Wenn El­tern strei­ten

Eltern diskutieren am Esstisch
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Ganz grund­sätz­lich: Strei­ten un­ter El­tern ist er­laubt. Schliess­lich ken­nen auch Kin­der ihre ei­ge­nen Aus­ein­an­der­set­zun­gen mit Ge­schwis­tern oder „Gspänd­li“. Zu­dem ler­nen Kin­der durch das Strei­ten kon­flikt­fä­hi­ger zu wer­den. Und sie wer­den spü­ren, dass Streit und Mei­nungs­ver­schie­den­hei­ten nicht den Bruch zwi­schen zwei Men­schen be­deu­ten müs­sen. Im Ge­gen­teil, das Kind lernt da­bei, dass mach sich trotz Streit auch wie­der ver­tra­gen kann.

El­tern soll­ten da­her nicht ver­su­chen, jede Un­stim­mig­keit un­ter­ein­an­der vor den ei­ge­nen Kin­dern zu ver­ber­gen. Denn die­se mer­ken durch­aus, wenn „di­cke Luft“ ist. Wenn Mami und Papi dann so tun, als sei nichts ge­we­sen, zwei­feln die Kin­der schnell an ih­rer ei­ge­nen Wahr­neh­mung. Des­halb soll­ten Sie bes­ser of­fen mit Kon­flik­ten um­ge­hen.

Aber Vor­sicht, es gibt Re­geln:


  • Trotz Wut oder Ver­let­zun­gen soll­te man dar­auf ach­ten, dem Part­ner nicht die Wür­de ab­zu­spre­chen.

  • Ver­ba­le An­grif­fe, die un­ter die Gür­tel­li­nie ge­hen, sind da­her ver­bo­ten. Auch kör­per­li­che Ge­walt ist ein Tabu. Auch un­kon­trol­lier­tes Aus­ras­ten ist eben­falls nicht er­laubt. Sol­ches Ver­hal­ten wirkt auf Kin­der be­droh­lich. Die Kin­der wer­den un­ter sol­chen Vor­aus­set­zun­gen bald ein­mal Angst ha­ben, dass sich die El­tern tren­nen könn­ten. Die Ver­lust­ängs­te die da­durch ent­ste­hen kön­nen, sind gra­vie­rend – und nicht sel­ten re­agie­ren Kin­der in sol­chen Si­tua­tio­nen sel­ber mit Ag­gres­si­vi­tät.

  • Wenn El­tern strei­ten, soll­ten sie auch dar­auf ach­ten, die Kin­der nicht mit ein­zu­be­zie­hen. Denn die­se sind we­der Zeu­gen noch Ver­mitt­ler. El­tern sind alt ge­nug, Kon­flik­te un­ter­ein­an­der zu re­geln und Ar­gu­men­te zu fin­den. Zu­dem gibt es et­li­che The­men, die nicht für Kin­de­roh­ren be­stimmt sind.

  • El­tern soll­ten sich im­mer wie­der vor Au­gen hal­ten, dass sie Vor­bil­der für ihre Kin­der sind, auch im Streit. Wer von sei­nen Kin­dern er­war­tet, dass sie kei­ne Schimpf­wor­te be­nut­zen, soll­te da­her auch selbst da­mit zu­rück­hal­tend sein.

  • Auch ein Streit hat eine Struk­tur, ei­nen An­fang und in der Re­gel auch ein Ende. Des­halb ist es wich­tig, dass Kin­der ler­nen, was nach ei­ner Aus­ein­an­der­set­zug kommt: Das Ge­spräch mit­ein­an­der und die Ver­söh­nung. Nicht im­mer fällt es aber leicht, nach ei­ner Aus­ein­an­der­set­zung auf den Part­ner zu­zu­ge­hen und das Kriegs­beil zu be­gra­ben. Aber: Ein „fal­scher“ Frie­den aus Rück­sicht auf die Kin­der ist nicht gut – ihr Kind wird die Sa­che bald durch­schau­en und sich er­neut ängs­ti­gen.

  • Trotz ih­rer per­sön­li­chen Dif­fe­ren­zen soll­ten El­tern im Auge be­hal­ten, wie sich ihr Ver­hal­ten auf das Kind aus­wirkt. Ver­hal­tens­auf­fäl­lig­kei­ten oder Ein­schlaf­stö­run­gen soll­te es nicht ge­ben, weil der el­ter­li­che Streit mal wie­der über Tage dau­ert! Da­her soll­ten Sie - wenn mög­lich - ver­su­chen, den Streit noch vor dem zu Bett ge­hen der Kin­der zu be­rei­ni­gen. Das be­ru­higt sie und gibt ih­nen Si­cher­heit.

  • Wer­den die Schwie­rig­kei­ten un­ter den El­tern gra­vie­rend und der Krach zur Dau­er­be­las­tung, ist es wich­tig, dass Sie Hil­fe von aus­sen ho­len (Fa­mi­li­en­be­ra­tungs­stel­len).

Letzte Aktualisierung: 18.03.2020, VZ