Sicher spielen auf dem Spielplatz

Unfälle auf dem Spielplatz sind leider gar nicht so selten. Worauf Sie und Ihr Kind achten sollten, damit der Ausflug nicht in Tränen endet.

Zwei Kinder mit Mutter auf dem Spielplatz mit Klettergerüst
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Der Spielplatz ist der perfekte Ort, um im Sand zu buddeln, den Umgang mit anderen Kindern zu lernen und auf dem Klettergerüst über sich selbst hinauszuwachsen. Dass man sich da mal eine schmutzige Hose oder eine Schürfwunde holt, versteht sich von selbst. Damit es jedoch bei diesen Kleinigkeiten bleibt, ist es wichtig, die Sicherheit im Auge zu behalten. 

Woran erkennt man einen guten Spielplatz?


Gemäss Angaben der Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu) verletzen sich in der Schweiz jährlich rund 9000 Kinder beim Spielen auf dem Spielplatz. Ein Teil dieser Unfälle lässt sich verhindern, indem die Kinder dort spielen, wo ihre Sicherheit gewährleistet ist. Ein verbindliches Label, das Ihnen anzeigt, wie sicher der Spielplatz ist und ob die Geräte regelmässig gewartet werden, existiert jedoch nicht. Das heisst, dass Sie selber gut hinschauen müssen, um mögliche Gefahren zu erkennen.

Ein guter Spielplatz:

  • Ist klar abgegrenzt oder markiert, damit Kinder erkennen, wo ihr Freiraum zum Spielen beginnt und wo er endet.

  • Ist durch eine Hecke oder einen Zaun und einen sicheren Zugang von verkehrsreichen Strassen abgetrennt.

  • Ist nicht mit Scherben, Zigarettenstummeln, Tierkot etc. verunreinigt.

  • Hat Spielgeräte und Sitzgelegenheiten, die fest im Boden verankert und intakt sind. Achten Sie auf Fäulnis und Splitter bei Holzgeräten, Rost bei Stahlgeräten, Risse in Kunststoffgeräten, lose Bauteile, vorstehende Schrauben und Nägel sowie verschlissene Seile und Ketten.

  • Verfügt unter den Spielgeräten über einen stossdämpfenden Bodenbelag, zum Beispiel Fallschutzplatten, Holzschnitzel oder Sand.

  • Bietet ausreichend Schatten.

  • Ist nicht mit Giftpflanzen wie beispielsweise Maiglöckchen, Kirschlorbeer oder Eiben bepflanzt.

Da Kinder je nach Alter ganz unterschiedliche Bedürfnisse haben, ist es zudem optimal, wenn der Spielplatz separate Spielbereiche für kleinere und grössere Kinder hat. So lassen sich Zusammenstösse zwischen neugierigen Krabbelkindern und abenteuerlustigen Schulkindern besser verhindern.

Die wichtigsten Verhaltensregeln für den Spielplatz


Wo viele Kinder im Spieleifer zusammentreffen, gibt es so manche Gelegenheit für kleinere und grössere Missgeschicke. Es ist daher wichtig, dass Ihr Kind weiss, welche Regeln gelten, damit alle sicher spielen können.

Das beginnt schon zu Hause beim Anziehen: Halstücher, Ponchos, Kleidung mit Kordeln, Armbänder und Halsketten oder Schlüsselbänder sind für den Spielplatzbesuch ungeeignet, denn sie können sich in den Spielgeräten verfangen. Aus dem gleichen Grund sollte Ihr Kind zum Spielen immer den Velohelm ausziehen. Geeignetes Schuhwerk ist ebenfalls wichtig, damit es beim Herumrennen und Klettern einen guten Halt hat und nicht über offene Schuhbändel stolpert. 

Auf dem Spielplatz angekommen, ist es wenig hilfreich, wenn Sie Ihrem Kind pausenlos vom Rande aus zurufen, wie es sich zu verhalten hat. Schärfen Sie ihm lieber einige einfache, aber unerlässliche Grundregeln ein:

  • Immer im weiten Bogen hinter oder vor der Schaukel durchgehen, um Kollisionen mit schaukelnden Kindern zu vermeiden. Auch bei anderen Spielgeräten ist ein Sicherheitsabstand angezeigt.

  • Fahrzeuge und Bälle nicht auf dem Spielplatz liegen lassen, sondern am Rand deponieren.

  • Spielgeräte nicht benutzen, wenn sie nass und rutschig sind.

  • Unbenutzte Spielgeräte nicht in Schwung versetzen, dadurch könnten andere Kinder verletzt werden.

  • Nicht mit Gegenständen werfen und nur abseits von den Spielgeräten mit Bällen spielen.

  • Entweder spielen oder essen – beides zusammen geht nicht.

Sicher Schaukeln, Rutschen und Klettern 


Je grösser Ihr Kind wird, desto selbstständiger wird es auf den Spielgeräten unterwegs sein. Nach und nach wird es also lernen müssen, wie es diese sicher benützt.

Auf der Rutschbahn gilt: Auf der Leiter nicht drängeln, erst rutschen, wenn die Bahn frei ist und am Ende den Auslaufbereich gleich wieder für die anderen Kinder freigeben. Stets mit den Füssen voraus rutschen. Traut sich Ihr Kind noch nicht alleine, helfen Sie ihm von der Seite aus. 

Beim Schaukeln ist es wichtig, dass Ihr Kind sicher in der Mitte sitzt und sich mit beiden Händen an den Seilen festhält. Hängen mehrere Schaukeln nebeneinander, sollte es nicht seitwärts schaukeln oder sich mit den Seilen ein- und wieder ausdrehen, denn dadurch könnten andere Kinder verletzt werden. Am Ende gut abbremsen und nicht einfach abspringen – dadurch lassen sich viele Unfälle verhindern.

