Kind als Trennungsgrund

Paar im Konflikt mit Kinderwagen

Ein Kind bedeutet für viele Paare das grösste denkbare Glück. Das Gefühl bei der Geburt ist unbeschreiblich und das Glück scheint durch nichts getrübt werden zu können. Diese romantische Idealvorstellung einer Familie entspricht jedoch nicht immer der Realität. Denn oft ist das Kind nicht die Krönung einer Beziehung, sondern ihr Ende.

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Gemäss Studien ist die Geburt eine Kindes nämlich der häufigste Grund für eine Scheidung in den ersten Ehejahren. Wenn die Ehe trotzdem bestehen bleibt und die Eltern ihre Probleme ignorieren, kommt die Krise, wenn das jüngste Kind mit der Ausbildung fertig ist. Ausserdem löst sich in jeder 3. Ehe nach der Geburt eines Kindes die erotische Bindung und das Paar lebt ohne gemeinsamen Sex.

Darüber hat der Psychoanlaytiker Wolfgang Schmidbauer ein Buch geschrieben. Mit „Partnerschaft und Babykrise“ bricht er mit einem romantischen Tabu.

Die Geburt eines Kindes ist mit vielen grundlegenden und einschneidenden Veränderungen verbunden. Das äussert sich nicht nur körperlich und seelisch, wie zum Beispiel in grosser Erschöpfung, einem als "Baby-Blues" bekannten Stimmungstief bis hin zur Wochenbettdepression oder in Problemen mit der Geburtsverarbeitung. Die neuen Lebensumstände stellen an beide Partner grosse Anforderungen, deren sich viele Eltern in spe aber gar nicht bewusst sind. Das Leben mit einem Kind, die Arbeit, die Verantwortung und die Belastung werden zwar oft erwartet, aber vielfach unterschätzt.

Mit der Geburt eines Kindes kommt nämlich nicht nur einfach ein kleiner Mensch hinzu. Das Leben muss nicht nur etwas umorganisiert werden, es  verändert sich auch viel in den Beziehungen und der Rolle der Partner. Frau und Mann werden zu Mutter und Vater. Aus dem Liebespaar werden plötzlich Eltern. Das Paar wird zur Familie.

Ist das erste Kind geboren, ist plötzlich alles anders, und für die frischgebackenen Eltern beginnt erst einmal eine Neuorientierung. Die Rollen und die Aufgaben müssen neu verteilt werden. Denn trotz der idealen Vorstellung der Gleichberechtigung von Mann und Frau ist die traditionelle Rollenverteilung nach wie vor auch in der Schweiz die Regel.

Viele Mütter kehren der Berufswelt nach der Geburt des ersten Kindes zumindest vorerst den Rücken (Mutterschaftsurlaub). Sie kümmern sich hauptsächlich um den Haushalt und die Kinderversorgung. Damit verändert sich nicht nur ihr Aufgabenbereich, sondern auch ihr gewohntes soziales Umfeld. Auch wenn sie später wieder Teil- oder Vollzeit in ihren Beruf zurückkehren, bleibt doch vieles anders als zuvor.

Männer sehen sich oftmals plötzlich in der Rolle des Alleinversorgers. Und sie wollen gute und präsente Väter sein. Es ist für viele Papas nicht einfach, mit dieser grossen Verantwortung und Doppelbelastung auf Anhieb klar zu kommen.

Frau und Mann müssen sich jeder für sich, aber auch als Eltern- und Liebespaar, in dieser neuen Situation zurechtfinden. Mit der Gründung einer Familie sehen sich Frau und Mann nicht nur mit ihrer neuen Rolle konfrontiert, sondern es kommt auch noch viel zusätzliche Arbeit hinzu. Ein Kind ist ein fulltime Job und verändert die bisherige Alltagsroutine. Neben der täglichen Versorgung des Nachwuchses, den Wäschebergen, dem Stillen oder Schöppeln, und der Führung des Haushalts kommen häufig noch schlaflose Nächte, Übermüdung, Sorgen bis hin zur Überforderung hinzu. Da bleibt anfänglich kaum mehr Energie und Zeit für Freizeit und Erholung, für die Partner als Individuen oder als Paar.

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Letzte Aktualisierung: 18.03.2020, JL