Giftige Pilze - welche sind gefährlich?
Pilze spriessen aus dem Boden, wo immer sie die passenden Bedingungen vorfinden. Welche sind giftig - und was tun, wenn Ihr Kind versehentlich davon genascht hat?
Die kindliche Entdeckungsfreude kennt kaum Grenzen und so landet beim Spielen auf dem Spielplatz oder auf dem Waldspaziergang gerne mal ein Pilz im Mund. Damit Sie schnell richtig reagieren können, ist es wichtig, über das Vorgehen im Notfall Bescheid zu wissen.
Allgemeine Regeln im Umgang mit Pilzen
Das Gebiet der Pilzkunde ist riesig und es braucht ziemlich viel Expertise, um sich auszukennen. Mehr als einen ganz groben Überblick zum Thema kann diese Zusammenstellung darum nicht bieten. Die meisten Vergiftungen lassen sich jedoch bereits vermeiden, wenn Sie im Umgang mit Pilzen Vorsicht walten lassen und keine unnötigen Risiken eingehen. Einige Grundregeln, die Sie dabei stets beachten sollten:
Sammeln Sie ausschliesslich Pilze, die Sie zweifelsfrei bestimmen können. Sind Sie sich nicht ganz sicher, um welche Art es sich handelt, lassen Sie die Pilze lieber stehen.
Lassen Sie gesammelte Pilze von einem Pilzkontrolleur überprüfen und bereiten Sie nur Pilzgerichte aus kontrollierten Pilzen zu. Die nächstgelegene Pilzkontrollstelle finden Sie unter vapko.ch.
Verlassen Sie sich bei der Bestimmung von Pilzen nicht ausschliesslich auf Ratgeber, denn die Angaben darin können veraltet sein. Auch mithilfe von Apps lassen sich Pilze nicht immer zweifelsfrei bestimmen.
Verwenden Sie zum Sammeln luftdurchlässige Behälter und keine Plastikgefässe oder -säcke. Darin verderben die Pilze schnell.
Auch Speisepilze sind in rohem Zustand meist unbekömmlich. Daher sollten sie stets gedünstet, gekocht, gebraten etc. werden. Da Pilze zudem schwer verdaulich sind, eignen sie sich besser als Beilage und nicht als Hauptspeise.
Bei empfindlichen Personen können auch Speisepilze Beschwerden wie Bauchweh, Übelkeit und Erbrechen auslösen. Wenn Sie sich nach dem Essen von Pilzen nicht wohl fühlen, muss es sich also nicht zwingend um eine Vergiftung handeln.
Lehren Sie Kinder von klein auf, weder Pilze noch unbekannte Pflanzen in den Mund zu stecken. Bedenken Sie dabei, dass Pilze nicht nur im Wald spriessen, sondern auch auf Spielplätzen, im heimischen Garten und in Blumentöpfen.
Vertrauen Sie nicht auf Volksweisheiten. So stimmt es beispielsweise nicht, dass nur ungiftige Pilze von Maden und Schnecken befallen werden. Diese Tiere können problemlos an einem für Menschen tödlich giftigen Knollenblätterpilz knabbern. Auch die Behauptung, ein Silberlöffel oder eine Zwiebel würden sich schwarz verfärben, wenn sie zusammen mit giftigen Pilzen gekocht würden, gehört ins Reich der Ammenmärchen.
Das Kind hat einen giftigen Pilz gegessen - was tun?
Die Symptome einer Pilzvergiftung sind sehr vielfältig. Sie hängen nicht nur von der Art des Pilzes ab, sondern auch von der verzehrten Menge. Die Wachstumsbedingungen von Pilzen können ebenfalls einen Einfluss darauf haben, wie viele Giftstoffe darin enthalten sind. Schliesslich sind die Reaktionen auch nicht bei allen Personen gleich. Für Kinder, ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen sind Pilzvergiftungen im Allgemeinen jedoch besonders gefährlich.
Bei manchen Pilzen machen sich die Vergiftungsanzeichen schon kurz nach dem Essen bemerkbar, bei anderen kann es mehrere Stunden dauern, bis Symptome auftreten. Besonders tückisch sind Knollenblätterpilze, da nach dem Auftreten der ersten Symptome eine vorübergehende Besserung eintritt, bevor es zu irreparablen Schäden an Leber und Nieren kommt.
Nach einer Pilzmahlzeit ist es daher ratsam, in den folgenden Stunden gut auf mögliche Symptome zu achten. Bei jeglichem Verdacht auf eine Pilzvergiftung ist es wichtig, schnell und korrekt zu handeln:
Hat Ihr Kind beim Spielen in der Natur von einem unbekannten Pilz gegessen, kontaktieren Sie Tox Info Suisse (Nummer 145), um sich zu informieren, was zu tun ist. Nehmen Sie einen Pilz mit, um ihn bestimmen zu lassen. Dies ist wichtig, damit bei einer allfälligen Vergiftung schnell die richtigen Massnahmen ergriffen werden können.
