Die Geburt im Wasser
Für Ihr Baby ein sanfter Weg auf die Welt. Welche Vorteile eine Wassergeburt hat und welche Voraussetzungen dafür erfüllt sein müssen.
Die Wassergeburt ist eine Form der natürlichen Schmerzerleichterung unter der Geburt. Denn warmes Wasser entspannt den Körper und kann damit die Dauer der Geburt verkürzen und die Wehen etwas erträglicher machen.
Die Vorteile einer Wassergeburt
Ausschlaggebend für die Vorteile einer Geburt im 34 bis 36°C warmen Wasser ist die Entspannung der Schwangeren.
Der Muttermund öffnet sich leichter und die Geburt schreitet dadurch voran.
Es werden weniger Schmerzmittel benötigt. Eine PDA ist theoretisch auch bei einer Wassergeburt möglich, wird aber in der Schweiz nur in wenigen Spitälern angeboten.
Dammrisse sind seltener, da das warme Wasser auch die Beckenbodenmuskulatur entspannt und das Gewebe sich besser dehnt.
Voraussetzungen für eine Geburt im Wasser
Damit die Sicherheit für Mutter und Kind gewährleistet ist und auch das Geburtshilfeteam risikofrei arbeiten kann, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. Es sollte sich nicht um eine Risikoschwangerschaft handeln und auch Blutungen und Infektionen in der Spätschwangerschaft sprechen gegen eine Wassergeburt. Mehrlingsgeburten sind aufgrund einer möglichen Intervention unter der Geburt nicht für eine Wassergeburt geeignet, eine Geburt in Steisslage aus denselben Gründen ebenfalls nicht. Frauen mit starkem Übergewicht wird in der Regel keine Wassergeburt angeboten, da das geburtshilfliche Team jederzeit in der Lage sein muss, die gebärende Frau auch bei einer auftretenden Ohnmacht aus der Wanne zu heben.
Im Gebärzimmer müssen neben der Badewanne ein normales Gebärbett oder eine Matte bereit sein, falls die Wassergeburt auf dem Trockenen weitergeführt wird. Eine weitere Person, meist die Begleitung der werdenden Mutter, sollte immer anwesend sein, damit die Sicherheit der Gebärenden gewährleistet ist.
Die Geburtswanne ist eine grosse, frei stehende Wanne mit speziellen Haltevorrichtungen und Fussstützen, sodass auch verschiedene Geburtspositionen möglich sind. Das Ein- und Aussteigen ist für Schwangere möglichst unkompliziert und dadurch, dass die Wanne von allen Seiten zugänglich ist, kann die Hebamme die Gebärende ungehindert betreuen. Auch für die Unterstützung des Partners oder der Partnerin ist immer ein Platz am Rand der Wanne vorhanden.
Der Ablauf einer Wassergeburt
Vor einer Wassergeburt werden die üblichen Aufnahme-Untersuchungen durchgeführt. Zusätzlich wird in einigen Spitälern ein Einlauf empfohlen, um Wasserverunreinigungen in der Pressphase zu vermeiden. In manchen Geburtskliniken wird auch ein venöser Zugang (Infusion) gelegt, damit im Notfall Medikamente gespritzt werden können.
Die Wanne wird bis etwa Nabelhöhe mit klarem Wasser gefüllt: Badezusätze sind für eine Geburt nicht erlaubt.
In der Wanne können sowohl die Eröffnungs- als auch die Austreibungsphase stattfinden. Die Gebärende kann aber grundsätzlich dann ins Wasser steigen, wann sie sich danach fühlt. Während der gesamten Zeit werden die kindlichen Herztöne immer wieder überwacht, sei dies durch ein spezielles CTG-Gerät mit wasserdichten Schallköpfen ohne Kabel oder nur durch Abhören.
Die Hebamme unterstützt und leitet die Geburt vom Wannenrand aus. Wenn durch zu viel Entspannung gegen Ende der Austreibungsphase die Wehen schwächer werden, hilft manchmal ein kurzes Aufstehen, weil die kalte Aussenluft wehenanregend wirkt. Ein allzu langes Verweilen im Wasser kann auch unangenehm und ein Umgebungswechsel oftmals gut für den Geburtsfortschritt sein.
Bevor und während das kindliche Köpfchen durchtritt, wird von der Hebamme der Dammschutz durchgeführt. Da die Haut im Wasser sehr elastisch ist, ist ein Dammschnitt meist nicht notwendig. Er kann aber ohne weiteres auch unter Wasser durchgeführt werden.
Wie bei einer Geburt ausserhalb der Badewanne folgt nach der Geburt des Köpfchens der restliche Körper und das Neugeborene wird der Mutter auf den Bauch gelegt. Sobald das Gesicht des Kindes mit der Luft in Kontakt kommt, macht es seine ersten Atemzüge, danach sollte es nicht wieder untertauchen.
Mutter und Kind haben jetzt einige ruhige Minuten verdient und Zeit für intensiven Hautkontakt, dazu können sie in der Badewanne verbleiben. Auch das erste Anlegen nach der Geburt ist noch in der Geburtswanne möglich. Häufig findet die Geburt der Plazenta «an Land» statt, da der Blutverlust im Wasser nur sehr schlecht einschätzbar ist. Verletzungen wie Dammrisse oder gegebenenfalls Dammschnitte müssen ebenfalls auf dem „Trockenen“ versorgt werden.
Die Risiken einer Geburt im Wasser
Grosse Studien zeigen, dass bei gesunden Frauen und Kindern mit einem normalen Geburtsverlauf keine grösseren Risiken als bei einer «Geburt an Land» bestehen. Möglich wären aber folgende Schwierigkeiten:
Kinder, die unter der Geburt Zeichen von Stress zeigen, wie etwa grünes Fruchtwasser oder auffällige Herztonmuster, dürfen nicht unter Wasser geboren werden. Es ist möglich, dass der angeborene Tauchreflex des Kindes durch den Sauerstoffmangel unter der Geburt gestört wird.
Besteht nach Ansicht ihrer Hebamme oder ihres Arztes ein erhöhtes Risiko für eine sogenannte Schulterdystokie, bei der zwar der Kopf geboren, der restliche Körper des Kindes jedoch Unterstützung durch die Geburtshelfer benötigt, ist eine Wassergeburt keine gute Idee.
Bei auftretenden Komplikationen wie etwa Blutungen oder auffällige Herztonmuster beim Kind kann es nötig sein, die Wanne zügig zu verlassen.
Was bedeutet eine Wassergeburt für Ihr Baby?
Der Übergang von der Gebärmutter in das warme Wasser der Gebärwanne ist für ein Baby sehr sanft und mit wenig Stress verbunden. Den ersten Atemzug macht es nach dem Auftauchen aus der Badewanne, sobald das Gesicht zum ersten Mal mit Luft in Kontakt kommt. Solange es unter Wasser ist, wird das Baby noch mit Sauerstoff aus der Nabelschnur versorgt, es muss also noch gar nicht selbstständig atmen.