. Eltern könnten jedoch Verantwortung abgeben und das Kind mitentscheiden lassen. Selber schöpfen, die Mengen einteilen lernen und von allem probieren.
Erwarten Sie nicht zu viel: Das alles wird nicht auf Anhieb funktionieren. Im Kleinkindalter wird viel gekleckert und ein Grossteil des Essens landet nicht direkt im Mund. Lassen Sie Ihr Kind das Essen auf seine Art erkunden. Das geschieht meistens mit grossem Körpereinsatz. Setzen Sie allerdings Grenzen, wenn das Kind die Lebensmittel nicht mehr erforscht, sondern anfängt, damit zu spielen.
Wird das Kind älter, sollte es lernen, die Verantwortung für die geschöpften Mengen zu übernehmen. Geben Sie wertvolle Ratschläge bezüglich massvollem Schöpfen und Sättigungsgefühl. Versuchen sie aber, nicht jeden Essensschritt zu kommentieren. Zum Lernprozess gehört es, dass Wassergläser umgestossen werden, Besteck herunterfällt, mit Essen gekleckert wird oder dass ein Kind seinen Appetit überschätzt. Das alles darf passieren, denn nur so lernen die Kinder.
Tipp 5 – Essenszeit ist Familienzeit
Versuchen Sie, die Essenszeiten als wertvolles Beisammensein zu geniessen. Das gemeinsame Essen soll von Gesprächen, Lachen, Erzählungen und harmonischer Stimmung begleitet sein. Stress, Hektik oder schlechte Laune, weil Druck oder sonstiges den Alltag belasten, machen die Mahlzeit unerfreulich. Nutzen Sie die Essenszeit, um sich gegenseitig zu erzählen, was Sie erlebt haben. Bereits mit Ihrem Kleinkind können Sie spannende Plaudermomente über den Alltag oder über das aktuelle Essen geniessen. Welche Farbe hat der Brokkoli? Wo liegt die Tomate im Teller? Ist die Mahlzeit begleitet von gegenseitiger Aufmerksamkeit, wird Essen als ein positives Erlebnis empfunden.
Tipp 6 – Eltern sind Vorbilder
Seien Sie sich bewusst, dass Ihr Kind sie als Vorbild sieht. Was Mama, Papa oder die Geschwister machen, das will es auch. Leben Sie vor, was es heisst, das Essen wertzuschätzen und zu geniessen. Ihr eigenes Essverhalten animiert Ihre Kinder. Zeigen sie Interesse an unterschiedlichsten Lebensmitteln, essen Sie langsam und aufmerksam. Lassen Sie keine elektronischen Geräte die Essenszeit stören. Führen Sie ein kleines Ritual zu Beginn jedes Essens ein, um sich gegenseitig einen Guten Appetit zu wünschen. Und was ganz wichtig ist: fördern Sie das Miteinander. Man wartet, bis alle am Tisch sind, bevor man mit dem Essen beginnt. Und man wartet auch, bis alle das Essen beendet haben. Es gibt kein Kommen und Gehen, wie es gerade passt. Das gilt für die Erwachsenen am Tisch genauso, wie für alle Kinder.
Lassen Sie sich nicht entmutigen, wenn die Mahlzeiten ab und zu zum Desaster werden. Es wäre unnatürlich, wenn Essenszeiten stets harmonisch verlaufen. Das ist auch nicht das Ziel. Das Ziel ist, dass die Kinder das gemeinsame Essen und Ihren Aufwand für das Kochen schätzen lernen sowie Freude am Essen entwickeln. Loben Sie Ihr Kind, wenn es mithilft oder ein neues Lebensmittel probiert. Setzen Sie aber auch klare Grenzen, wenn es sich dem Essen verweigert oder sich nicht an die Tischregeln halten möchte. Geduld, Überzeugungsarbeit sowie die Regelmässigkeit von Tischritualen wirken unterstützend bei der Umsetzung.