Treten nach dem Verzehr von Pilzen Symptome wie Bauchschmerzen, Übelkeit, Kopfschmerzen etc. auf, kontaktieren Sie umgehend Tox Info Suisse und befolgen Sie die Anweisungen, die Sie dort bekommen. Bei starken Symptomen sollten Sie sich direkt an den Notruf (Nummer 144) wenden.
Halten Sie die folgenden Informationen bereit, damit Sie am Telefon rasch Auskunft geben können: Alter, ungefähres Gewicht und Geschlecht des Kindes. Handelt es sich um selbst gesammelte oder gekaufte Pilze? Wie sieht der Pilz aus und wo haben Sie ihn gefunden? Wie viel hat das Kind schätzungsweise eingenommen? Wann hat es von dem Pilz gegessen? Welche Symptome sind aufgetreten? Welche Massnahmen haben Sie bereits ergriffen? Wo sind Sie und unter welcher Nummer sind Sie erreichbar? Machen Sie zudem nach Möglichkeit ein Foto des Pilzes.
Heben Sie Erbrochenes, Speisereste oder Rüstabfälle auf, damit genau bestimmt werden kann, welcher Pilz die Vergiftungssymptome ausgelöst hat.
Geben Sie Ihrem Kind nichts zu essen oder zu trinken und verabreichen Sie ihm ohne ärztliche Anweisung keine Kohletabletten.
Lösen Sie auf keinen Fall Erbrechen aus.
Stark giftige Pilze
Diese Pilze enthalten toxische Inhaltsstoffe, die schwere Vergiftungen auslösen, die schlimmstenfalls zum Tod führen können.
Frühlings-Knollenblätterpilz (Amanita verna)
Laien verwechseln diesen tödlich giftigen Pilz leicht mit Wiesen-Champignons (Agaricus campestris) oder Weissen Anis-Champignons (Agaricus arvensis).
Frühjahrs-Giftlorchel (Gyromitra esculenta)
In einigen Regionen gilt die Frühjahrs-Giftlorchel als essbar. Schwere Vergiftungen können jedoch selbst bei korrekter Zubereitung nicht ausgeschlossen werden. Deshalb gehört dieser Pilz auf keinen Fall in Ihren Sammelkorb.
Gift-Häubling (Galerina marginata)
Der stark giftige Gift-Häubling kann nur anhand des Stiels vom essbaren Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis) sicher unterschieden werden. Um gefährliche Vergiftungen zu vermeiden, ist eine sichere Bestimmung durch Experten zwingend.
Grünling (Tricholoma equestre)
In älteren Pilz-Ratgebern wird der Grünling noch als Speisepilz aufgeführt. Inzwischen haben Studien jedoch gezeigt, dass der Verzehr zu schweren Vergiftungen führen kann.
Kahler Krempling (Paxillus involutus)
Auch der Kahle Krempling wird in älteren Pilz-Ratgebern noch zu den Speisepilzen gezählt. Inzwischen ist jedoch belegt, dass der Verzehr zu schweren Vergiftungen führen kann.
Kegelhütiger Knollenblätterpilz (Amanita virosa)
Dieser wird oft auch "Weisser Knollenblätterpilz" genannt. Schon eine geringe Menge dieses tödlich giftigen Pilzes kann zu einer irreparablen Leberschädigung führen.
Königs-Fliegenpilz (Amanita regalis)
Der braune Königs-Fliegenpilz löst deutlich schwerere Vergiftungssymptome aus als sein roter Verwandter, der Rote Fliegenpilz.
Pantherpilz (Amanita pantherina)
Der Pantherpilz sieht nicht nur dem giftigen Königs-Fliegenpilz ähnlich, sondern auch dem Grauen Wulstling (Amanita excelsa) und dem Perlpilz (Amanita rubescens), die beide essbar sind.
Orangefuchsiger Raukopf (Cortinarius orellanus)
Die Gattung der Schleierlinge (Cortinarius) ist sehr artenreich. Darunter befinden sich stark giftige, giftige und ungeniessbare Arten, aber auch die essbaren Schleiereulen (Cortinarius praestans). Für Laien ist es jedoch kaum möglich, die verschiedenen Arten zu unterscheiden, weshalb Sie das Sammeln unbedingt den Experten überlassen sollten.
Riesen-Rötling (Entoloma sinuatum)
Weisse Pilze sind für Laien sehr schwer zu unterscheiden. Wohl darum ist der Riesen-Rötling für vergleichsweise viele Vergiftungen verantwortlich.
Ziegelroter Risspilz (Inocybe patouillardii)
Junge Exemplare dieses giftigen Pilzes sind weisslich und werden daher gerne mit dem essbaren Maipilz (Calocybe gambosa) verwechselt.
Giftige Pilze
Der Verzehr dieser Pilze kann eine Vielfalt von unangenehmen Symptomen (z. B. Brechdurchfall, Kopfschmerzen, Schwindel, Koliken etc.) auslösen. Sie sind jedoch weniger gefährlich als die oben aufgeführten Pilze. Dennoch ist es natürlich wichtig, dass Ihr Kind die richtige medizinische Hilfe bekommt, falls es davon gegessen hat. Löst ein Pilzgericht beispielsweise heftige Durchfälle und Erbrechen aus, kann dies bei einem Kind relativ rasch zu einem Flüssigkeitsmangel führen.