Auf der "Gigampfi" (Wippe) werden die Füsse auf der dafür vorgesehenen Vorrichtung abgestützt. Auch hier gilt: Gut mit beiden Händen festhalten und abbremsen, wenn man genug gewippt hat. Springt ein Kind abrupt und ohne Vorwarnung ab, kann dies für das andere sehr schmerzhaft und gefährlich werden.

Beim Klettern sollte Ihr Kind immer nur eine Sprosse aufs Mal nehmen und nur so weit gehen, wie es sich sicher fühlt. Helfen Sie ihm nicht auf Klettergeräte, die es noch nicht selber erklettern kann. Es sollte sich die dazu nötigen Fertigkeiten in seinem eigenen Tempo aneignen. 

Auf dem Karussell und anderen Drehspielgeräten gilt es vor allem zu verhindern, dass dem Kind schwindlig wird. Allerdings können viele Kinder in dieser Hinsicht deutlich mehr vertragen als Erwachsene. Karussells sind meistens für kleinere Kinder konzipiert, zu Verletzungen kommt es daher eher, wenn ältere Kinder diese Geräte benutzen.

Aufsichtspflicht: Was bedeutet das konkret?


Eltern haben eine Beaufsichtigungspflicht, bis ihre Kinder mündig sind. Dies heisst natürlich nicht, dass Sie bis zum 18. Geburtstag nicht von der Seite Ihres Kindes weichen dürfen. Wie eng Sie es begleiten müssen, hängt davon ab, wie alt es ist, was es schon kann, wie (un)gefährlich die Umgebung ist und welche Tätigkeiten es ausübt.

Ist Ihr Kind noch sehr klein und unsicher auf den Beinen, ist Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit gefragt. Ein Vorschulkind jedoch kommt meistens schon sehr gut zurecht und ist bestens betreut, wenn Sie auf der Sitzbank bleiben und immer wieder einen Blick auf das Geschehen werfen.

Auch der Charakter und die Reife des Kindes bestimmen, wie viel Aufsicht nötig ist. Einen kleinen Wildfang, der sich ohne viel zu überlegen in jedes Abenteuer stürzt, können Sie nicht einfach sich selbst überlassen. Ein zurückhaltendes Kind hingegen, das jeden Schritt vorher vorsichtig abwägt, braucht eher Ermutigung, auch mal ohne Ihre Hilfe ein kleines Wagnis einzugehen.

Zwischen dem kindlichen Freiheitsdrang und der elterlichen Aufsichtspflicht den richtigen Weg zu finden, ist nicht immer einfach. Wichtig ist, die Bewegungsfreiheit Ihres Kindes nicht durch Ihre eigenen Ängste einzuschränken. Auf dem Spielplatz hat es die Möglichkeit, in einer kindgerechten Umgebung Neues zu lernen und Herausforderungen zu meistern. Dies ist wichtig für seine Entwicklung - auch wenn die zum Teil waghalsigen Manöver manchmal ein paar Schrammen hinterlassen.

Streit auf dem Spielplatz – eingreifen oder nicht?


Dass es beim Spielen hin und wieder zu Reibereien kommt, ist vollkommen normal und grundsätzlich nicht schlecht. Kinder müssen lernen, Konflikte auszutragen und das können sie nicht, wenn Erwachsene bei der kleinsten Unstimmigkeit eingreifen. Meistens finden die Kleinen erstaunlich schnell einen Weg, ihr Problem zu klären, wenn man sie machen lässt. Und für Kleinkinder ist die Welt auch innert kürzester Zeit wieder in Ordnung.

Es gibt jedoch Situationen, in denen Sie die Konfliktlösung nicht den Streithähnen überlassen können:

  • Wenn ein Kind anderen Schmerzen zufügt oder sie in Gefahr bringt.

  • Wenn ein Kind beleidigende und abwertende Bemerkungen macht.

  • Wenn eines der involvierten Kinder dem anderen deutlich überlegen ist und sich das schwächere nicht selber wehren kann.

  • Wenn sich mehrere Kinder gegen eines verbünden.

  • Wenn die Kinder mit Gegenständen aufeinander losgehen.

Einschreiten bedeutet jedoch nicht, dass Sie vorschnell Partei ergreifen sollten. Erwachsene bekommen nicht immer mit, was alles schon passiert ist, bevor die Situation eskaliert ist. Geben Sie jedem Kind die Gelegenheit, seine Sicht der Dinge zu schildern und unterstützen Sie die Knöpfe dabei, eine Lösung zu finden.

Verhält sich ein Kind ausgesprochen rücksichtslos, sind manchmal auch klare Worte gefragt. Bleiben Sie dabei aber trotz allem berechtigten Ärger fair und verzichten Sie auf beleidigende Aussagen.

Wer ist zuständig bei Mängeln?


Im Idealfall befindet sich auf dem Spielplatz eine Hinweistafel mit den geltenden Regeln und den Kontaktdaten der zuständigen Organisation oder Eigentümerin. Vielfach machen Eltern jedoch die frustrierende Erfahrung, dass der nächstgelegene Spielplatz mehr oder weniger sich selbst überlassen bleibt und sie immer erst Scherben einsammeln müssen, bevor die Kinder spielen können. Nehmen Sie diese Umstände nicht einfach hin, sondern machen Sie ausfindig, wer für den Spielplatz zuständig ist und melden Sie die Mängel.

Mit dem Hinweis "Eltern haften für ihre Kinder" können Spielplatzbetreiber nicht einfach jede Verantwortung von sich weisen. Kommt es aufgrund von Mängeln bei der Erstellung oder Wartung zu Unfällen, kann dies für die Eigentümer rechtliche Konsequenzen haben.

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