Grauer Faltentintling (Coprinus atramentarius)
Die jungen Pilze sind gekocht essbar. Im Zusammenhang mit Alkoholkonsum ist der Faltentintling jedoch stark giftig. Die Vergiftungssymptome können auch dann noch auftreten, wenn bis zu 2 Tage nach dem Essen des Pilzgerichts Alkohol getrunken wird.
Grünblättriger Schwefelkopf (Hypholoma fasciculare)
Ein weit verbreiteter giftiger Pilz, der im Frühling, im Herbst und zuweilen auch in milden Wintern auf Totholz anzutreffen ist.
Karbol-Champignon (Agaricus xanthodermus)
Für Laien besteht eine Verwechslungsgefahr mit Wiesenchampignons. Der Karbol-Champignon verströmt jedoch einen starken Phenolgeruch, der insbesondere beim Kochen wahrnehmbar ist. Zudem verfärbt sich der Pilz beim Kochen intensiv gelb.
Lila Dickfuss (Cortinarius traganus)
Durchfälle und Erbrechen, die durch den Verzehr dieses Pilzes hervorgerufen werden, können heftig sein.
Roter Fliegenpilz (Amanita muscaria)
Mit seinem auffälligen roten Hut ist der Rote Fliegenpilz der wohl bekannteste giftige Pilz.
Satansröhrling (Boletus satanas)
Der Verzehr des Satansröhrlings kann heftige Magen- und Darmbeschwerden auslösen.
Speisepilze, bei denen Verwechslungsgefahr mit ungeniessbaren oder giftigen Pilzen besteht
Manche Speisepilze sehen giftigen oder ungeniessbaren Arten zum Verwechseln ähnlich. Als ungeniessbar werden Pilze bezeichnet, wenn sie zwar nicht giftig sind, jedoch einen äusserst unangenehmen Geschmack haben oder beispielsweise sehr zäh sind. Beim Verzehr besteht zwar keine Gefahr, es ist aber auf jeden Fall besser, sie gar nicht erst zu probieren.
Bei den giftigen Doppelgängern können Verwechslungen sehr gefährlich sein. Eine Kontrolle durch eine Pilzkontrollstelle ist deshalb bei diesen Pilzen noch wichtiger als ohnehin schon.
Eierschwämmchen, Echter Pfifferling (Cantharellus cibarius)
Ist leicht zu verwechseln mit dem Falschen Pfifferling (Hygrophoropsis aurantiaca). Dieser ist zwar essbar, schmeckt jedoch nicht besonders gut und kann Magen-Darm-Beschwerden auslösen.
Grauer Wulstling (Amanita excelsa)
Der Graue Wulstling sieht dem stark giftigen Pantherpilz (Amanita pantherina) zum Verwechseln ähnlich und sollte darum nur von Kennern gesammelt werden.
Maipilz, Georgsritterling (Calocybe gambosa)
Junge Exemplare dieses Speisepilzes sind leicht zu verwechseln mit dem stark giftigen Ziegelroten Risspilz (Inocybe patouillardii).
Nebelgrauer Trichterling, Nebelkappe (Clitocybe nebularis)
Der Doppelgänger dieses Speisepilzes ist der stark giftige Riesen-Rötling (Entoloma sinuatum).
Schopf-Tintling (Coprinus comatus)
Es besteht Verwechslungsgefahr mit dem oben aufgeführten Grauen Faltentintling (Coprinus atramentarius). Dieser ist zwar ebenfalls essbar, führt in Verbindung mit Alkoholkonsum jedoch zu Vergiftungen.
Speisemorchel (Morchella esculenta)
Dieser beliebte Speisepilz wird zuweilen mit der Giftlorchel (Gyromitra esculenta) verwechselt. Unterscheiden lassen sie sich z. B. am Hut, der bei der Speisemorchel wabenartig ist, während er bei der Giftlorchel hirnartig gewunden ist.
Steinpilz (Boletus edulis)
Kann leicht mit dem Gallenröhrling (Tylopilus felleus) verwechselt werden. Dieser ist zwar nicht giftig, schmeckt jedoch sehr bitter. Beim Erhitzen verfärbt sich sein Fleisch rosa, während der Steinpilz weiss bleibt.
Stockschwämmchen (Kuehneromyces mutabilis)
Bei diesem Speisepilz besteht eine hohe Verwechslungsgefahr mit dem tödlich giftigen Gift-Häubling (Galerina marginata) und dem giftigen Grünblättrigen Schwefelkopf (Hypholoma fasciculare). Ein Besuch bei der Pilzkontrollstelle ist daher unabdingbar, bevor Sie Stockschwämmchen zubereiten.
Weisser Anis-Champignon, Schaf-Champignon (Agaricus arvensis)
Es besteht eine grosse Verwechslungsgefahr mit dem tödlich giftigen Kegelühtigen Knollenblätterpilz (Amanita virosa). Der Schaf-Champignon hat einen angenehmen anisartigen Geruch, welcher dem Knollenblätterpilz fehlt.